
Herford. Seit 2004 begleiten Familienpatinnen des Kinderschutzbundes Herford (KSB) junge Familien in der Stadt. „Rund ein Dutzend Familienpatinnen engagieren sich ehrenamtlich bei uns in diesem Bereich“, sagt Sozialarbeiterin Sarah Kunze, die seit September 2023 die Projekte „Familienpaten“ und „Nummer gegen Kummer“ koordiniert: „Weil die Nachfrage aber viel größer ist als das, was wir leisten können, suchen wir Menschen, die sich in diesem Bereich ehrenamtlich engagieren möchten.“
Gefragt seien Einfühlungsvermögen und Lebenserfahrung, sagt Kunze und die Bereitschaft, wöchentlich etwa zwei bis drei Stunden als Patin in einer jungen Familie zu verbringen. „Gedacht ist unser Angebot für Familien oder Alleinerziehende mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren“, sagt sie.
Die Familienpatinnen fördern den verantwortlichen Umgang mit dem Kind, unterstützen bei Pflege und Versorgung, geben Tipps zur gesunden Entwicklung oder zum altersgerechten Spielen, begleiten zu Arzt- oder Behördenbesuchen, helfen bei Kontakten zu Spielgruppen, Babytreffs, Sportvereinen oder Kindertagesstätten oder übersetzen Formulare aus dem Behördendeutsch. „Manchmal spielen sie auch einfach mit einem Kind, damit die Mutter sich für einige Zeit ausschließlich mit einem eventuellen zweiten Kind beschäftigen kann oder etwas Zeit für sich selbst findet“, sagt Kunze.
„Die Anfragen kommen aus allen Schichten“
Begleitet werden Familien oder Alleinerziehende in Belastungssituationen mit unzureichender oder fehlender familiärer Unterstützung, etwa alleinerziehende Frauen, die nach Herford gezogen sind, hier nicht über Familie, Freundeskreis oder Netzwerke verfügen und versuchen, Kindeserziehung, Alltag und Berufsleben zu meistern. „Die Anfragen kommen aus allen Schichten, inzwischen durchaus auch von Akademikerinnen und Akademikern, die voll berufstätig und mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie überfordert sind“, sagt Kunze. „Die Bedarfe in den Familien sind daher so unterschiedlich wie die Menschen.“
Anfragen erreichen den KSB über Familienhebammen, Lehrerinnen und Lehrer, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Kinderärzte und Kinderärztinnen oder über das Projekt „Chancenreich“. „Ich begleite die Familienpatinnen bei den ersten Besuchen.
„Bei uns im Verein ist alles freiwillig“
Der KSB bringt Patinnen und Familien zueinander, die zusammen passen könnten“, sagt Kunze, Mutter zweier Kinder, die aus früheren Tätigkeiten bei den Jugendämtern in Düsseldorf und Halle/Westfalen auch die behördliche Sicht kennt. „Im Gegensatz zu meiner Zeit beim Jugendamt ist bei uns als Verein alles freiwillig“, sagt sie: „Daher werden die Patinnen meist viel schneller akzeptiert als das bei Behördenmitarbeiterinnen der Fall ist.“
Unterstützt werden die Patinnen vom KSB auch. „Bei monatlichen Treffen wird über fachliche Themen oder Probleme gesprochen“, sagt Kunze. Leider gebe es bei den Familienpatinnen, anders als beim Sorgentelefon „Nummer gegen Kummer“ oder den Gruppen der Lernförderung, nur wenige Menschen, die sich eine ehrenamtliche Tätigkeit in dem Bereich vorstellen können.
Um das zu ändern, lädt der KSB alle Menschen, die Interesse an der Tätigkeit als Familienpatin oder Familienpate haben, für Donnerstag, 11. April, um 16 Uhr zu einem Informationstreffen in die Räume des KSB, Münsterkirchplatz 7, ein.
Infos dazu gibt es unter Tel. 05221 86747 oder per Email. „So können mich auch Interessierte erreichen, die am Termin verhindert sind“, sagt Kunze: „Auch wenn die Gruppe derzeit nur aus Frauen besteht, können sich auch Männer melden.“