Hängepartie für Herforder NWD-Musiker: Entscheidungen rund ums OWL-Forum lassen auf sich warten

Herford. Durch die verschlossenen Türen zum Probenstudio am Schützenhof sind kraftvolle Orchesterklänge zu hören. Ein ganz normaler Arbeitstag für die Musiker der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD): Das Programm für die nächsten Konzerte wird geprobt - alle Instrumentengruppen sitzen dafür zusammen im Studio. Hier seien die Bedingungen eigentlich ganz in Ordnung was Platzangebot und Akustik angehe, sagt der Künstlerische Betriebsdirektor Friedrich Luchterhandt. Ähnlich verhalte es sich mit dem Konzertsaal. &bdquo;Der klingt eigentlich ganz gut.“ Aber das sei es dann auch schon mit den annehmbaren Bedingungen, die am Schützenhof für die NWD herrschten. Bereits seit Jahren wird in Herford über eine neue Spielstätte für die NWD diskutiert. Mit dem Bau eines großen OWL-Forums sollten dann bekanntlich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Die NWD sollte hier - ihren Anforderungen gemäß - proben und auftreten können, das Stadttheater sollte ebenfalls adäquat untergebracht werden und in dem Kulturkomplex eine eigene Bühne sowie benötigte Nebenräume bekommen. Richtungsweisende Entscheidung in der Märzsitzung? Kritik an diesen Plänen zum Bau einer großen Kulturlösung kam von viele Seiten, immer wieder gab und gibt es auch Vorschläge für kleinere, vermeintlich kostengünstigere Lösungen. Unterm Strich nahm Bürgermeister Tim Kähler die Ratsabstimmung über ein großes OWL-Forum in der Februarsitzung von der Tagesordnung. Auch die erneut durch die Grünen eingebrachte Abstimmung darüber, zunächst wenigstens einen Architektenwettbewerb zum OWL-Forum durchzuführen, um Möglichkeiten abzuwägen, wurde aufgrund von Beratungsbedarf einiger Fraktionen in die Märzsitzung verschoben. Doch was machen diese erneuten Verzögerungen mit denen, die tagtäglich in dem zweifellos sanierungsbedürftigen Schützenhof, der auch platzmäßig in keinster Weise das hergibt, was benötigt wird, leben müssen. &bdquo;Es ist eine echte Hängepartie für uns“, sagt Anne Heinemann vom Orchester-Vorstand deutlich. Im gesamten Gebäude sei es häufig entweder zu warm oder zu kalt, da die Heiztechnik im Keller uralt und marode sei. &bdquo;Wenn Konzerte sind, stellen wir die Heizung drei Stunden vorher an, damit es halbwegs geht“, bekräftigt Luchterhandt. Kürzlich habe er allerdings die Heizkostenabrechnung bekommen. &bdquo;Dafür könnte ich wahrscheinlich die Stadthalle Bielefeld mieten.“ Es geht nicht um Luxus, sondern um Grundlegendes Auch der Platzmangel ist ein tagtägliches Problem: &bdquo;Es fehlt an allen Ecken und Enden - an Umkleiden, an kleinen Übungsräumen und Stimmzimmern für einzelne Instrumentengruppen, an Lagerkapazität“, zählt Luchterhandt auf. Das alles habe Folgen für die Philharmoniker und ihre Arbeitsbedingungen, verdeutlicht Thomas Brogsitter, Betriebsratsvorsitzender der NWD. &bdquo;Viele Kollegen haben eben nicht die Möglichkeit, zu Hause zu üben, weil sie zur Miete wohnen und das einfach zu laut wäre - das betrifft rund 40 Prozent der 80 Musiker, vor allem die jüngeren Kollegen.“ Auch die Umkleide-Situation sei katastrophal, so Brogsitter weiter. &bdquo;Wir nutzen derzeit die Kantine, einen Konferenzraum oder auch mal ein Büro. Das ist eigentlich kein Zustand, zumal es auch schwierig ist, persönliche Sachen unterzubringen. Und auch Damen- und Herrenduschen fehlen.“ Bei Konzerten müssen alle 80 Musiker mit ihren Instrumenten durch eine schmale Holztür die Bühne betreten. &bdquo;Das ist alles andere als optimal und dauert“, so der Betriebsratsvorsitzende. &bdquo;Und zu allem Überfluss ist die Wartezone für die Musiker samt ihren Instrumenten unbeheizt, was auch für die Instrumente nicht gut ist.“ Auch das Publikum stimmt ab - mit den Füßen Es gehe hier weniger um Komfort oder Luxus als vielmehr darum, dass die Musiker professionell ihre Arbeit erledigen könnten. Deshalb führten die Verzögerungen rund um eine Entscheidung der Politik zu Enttäuschung und dem Gefühl der Perspektivlosigkeit, sagt der 43-Jährige. &bdquo;Wir brauchen dringend eine Lösung und zumindest das Gefühl, dass etwas auf den Weg gebracht wird - eben eine Perspektive.“ Das Publikum merke bei Konzerten in der Regel nicht viel von den mangelhaften Bedingungen im Schützenhof. &bdquo;Wie gesagt, die Saalakustik ist okay“, so Friedrich Luchterhandt. Allerdings fehle es an der passenden Atmosphäre. &bdquo;Ich habe kürzlich erst einen Lehrer vom Herforder Friedrichs-Gymnasium und weitere Herforder bei unserem Konzert in Bad Salzuflen getroffen. &bdquo;Wenn Menschen, die in Herford leben, ein NWD-Konzert lieber in der Nachbarstadt besuchen, so ist das auch eine Art Abstimmung mit den Füßen“, sagt Luchterhandt. Welche Lösung auch immer am Ende umgesetzt werde, es sei wichtig, dass es losgehe, sagt auch Andreas Kuntze, Intendant der NWD. &bdquo;Die gangbaren Wege muss die Politik aufzeigen, und wir hoffen, dass das möglichst bald passiert. Aus unserer Sicht können wir nur betonen: Wir wünschen uns einen Konzertsaal und professionelle Rahmenbedingungen zum Proben - möglichst an einem Ort.“

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