Gesicht des Kreises Herford

Über ein Vierteljahrhundert Schulleiter in Enger: Trauer um stellvertretenden Landrat

Hartmut Golücke ist mit 75 Jahren gestorben. Mit ihm verliert der Kreis einen Mann, der „Kommunalpolitik erlebbar gemacht hat“, so Landrat Jürgen Müller.

Knapp 20 Jahre lang war er Herfords stellvertretender Landrat: Hartmut Golücke ist nun im Alter von 75 Jahren verstorben. | © SPD

29.01.2024 | 29.01.2024, 11:32

Kreis Herford. Er war fast ein Elder Statesman: Groß, freundlich, verbindlich, sonore Stimme, ein Moderator, der Menschen zusammenbringt und etwas bewegt. 20 Jahre lang war Hartmut Golücke als erster stellvertretender Landrat so das Gesicht des Kreises Herford. Wie jetzt bekannt wurde, ist er im Alter von 75 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit am vergangenen Freitag, 26. Januar, gestorben.

„Mit Hartmut Golücke hat der Kreis Herford eine Persönlichkeit verloren, die Kommunalpolitik für jeden erlebbar gemacht hat“, so Landrat Jürgen Müller. Für ihn sei er Ratgeber und Freund gewesen. Und „Hartmut ist wirklich von vielen in der Bevölkerung – etwa über die Besuche und Veranstaltungen - als der Vertreter des Kreises gesehen worden.“ Sein Amt habe er dabei immer als überparteiliches Amt abseits der Tagespolitik wahrgenommen.

Studium in Bielefeld, Schulleiter in Enger

Kurz vor Weihnachten 1948 in die Not und die Aufbaujahre der Nachkriegszeit geboren, entscheidet sich Golücke nach dem Abitur dazu, Lehrer zu werden. Sein Studium für die Grund- und Hauptschulen absolvierte er an der Pädagogischen Hochschule in Bielefeld und leitete schließlich zwischen 1986 und 2011 über ein Vierteljahrhundert die Grundschule Steinbeck/Besenkamp und prägt damit auch durch sein berufliches Wirken viele Schüler-Jahrgänge.

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Auch seine Heimat will er mitgestalten. 1973 tritt er in die SPD ein, 1994 wird er Mitglied des Kreistages. Seit 2004 und in den danach folgenden 20 Jahre ist er erster stellvertretender Landrat des Kreises Herford. Golücke, so berichten Weggefährten, hat sich akribisch auf jeden seiner Termine als stellvertretender Landrat vorbereitet und sich über jede Aufgabe und jeden Besuch Gedanken gemacht, jeden Menschen wertgeschätzt. Darüber hinaus war er rhetorisch versiert, ein guter Redner, er konnte Menschen mit seinem Charme und seiner zugänglichen Art und Weise für sich einnehmen.

Die Frage alternativer Wohnformen für ältere Menschen

Über Jahre steht er dem Kreispolizeibeirat vor, ist Mitglied im Sozialausschuss, dem Rechnungsprüfungsausschuss oder dem Ausschuss für Bauen und Ordnung. Darüber hinaus ist er Kuratoriumsmitglied der Stiftung Zukunft im Wittekindskreis, im Beirat und Kuratorium der Fachschule für Agrarwirtschaft Herford.

Die Entwicklung und die Realisierung von alternativen Wohnformen für ältere Menschen im Wittekindsland und die Umsetzung der Inklusion in allen gesellschaftlichen Bereichen sowie die gesundheitliche Versorgung im Kreisgebiet gehören zu den Schwerpunkten seiner Arbeit. Er setzt sich aber auch für die Sanierung von Kreisstraßen und den weiteren Ausbau des Radwegenetzes an den Kreisstraßen ein.

Hartmut Golücke ist auch der Erfinder einer besonderen Kaffeetafel, die den Kreis Herford bundesweit bekannt machte: Vor 15 Jahren hatte er zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) den ältesten Kaffeeklatsch Deutschlands ins Leben gerufen: Alle Über-Hunderterjährigen aus dem ganzen Kreis Herford wurden dazu eingeladen.