Deshalb ist der älteste Bioladen im Kreis Herford nun auch der kleinste

Kreis Herford. Seit der Gründung im Oktober 1979 ist der Vlothoer Bioladen &bdquo;Regenwurm“ ein wichtiger Treffpunkt in der Stadt für alle Menschen, die ihr Leben ökologisch ausrichten wollen. &bdquo;Ich will vor Ort alles anbieten, was Menschen für ein komplett ökologisches Leben brauchen, und ihnen weite Wege ersparen“, sagt Gründer und Inhaber Rudolf Döhr. Jetzt verkleinerte er das Geschäft von 160 auf zehn Quadratmeter, bietet aber im Bio-Lebensmittelbereich weiter das gewohnte Sortiment an. Damit ist der Laden wohl nicht nur einer der ältesten noch bestehenden Bioläden im Kreis und Ostwestfalen, sondern wohl auch der kleinste. Gedacht ist das aber nur als Übergang. Im alten Ladenlokal, Lange Straße 126, gab es neben dem Lebensmittelsortiment auch Bücher und CDs. &bdquo;Vor allem bei Büchern standen die Kosten für die benötigte Fläche schon lange in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag mehr“, sagt Döhr: &bdquo;Grund ist nicht nur Amazon, sondern ein generell rückläufiges Interesse am Lesen.“ Bücher gibt es daher nur noch auf Nachfrage im Laden, CDs und Platten im Internet auf www.discogs.de. Viele Stammkunden Zur eigenen Überraschung hat auf den jetzt nur noch zehn Quadratmetern &bdquo;Ladenfläche“ – eigentlich die frühere Warenannahme – und im Kühlraum ansonsten aber das komplette Lebensmittelsortiment Platz gefunden. Gemüse, Milchprodukte, Obst und Gemüse werden derzeit direkt aus dem Kühlraum verkauft. &bdquo;Da es keine Bedientheke mehr gibt, muss ich den Käse morgens schneiden und hoffen, dass ich den Bedarf richtig einschätze“, sagt er. Das sei aber möglich, da der &bdquo;Regenwurm“ viele Stammkunden habe. &bdquo;Mit denen habe ich das neue Konzept besprochen und die tragen das mit, auch weil es nur als Übergang gedacht ist“, sagt der 70-Jährige. Döhr möchte mit seinem Bioladen spätestens um Ostern herum wieder mit einem Ladenlokal in der Stadt präsent sein. &bdquo;Ich denke an ein Ladenlokal mit etwa 40 Quadratmetern und bin dazu auch schon in Gesprächen. Da soll der Laden auch etwas von dem Treffpunkt-Charakter zurückgewinnen, den er im Moment nicht bietet“, sagt er. Die alten Kühltheken und Regale sind jedenfalls noch nicht verkauft, sondern nur eingelagert. Ausgerechnet der Eintritt der Grünen in die Bundesregierung Ende 2022 habe mit zur Entscheidung beigetragen, das Ladenlokal zu kündigen und sich drastisch zu verkleinern. &bdquo;Es war klar, dass Handelsketten und Erzeuger darauf reagieren würden, ihre Biosortimente vergrößern und so den Druck auf die kleinen Läden erhöhen würden“, sagt Döhr. Supermärkte sind Konkurrenz Dazu komme, dass selbst Ketten wie Aldi, Lidl oder Edeka neben Produkten mit dem weniger strengen EU-Bio-Label inzwischen auch Produkte von Bio-Herstellern wie Bioland, Demeter oder Rapunzel, die nach den strengeren Bio-Anforderungen deutscher Biolabels produzieren und sonst nur in Bioläden erhältlich waren, im Angebot haben. Doch nicht nur der Wandel im Handel, sondern auch die Veränderungen in der Vlothoer Innenstadt mit der Schließung oder Abwanderung vieler innerstädtischer Geschäfte hätten es ihm seit Jahren schwer gemacht. &bdquo;Wenn mir vor 40 Jahren jemand gesagt hätte, dass mein Geschäft einmal ein sogenanntes Traditionsgeschäft sein würde, hätte ich das nicht geglaubt. Damals war die Innenstadt voll von inhabergeführten Geschäften mit teils mehr als 100-jähriger Tradition.“ Ausgerechnet Corona habe ihm noch einmal einen kleinen Boom beschert: &bdquo;Kleine Lebensmittelläden durften ja geöffnet bleiben.“ Zuletzt sei der Umsatz aber wieder rückläufig gewesen, es fehle die Laufkundschaft. Noch fehlt das Schild Trotzdem glaubt er an die Zukunft eines Bioladens in Vlotho, denkt aber auch an eine eventuelle Übergabe. &bdquo;Ich suche schon länger nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger“, sagt er. Es habe sogar immer wieder ernsthaft interessierte Menschen gegeben, aber der alte Laden mit seinem riesigen aber unübersichtlichen Sortiment habe sie meist überfordert. Auch daher die Reduktion. Den &bdquo;neuen“ Regenwurm – auf den dann 40 Quadratmetern – wolle er noch einige Zeit selbst betreiben, um eventuell an einer Übernahme interessierten Menschen realistische Zahlen zum Umsatz präsentieren zu können. Der Regenwurm ist dienstags und donnerstags von 10 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr im neuen Ladenlokal an der alten Adresse geöffnet, allerdings hinter einem unscheinbaren Nebeneingang. Noch fehlt das Schild, und das Schaufenster neben der Ladentür ist noch leer. Dort will Döhr die Produkte präsentieren, die es weiter gibt, die aber im Laden dann doch keinen Platz mehr gefunden haben, etwa Kosmetik oder Hygieneprodukte. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial &bdquo;Lifestyle, Gastro, Shopping“

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