Letzte Chance fürs Herforder OWL-Forum

Tim Kähler zieht die Kostenbremse. Für das OWL-Forum sollen nicht mehr als 120 Millionen Euro ausgegeben werden. Um das zu erreichen, will er einen Preisdeckel setzen. Der Vorschlag des Bürgermeisters: Die Stadt schreibt einen Architektenwettbewerb aus. Haben die Architekten gute Ideen, wie die bisherigen Wünsche für ein solches Kulturzentrum in einem 120-Millionen-Euro-Bau untergebracht werden können, sucht die Stadt einen Generalunternehmer, der vertraglich zusichert, dass er für diese Summe bauen kann. So der Rat dem zustimmt. Das zuletzt von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten von Holger Küpper (Baa Projektmanagement) hatte die ursprünglich 2019 ausgerechneten Kosten von rund 97 Millionen Euro für ein gemeinsames Veranstaltungszentrum neu kalkuliert und dabei Baukosten- und Zinssteigerungen eingerechnet. Die Prognose von 136 bis 147 Millionen Euro, die daraufhin für das Kulturzentrum veranschlagt wurden, stießen in der Politik auf wenig Begeisterung. Es zeichnete sich ab, dass es der Bürgermeister schwer haben wird, hierfür eine Mehrheit zusammen zu bekommen. Der CDU-Stadtverband warf den Vorschlag eines Janup-Kultur-Zentrums in den Ring, das 68 Millionen Euro kosten sollte. Allerdings ohne zu begründen, wie diese Kosten zustande kommen und wie die benötigten Räume untergebracht werden sollen. Kählers Vorschlag liegt jetzt unter der Summe der CDU, denn das gedeckelte Forum soll nach wie vor so gestaltet werden, dass Fördermittel von Land und Bund fließen – im Gegensatz zum CDU-Vorschlag. Rund 65 Millionen sind für das OWL-Forum in Aussicht gestellt. Für das 120-Millionen-Euro-Gebäude bliebe also noch ein städtischer Eigenanteil von 55 Millionen Euro. Vorausgesetzt, der Preisdeckel funktioniert. Gedeckeltes Forum für Stadt billiger als CDU-Vorschlag Der Eigenanteil der Stadt beim preisgedeckelten Forum liegt zudem unter den Berechnungen für eine Sanierung der beiden Altgebäude: Stadttheater und Schützenhof. Die Baa-Studie hatte hierfür 65 bis 70 Millionen Euro ausgerechnet. Auf den ersten Blick ist es schwer nachzuvollziehen, wie es funktionieren soll, dass alle Wünsche, die zuletzt im Rahmen von Kulturdialogen ermittelt und in einem Raumbuch festgehalten wurden, so viel preiswerter umgesetzt werden sollen. Immerhin ist der Preisunterschied zum günstigsten Küpper-Szenario 16 Millionen Euro. Kähler beruft sich auf Experten, die ihm versichert hätten, dass 120 Millionen Euro machbar sein sollten. Es ist sein Versuch, dem Projekt eine letzte Chance zu geben. Schließlich ist es bis dato der einzige fundierte Vorschlag, um Theater und Nordwestdeutscher Philharmonie (NWD) eine Zukunft in Herford zu geben. Viel Geld in eine Sanierung zu stecken, wenn die Gebäude dann weiterhin nicht optimal und im Unterhalt teuer sind, scheint keine gute Option zu sein. Vorschläge zu alternativen Bauten, wie dem Janup-Kultur-Zentrum oder einem billigen Studio für die NWD können nicht ernst genommen werden. Wozu soll ein Studio gut sein, wenn die Philharmonie in Herford keinen Konzertsaal mehr hat? Am Sitz des Landesorchesters sollten Konzerte möglich sein. Finale Entscheidung trifft allerdings der Rat Dass das Theater nicht für die NWD-Zwecke umgebaut werden kann, ist hinlänglich bekannt, zu unterschiedlich sind die Ansprüche. Zumindest sagen das die Betroffenen. Der Kulturbeirat wird in der kommenden Woche über das Thema beraten. Bislang signalisierte das Gremium, dass es Investitionen in einen oder mehrere Orte für das Theater und die NWD begrüßt, das große Veranstaltungszentrum aber kritisch sieht. Nun soll es befürworten, dass die Stadt einen Architektenwettbewerb ausschreibt. Und, dass die Bauabteilung der Stadt noch einmal ihre Einschätzung zu allen möglichen Standorten abgeben soll. Die finale Entscheidung trifft allerdings der Rat. Im Februar ebenfalls über den Architektenwettbewerb und nach dem Einholen der Ergebnisse dann final über die Realisierung. Die Signale aus Richtung CDU und Grüne sind noch sehr zurückhaltend. Die Zahlen zu den Folgekosten will der Kämmerer noch liefern. Wird sich dann gegen ein OWL-Forum entschieden, ist wieder alles offen. Die Neubauwünsche für ein kleines Kulturzentrum am Janup werden jedenfalls so schnell nicht verstimmen.

Meistgelesen