OWL-Forum: Für eine Entscheidung fehlt noch etwas

Die Entscheidung über das OWL-Forum soll bald getroffen werden. Endlich, könnte man sagen, schließlich steht die Idee eines gemeinsamen Veranstaltungszentrums für die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) und das Stadttheater schon seit Jahren im Raum. 2017 hatte Bürgermeister Tim Kähler ein so genanntes OWL-Forum zum ersten Mal ins Spiel gebracht. Schon damals ging es um den Sanierungsstau der bestehenden Veranstaltungsorte. Die Preise, die dafür ermittelt wurden, waren allerdings noch ganz andere. So gab es Zahlen aus 2015, wonach für die Sanierung des Stadttheaters rund 11,4 Millionen Euro benötigt würden, die Instandsetzung des Schützenhofs, in dem die NWD spielt, wurde auf 7,2 Millionen geschätzt. Macht insgesamt 18,8 Millionen Euro. Später hieß es, je 16, also zusammen 32 Millionen Euro seien vonnöten. Nach aktuellen Zahlen, die eine neue Studie errechnet hat, würde sich eine Sanierung beider Gebäude auf 65 bis 70 Millionen Euro summieren. Kähler witterte damals die Möglichkeit, für einen Neubau Fördermittel akquirieren zu können, so dass die Stadt zum quasi gleichen Preis statt zweier sanierter Altgebäude ein modernes und zukunftsträchtiges Haus bekommt, mit weiteren Möglichkeiten der Bespielung. Die Fördermittel wurden bewilligt, vom Land als auch vom Bund wurden hohe Summen in Aussicht gestellt, dennoch hat der Bürgermeister seitdem Mühe, die nötige Mehrheit für das OWL-Forum zusammen zu bekommen. 2022 legte er das Projekt kurze Zeit auf Eis. Angesichts der Krisen sei es schwierig gewesen, langfristige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Zeit sollte genutzt werden, um mehr Menschen für das Projekt zu gewinnen Zudem sollte die Zeit genutzt werden, um mehr Menschen für das Projekt zu gewinnen. Innerhalb so genannter Kulturdialoge sollten Bürger und Kulturschaffende über ihre Wünsche sprechen. So dass am Ende auch eine Entscheidung darüber getroffen werden kann, ob ein OWL-Forum zu der Kulturszene in der Stadt passt. Jetzt macht der Bürgermeister Tempo. Doch nicht nur die Sanierungskosten der Altgebäude sind in den vergangenen sechs Jahren beachtlich in die Höhe geschossen. Auch ein OWL-Forum ist nicht mehr zu den zunächst ermittelten Kosten zu bekommen. 2019 waren 97 Millionen Euro für den Bau kalkuliert worden. Jeweils ein Drittel, 32,3 Millionen Euro, wollen Land und Bund zuschießen. Die neue Studie hat nun Baukosten zwischen 136 und 147 Millionen Euro errechnet. Die Fördermittel stehen weiterhin in Aussicht, der Eigenanteil der Stadt steigt allerdings von rund 33 Millionen Euro auf nun bis zu rund 83 Millionen Euro. Das &bdquo;baa Projektmanagement“ hatte im Auftrag der Kultur gGmbH in der Studie auch die Folgekosten unter die Lupe genommen. Zwar wäre ein Neubau teurer, allerdings würden in den ersten zehn Jahren Energiekosten, CO2-Kosten und Instandhaltungskosten gespart. Demnach sei ein OWL-Forum dauerhaft wirtschaftlicher. Nicht geprüft wurde ein kleiner Bau nur für die NWD Nicht geprüft wurde allerdings ein vielfach geäußerter Wunsch von Gegnern eines großen Neubaus: Die Sanierung des Stadttheaters und ein kleinerer und günstiger Neubau für die NWD. Ebenso wenig ist geklärt, welcher Standort für ein OWL-Forum in Frage käme. Wobei es offensichtlich auf Kählers ursprünglichen Vorschlag, den Alten Güterbahnhof, hinausläuft, denn bislang ist keine Alternative im Gespräch, die von der Bauverwaltung als machbar eingeordnet wird. An den Zahlen ist klar zu sehen, je mehr Zeit vergeht, desto teurer wird es für die Stadt – ob nun die Altgebäude saniert werden oder ein Neubau entsteht. Dennoch: Die Gegner eines OWL-Forums werden nicht damit zufrieden sein, dass nicht die Alternative eines kleineren Neubaus nur für die NWD geprüft wurde. Immerhin müsste die Stadt bei einem OWL-Forum einen Eigenanteil von bis zu 83 Millionen Euro zuschießen. Auch ohne Fördermittel steht die Frage im Raum, ob für das Geld nicht sowohl das Theater saniert werden als auch ein kleinerer Neubau entstehen kann? Auch im Rahmen der Kulturdialoge haben sich Unterstützer und Gegner nicht weiter aufeinander zubewegt. Auch über eine kleinere Lösung sollte gesprochen werden Zumindest sollte bei der politischen Diskussion, die nun im Rat ansteht, auf die Kritiker insoweit zugegangen werden, dass auch über eine kleinere Lösung gesprochen wird. Auch wenn sie vielleicht nicht zu dem Schnäppchenpreis zu haben sein wird, der einigen Ratspolitikern vorschwebt. Und ist ein ordentlicher Bau, in den 66 Millionen Euro Fördermittelmittel fließen nicht sowieso besser, als ein kleiner Kompromiss? Erst wenn das geklärt ist, kann entschieden werden. Keine Entscheidung zu fällen, ist die schlechteste aller Möglichkeiten, dann verfallen Theater und Schützenhof weiter. Schlimmstenfalls werden beide Gebäude notdürftig saniert und stehen irgendwann gar nicht mehr zur Verfügung. Dann hat Herford Theater und NWD aufgegeben.

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