Unruhestifter im H2O Herford: Qualität der Eskalation ist eine andere

Herford. Wenn der Bademeister früher in seine Trillerpfeife pfiff, dann spurteten die Badegäste. Heute heißt der Bademeister Schwimmmeister, besitzt keine Trillerpfeife mehr, darf sich dafür umso mehr den rauen Ton der Besucherinnen und Besucher anhören, statt dass ihm Respekt gezollt wird. In Schwimmbädern kommt es immer wieder zu üblen Beleidigungen, es wird diskutiert, Gäste gehen sich gegenseitig an. In einigen Situationen helfe es nicht mehr zu schlichten, zu deeskalieren. Dann rufen die Mitarbeiter die Polizei - und das kommt immer häufiger vor. Streitigkeiten gab es schon immer. Wo viele Menschen aufeinander treffen, kann es schon mal Reibungen geben. Der Betriebsleiter der Herforder Freizeiteinrichtungen, Markus Diering, sagt, dass sich die Zahl der Fälle nicht exorbitant entwickelt hätten. Aber deren Qualität. Die Gesellschaft habe sich gewandelt und das spürten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in den Freibädern, im H2O oder in der Eishalle. "Die Menschen sind egoistischer, gereizter, die Zündschnur kürzer geworden", sagt Diering. Früher hätten mahnende Worte vom Personal oftmals zu einer schnellen Einsicht bei den Unruhestiftern gesorgt. Das sehe heute anders aus. "Wir erleben Konflikte, die wir in dieser Art und Weise nicht kannten", sagt Diering. Vor allem an der Kasse, wenn es ums Geld geht, werde heftig diskutiert. Vor allem über die Tarifstruktur, das Alter des Kindes oder bei Überschreitung der bezahlten Zeit. Auch komme es zu Behauptungen, nicht das verzehrt zu haben, was auf den Armbändern gespeichert ist: "Wenn es zu diesen Diskussionen kommt, wird der Ton schon mal rauer." Doch auch Konflikte zwischen den Gästen gebe es. Lässt sich die Situation nicht lösen, greifen die Mitarbeiter zum Telefon. Bei einer gewissen Eskalationsstufe, gehe es nicht ohne Polizei "Wir haben in diesem Jahr vermehrt Strafanzeigen im H2O aufgenommen", bestätigt die Pressesprecherin der Polizei, Simone Lah-Schnier. Dabei gehe es vermehrt um Delikte wie Beleidigung, Sachbeschädigung und Diebstahl. Auch Lah-Schnier spricht von einem mangelnden Respekt gegenüber dem Personal, aber auch gegenüber Einsatzkräften. "Manche Besucher versuchen, sich alles rauszunehmen." In letzter Konsequenz werde ein Hausverbot ausgesprochen. "Das verhängen wir nicht willkürlich", sagt der Leiter der Freizeiteinrichtungen. "Keiner bekommt ein Hausverbot, wenn er vom Beckenrand springt", sagt Diering. Zudem gebe es auch Vorstufen, etwa einen direkten Verweis der Anlage. "Aber gewisse Dinge, können wir nicht dulden." Wenn eine Straftat verübt werde, ein Gast die Badeordnung erheblich verletze, es massive Beleidigungen gegenüber dem Personal gebe, dann gibt es ein Hausverbot. Das im Übrigen nicht nur für die Einrichtung gilt, in der der Vorfall stattgefunden hat. Sondern für alle Freizeitanlagen, die von den Stadtwerken Herford betrieben werden. "Ein Hausverbot ist Ultimo Ratio (letzter Lösungsweg). Aber leider ist es ein Mittel, das wir ab und zu ziehen müssen", so Diering. Dabei gelte es auch, ein Zeichen zu setzen, dass der oder die Betreffende sich nicht alles erlauben kann. "Und wir müssen auch unsere Mitarbeiter schützen." Schwieriger denn je sei es geworden, Personal zu finden. In der diesjährigen Freibadsaison seien sechs Personen der Freizeitstätten verwiesen worden. Wer das Hausverbot verletzt, begeht eine Straftat Wer gegen das Hausverbot verstößt und in den Freizeitanlagen auftaucht, begeht eine Straftat. Diering: "Das ist dann Hausfriedensbruch." Darauf seien Einzelne in der Vergangenheit auch hingewiesen worden. Zur Anzeige gebracht habe der Leiter das aber noch nie. Auch gilt ein Hausverbot natürlich nicht lebenslang. Aber: "Es gilt für unbestimmte Zeit", sagt Diering. Wann die Person, die sich etwas hat zu schulden kommen lassen, wieder Zutritt erhält, habe auch mit der Schwere des Delikts zu tun. Und, wie sie selbst mit der Situation umgehe. "Für mich ist Einsicht wichtig", sagt Diering. Bäder sind friedliche Bereich, und "das sollen sie auch bleiben".

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