Das erste Mal im Herforder Museum Marta: Wie ist der Besuch für einen "Kunstmuffel"?

Herford. Ich würde mich nicht als klassischen Kulturbanausen bezeichnen, Besuche von Museen oder Theatern sind mir nicht fremd. Allerdings suche ich mir dafür Themen aus, die mich interessieren. Zur Kunst habe ich bisher nie einen wirklichen Bezug entwickeln können. Und so war ich - obwohl es das bekannteste Museum meiner Heimatstadt Herford ist - in 32 Jahren Lebenszeit noch nie im Marta. Zu meiner Verteidigung lässt sich sagen, dass das Museum erst im Mai 2005 seine Pforten geöffnet hat und ich so 15 Jahre lang nicht die Möglichkeit hatte, es zu erkunden. Das klingt nach einer Ausrede und deshalb habe ich entschieden, diese Bildungslücke nun zu schließen. Besser spät als nie, denke ich mir. Unvoreingenommen möchte ich mich dem Museum widmen, nicht einmal den Titel der Ausstellung kenne ich im Vorfeld. Und bin überrascht, als ich ihn erfahre: "Shift - KI und eine zukünftige Gemeinschaft". Es geht um Künstliche Intelligenz. Ein Thema, das in Zeiten von Programmen wie "ChatGPT" aktueller denn je ist. Pünktlich um 11 Uhr öffnen sich die Türen des Museums automatisch. Das passt zur Thematik der Ausstellung, finde ich. Die Optik des ehemaligen Industriegebäudes beeindruckt mich - sowohl von innen als auch von außen. "Ich war schon oft nur wegen der Architektur hier", hat mir mein Bruder im Vorfeld mit auf den Weg gegeben. Jetzt verstehe ich ihn. Überfordernde Eindrücke Im Verlauf meines Besuchs bin ich mit Julia Althoff verabredet. Sie ist die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Museums. Zunächst mache ich mir aber ein eigenes Bild von der Ausstellung. Schnell merke ich, dass die Tour durchs Marta nicht nur ein Erlebnis für die Augen, sondern auch für die Ohren ist. Ich kann viel ausprobieren und tauche in eine Welt ein, die mich aufgrund der Farben und Formen an den Weltraum erinnert. An vielen Stellen habe ich die Möglichkeit, Kopfhörer aufzusetzen. Doch statt Erklärungen zu den Werken höre ich düstere Klänge und verzerrte Stimmen. Ein Großteil der Ausstellungsstücke vermittelt mir eine dystopische Stimmung. Die vielen Eindrücke überfordern mich. Ich verstehe viele Kunstwerke und die Aussagen der Schöpfer nicht. Man hört oft den Spruch "Kunst liegt im Auge des Betrachters". Selten habe ich ihm so zugestimmt wie in diesem Moment. Gerade als ich beginne, die Informationstafeln zu einigen Werken zu lesen, kommt Julia Althoff auf mich zu. Ich schildere ihr, dass viele der Ausstellungsstücke für mich nicht greifbar sind und hoffe, dass sie mich dafür nicht verurteilt. Im Vorfeld hatte sie meine Idee des erstmaligen Marta-Besuchs unterstützt und auch jetzt gibt die Museums-Mitarbeiterin mir ein gutes Gefühl. Zusatzinfos helfen mir Am wichtigsten sei es, sich darauf einzulassen. Aber Hintergrundinformationen helfen dabei, die Kunst einordnen zu können. Und so startet meine zweite Tour durch die Museumsräume, diesmal jedoch mit Fachkompetenz an meiner Seite. Althoff erklärt mir, dass die Roboter in den zuvor von mir angeschauten Videos eine Revolte planen und dass sich der Künstler dem Thema auf humoristische Weise genähert hat. Insgesamt drücken viele der Werke das aus, was auch in der Gesellschaft allgegenwärtig ist. Wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, schwingt eine gewisse Angst der Menschen mit, ersetzt zu werden. Diese Verletzlichkeit ist spürbar, vor allem dank der zusätzlichen Ausführungen der Expertin. Gemeinsam betreten wir einen dunklen Raum, in dem laute Musik läuft. Auf den Bildschirmen tanzen roboterähnliche Wesen. Ich setze mich auf einen Gymnastikball in der Mitte und sauge die Atmosphäre um mich herum auf. "Die Sequenzen sind aus realen Daten zum Thema Polizeigewalt entstanden, die in einen Algorithmus umgewandelt wurden", erklärt mir Althoff. Das klingt absurd, fängt die Stimmung aber perfekt ein. Wir sind uns einig, dass man es in dem Mix aus Dunkelheit und grellen Lichtern nicht lange aushält und setzen die Runde an anderer Stelle fort. Mensch statt KI Mich interessiert, welche Möglichkeiten Menschen haben, die anders als ich keine Privatführung bekommen. "Was können Besucher machen, wenn sie Verständnisprobleme haben oder wenn sie etwas besonders interessiert?", frage ich Althoff. "Da gibt es zwei Optionen", sagt sie lächelnd. Wer eine Ausstellung des Museums im Detail kennenlernen will, kann eine geführte Tour bekommen. Aber auch wer das Museum auf eigene Faust erkunden möchte, bekommt Unterstützung. Das Museum Marta setzt laut der Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit seit Beginn auf ein festes Team im Besuchsservice und hebt sich dadurch von vielen anderen Einrichtungen ab. "Unser Personal ist geschult und seit vielen Jahren dabei", sagt sie. Wer Fragen hat, kann einen der Mitarbeiter ansprechen und erhält kompetente Antworten. Das ist für mich an diesem Vormittag die wichtigste Erkenntnis. Die Kompetenz und Aufgeschlossenheit des Museumsteams hat aus einem zunächst verwirrenden Aufenthalt ein schönes Erlebnis gemacht. Und ich bin mir sicher, dass eine Künstliche Intelligenz das nicht geschafft hätte.

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