Schau des Bielefelder Künstlers Aatifi im Berliner Pergamonmuseum ist absolutes Highlight

Bielefeld. Ein besonderes Jubiläum feiert der deutsch-afghanische Künstler Aatifi: Vor 25 Jahren bezog er sein Atelier an der Ravensberger Straße 47, von wo aus seine Werke die Reise innerhalb Deutschlands, Europas, aber auch nach Australien und in die USA antreten. Sie werden dort in Galerien, Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt oder sind Teil von Privatsammlungen. Eine Ausstellung, die am 22. November eröffnet wird, legt Zeugnis ab von Aatifis künstlerischer Entwicklung der letzten 25 Jahre – und zeigt Spotlights einer bemerkenswerten Laufbahn. Diese Laufbahn begann in Kabul, wo sich Homayon Aatifi schon als junger Künstler in den 90er Jahren einen Namen machte – nach seinem Malereistudium hatte er drei Jahre in Folge den 1. Preis des afghanischen Kulturministeriums (1989, 1990, 1991) gewonnen. Die Auszeichnungen krönten eine Lebensspanne, die schon früh der Kunst gewidmet war. Zu jenem Zeitpunkt war Aatifi, geboren 1965, bereits bekannt in seiner Heimat. Das Fernsehen berichtete über das Wunderkind, das schon mit sechs Jahren eine Ausbildung zum Kalligrafen begonnen hatte. Doch der junge Künstler haderte mit den Verhältnissen in dem Bürgerkriegsland und emigrierte aus Afghanistan nach Deutschland, &bdquo;mit nicht viel mehr als einem Rucksack und einigen Werken“, berichtet er im Gespräch mit der NW. Zunächst ging es nach Dresden. Dort hatte er Glück und fand einen Förderer, der sein Talent erkannte: Prof. Siegfried Klotz ermöglichte Aatifi ein Gaststudium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, die einst berühmte Künstler besucht hatten – trotz seiner geringen Deutschkenntnisse und &bdquo;ohne die in Deutschland anerkannten Abschlüsse vorweisen zu können“, erinnert sich Aatifi. Viele Werke ?erstrahlen in den Farben des Orients Nach einem Stipendienaufenthalt auf Schloss Moritzburg verschlug es Aatifi nach Bielefeld. Eine Zeit lang pendelte er nach Radebeul und Dresden, wo er mit anderen Künstlern das Atelier &bdquo;Oberlicht“ betrieb, bis er sich ganz in Bielefeld niederließ. &bdquo;Ich wünschte mir eigene Räume für meine Kunst, ein Atelier, aber auch eine Möglichkeit, sie zu präsentieren“, so der Künstler. Im Hinterhof-Atelier an der Ravensberger Straße, das im Lauf der Jahre erweitert werden konnte, hatte Aatifi Ruhe und Platz, um seine abstrakt-skripturale Bildsprache weiterzuentwickeln und neue Techniken auszuprobieren. Angelehnt an die kalligrafische Schriftgestaltung seines orientalischen Geburtslands entwickelte er einen einzigartigen Stil. Vom Begrenzenden der Tradition befreit, kommen seine figurativen wie auch abstrakten Werke neuartig und unbelastet daher. Von den zarten Linien der Druckgrafiken bis zu gewaltigen Schwüngen in Tusche oder Acryl auf Großformaten – teils gefertigt mit selbst hergestellten Malwerkzeugen – lässt sich der Herstellungsprozess ablesen. Jener kreative Impuls, und zündende Funke, die meisterlicher Kunst zugrunde liegen. Lesen Sie auch: Aatifis Farbexplosionen gegen grauen Bielefelder Winter Die Werke erstrahlen häufig in den Farben des Orients, wirken lichtdurchflutet in ihren Variationen von Blau, angelehnt auch an die Lapislazuli-Vorkommen Afghanistans. In der Jubiläumsausstellung können Fans seiner Kunst und solche, die es werden wollen, auf Zeitreise gehen. Entlang von 25 Werken aus 25 Schaffensjahren in Bielefeld. Das Berliner Pergamonmuseum erwarb Werke Aatifi ist dankbar für die Chance, in beschaulicher Umgebung nahe der Natur, die ihn oft inspiriere, Kunst ausüben zu können. Er fühlt sich von zahlreichen Sammlern und Förderern wertgeschätzt. Nur – das gibt er zu – , ein bisschen mehr Wertschätzung auf institutioneller Ebene in Bielefeld würde er sich schon wünschen. Vielleicht eine Ausstellung in einem der größeren Musentempel in Bielefeld oder der Region. &bdquo;Ich habe früh das Gefühl gehabt, dass meine Kunst sich auf internationalem Niveau bewegt“, sagt er unumwunden. Ausstellungen u.a. im Museum Kunstpalast, (Düsseldorf), im Auswärtigen Amt in Berlin, auf Sardinien, während der Paper Positions in Basel und auf der Art Miami/USA geben ihm Rückenwind. Das könnte Sie interessieren: Explosive Farbigkeit Besonders stolz ist er auf eine Einzelschau 2015 im Museum für Islamische Kunst des Berliner Pergamonmuseums. &bdquo;News from Afghanistan“ war eine viel beachtete Präsentation, auch monumentaler, Werke in direkter Gesellschaft zu antiken Architekturexponaten. Das berühmte Museum erwarb einige kleinere Werke und zwei große Bogenfenster mit Reproduktionen von Tuschezeichnungen des Bielefelder Künstlers. Dieses Highlight und weitere Stationen dokumentiert ein Film, der am Rande der Jubiläumsschau gezeigt wird. Am Freitag, 22. November, um 19 Uhr ist die Eröffnung. Aatifi wird dann, ganz gegen seine Gewohnheit eher &bdquo;immer nach vorne zu schauen“, Rückschau halten auf 25 Jahre einer beachtlichen künstlerischen Entwicklung.Die Ausstellung ist zu sehen im Hinterhof-Atelier, Ravensberger Str. 47, vom 23.11.-22.12. und nach einer Weihnachtspause noch einmal vom 4.-26. Januar 2025, jeweils sa. und so. 12-18 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel.: 0171 4145081).

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