Randale oder friedlicher Protest? Diskussionen nach Anti-Polizei-Demo in Herford

Herford. Die Demonstration gegen Polizeigewalt in der Herforder Innenstadt sorgt auch Tage später weiterhin für Diskussionen. Zahlreiche Leserbriefe erreichen die Redaktion. Darin gehen die Wahrnehmungen über die Stimmung am Samstag weit auseinander. Zwei Beispiele: So schreibt Manfred Mohning, er sei &bdquo;fassungslos“, was auf den Straßen Herfords zu sehen war. Den Veranstaltern sei es anscheinend nicht nur um gerechte Aufklärung der Polizeischüsse auf den schwer verletzten 19-Jährigen gegangen, sondern um Rache – davon hätten die Plakate mit der Aufschrift &bdquo;Polizei abschaffen“ gezeugt. Mohning beschreibt, was auch unsere Kollegen bei der Demo beobachtet haben: Die Polizisten wurden mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen. Zudem wurden sie unflätig beschimpft. Rainer Riemann wiederum beschreibt ein martialisches Aufgebot von Bundes- und Landespolizei. Sie hätten darauf hingearbeitet, die Demonstration aufzulösen. Dabei hätten viele Bürgerinnen und Bürger nur ihr Recht wahrgenommen, &bdquo;sich friedlich und ohne Waffen unter freiem Himmel zu versammeln“, um lückenlose Aufklärung zu fordern und ihr Bedauern auszudrücken, ob der Verletzungen des Betroffenen. Enttäuscht habe er mit seiner Frau nach Aufforderung die Demonstration verlassen, &bdquo;weil genau dies kaum gelungen ist“. Reporter wurden beschimpft und bedroht Dieses friedliche Bild hat sich unseren Reportern so nicht gezeigt. Sie selbst wurden beschimpft und bedroht. In ihrem Bericht nach der Demo schildern sie, wie sich der Zug am Samstag nur langsam vom Bahnhof weg bewegte und immer wieder zum Stillstand kam, weil Teilnehmer die Beamten bewarfen, sich vermummt hatten, und sich somit nicht an die Regeln hielten. Zudem seien mutmaßliche Straftäter identifiziert und festgenommen worden. Als ich am Samstag auf den Demonstrationszug und die Kollegen traf, konnte ich die Spannung in der Luft spüren. Es schepperte um mich herum, und es war laut – bis die Veranstalter und die Polizei die Demo auflösten. Doch auch in der darauf folgenden Stille blieb die Anspannung hängen. Wie sich hinterher zeigte, hatten einige mit der Randale weitergemacht. Die Jugendlichen wurden überprüft und festgenommen. Natürlich waren nicht alle Demo-Teilnehmer aggressiv. Es ist aber aus meiner Sicht verständlich, dass sich die Polizei solche Gewalt nicht gefallen lässt. Die Teilnehmer hatten zudem Gelegenheit, sich zu äußern. Auch wenn der Zug vorzeitig gestoppt wurde, war er anderthalb Stunden unterwegs. Einige Teilnehmer nutzten ihr Demonstrationsrecht unter anderem dazu, um die Polizisten als Faschisten zu besingen. Hat die massive Polizeipräsenz die Stimmung am Samstag angeheizt? Geht das nicht eindeutig zu weit? Ja, das tut es, insbesondere, da bis jetzt noch nicht bekannt ist, warum die Beamten nach einer Kontrolle und anschließender Verfolgungsfahrt auf den 19-Jährigen schossen. Hat die massive Polizeipräsenz die Stimmung am Samstag angeheizt? Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Nach den Äußerungen, die im Vorfeld im Internet zu finden waren, von Nutzern, die Herford brennen sehen wollten, mussten die Beamten mit dem Schlimmsten rechnen. Und es ist gut, dass sie da waren, um das zu verhindern. Die Demo ist nicht völlig eskaliert. Dank des Polizeieinsatzes und vielleicht auch, weil die Worte im Internet vorher größer als die Taten in der analogen Welt waren. Allerdings hat diese Aggression von Anfang an alle anderen Wirkungen verdrängt, die einige mit der Demonstration erzielen wollten. Eine Mahnung, dass die ausführende Gewalt im Staat von den Bürgern genau beobachtet wird, hätte die Demo sein können – das war sie aber nicht. Vielmehr war sie ein Beleg dafür, dass die Polizei am Samstag einen guten Job gemacht hat. Alle Artikel zum Thema finden Sie hier.

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