Gut zu Wissen: Woher das Leitungswasser für Herford, Hiddenhausen und Spenge kommt

Herford. Es kommt aus dem Wasserhahn, die Toilette funktioniert damit und jeden Morgen gibt es eine erfrischende Dusche: Trinkwasser ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Was für unsereinen selbstverständlich ist, kann in anderen Regionen der Welt nicht einfach so bedenkenlos getrunken werden oder ist gar Mangelware. "Deutschland hat hier ein großes Privileg", sagt Pascal Lindner von den Stadtwerken Herford. Doch wie kommt das Trinkwasser bis in unsere Leitungen? Der Leiter der Wasserversorgung, Frank Klipker, zeigt den Weg von der Quelle bis zum Hahn. Rund 120 Liter Wasser täglich verbraucht der Durchschnittsmensch in Deutschland. Und da ist der passive Wasserverbrauch, der etwa durch das Kochen oder das Bewässern des Gartens stattfindet, noch gar nicht mit eingerechnet. Der Wasserverbrauch steigt, allein schon weil die Bevölkerung stetig wächst. Doch gleichzeitig bleiben die richtigen Winter mit Schnee und Regen immer häufiger aus. Die Stadtwerke Herford, die die Städte Herford, Spenge und die Gemeinde Hiddenhausen mit Trinkwasser versorgen, sind breit aufgestellt. Eine Wasserknappheit, wie sie etwa in der Nachbarkommune Löhne schon mehrfach vorkam, gebe es nicht. "Aber", sagt Unternehmenssprecherin Christine Brinkmann, "wir sind davon abhängig, dass genug Niederschlag fällt". Und zwar im Winter. Der Sommerregen bringe nichts fürs Grundwasser, so Brinkmann. Von Fischteichen zur wichtigen Wasserquelle Das Trinkwasser stammt aus 51 Brunnen und einer Quelle. Die Wasserquelle liegt idyllisch in einem Wasserschutzgebiet. Nebenan ist ein Reiterhof, es gab mal eine Falknerei, jetzt ist hier vor allem viel Grün. Wir befinden uns allerdings nicht mehr im Kreis Herford, sondern im lippischen Bad Salzuflen. Hier wird zwei Drittel des Wasserjahresbedarfs für das Gebiet der Stadtwerke Herford gefördert. Anfang der 1950er Jahre gab es hier noch Fischteiche, jetzt ist der Bereich eingezäunt, die Quelle aber weit und breit nicht zu sehen. Frank Klipker zeigt auf eine unscheinbare Erhebung, direkt daneben steht ein kleines Häuschen. Darunter fließt das Quellwasser - stetig. Frank Klipker schließt auf und führt die Stufen hinunter. Auf wenigen Quadratmetern sieht es ein bisschen aus wie in einem Schwimmbad. "Hier sprudelt die Quelle", sagt Klipker und zeigt auf das Auffangbecken, das blau gefliest ist. Mit ordentlich Geschwindigkeit sprudelt das Wasser aus dem Rohr, wird gemessen - "früher haben wir das noch mit einem Zollstock gemacht, heute passiert das via Ultraschall" - und fließt durch ein weiteres Rohr ins eigentliche Wasserwerk. Dieses steht mehrere hundert Meter entfernt von der Quelle - ebenfalls in Bad Salzuflen. "Das ist das Leitungswasser von Herford, es könnte so getrunken werden", sagt Klipker. Schön erfrischend sei es zudem: "Es kommt 10 bis 12 Grad kalt aus der Quelle." UV-Entkeimungsanlage gibt es erst seit November 2015 Nur um die Menge des Quellwassers zu messen, gibt es überhaupt dieses Wasserhäuschen. Etwa 135.000 Kubikmeter Wasser (1 Kubikmeter sind 1.000 Liter Wasser) pro Stunde fließen von hier aus zum Wasserwerk Steinbeck. Dort liegt hinter einer abschließbaren Tür der Erdbehälter. Das ist quasi die Sammelstelle für das Quellwasser und für das Wasser aus den vier artesischen Brunnen (aus dem Wasser von selbst austritt), die die Stadtwerke Herford zudem auf dem Gelände betreiben. Und auch im Wasserwerk gibt es einen Keller. Etliche Rohre sind hier verlegt. Ganz am Ende des Rohrnetzes befindet sich die UV-Entkeimungsanlage. Nach diesem Schritt fließt das Trinkwasser über ein Leitungsnetz in die Hochbehälter und von dort zu den Hausanschlüssen. Die UV-Entkeimungsanlage gibt es erst seit November 2015. Die Anlage, die parallel mit zwei mal sechs UV-Lichtröhren und einem Durchfluss von je 300 Kubikmetern Wasser pro Stunde arbeitet, verhindert, dass eine Belastung mit Keimen auftritt. Gesundheitsamt hat vor Jahren Abkochgebot verhängt "Es beruhigt mich, dass es die Anlage gibt", sagt Uwe Stranghöner. Der Mitarbeiter in der Wasserversorgung kennt das Wasserwerk Steinbeck wie seine Westentasche. Er fällt förmlich zur Arbeit, denn er wohnt genau gegenüber des Werks. Als vor acht Jahren mehrere Wasserproben mit Keimen belastet waren, war er hautnah dabei. "Acht von zehn Proben waren belastet, bei einer weiteren Prüfung waren sie wieder top", erinnert er sich zurück. Doch die Maschinerie war in Gang gesetzt. "Es war wie eine Lawine, da hast du keine Chance mehr", so Stranghöner. Nicht nur die Mitarbeiter der Stadtwerke gingen auf Fehlersuche, auch ein neues Labor wurde eingesetzt und das Gesundheitsamt hat sich eingeschaltet. Stranghöner: "Es gab ein Abkochgebot." Von jetzt auf gleich war es nicht mehr ratsam, Wasser direkt aus der Leitung zu trinken. Die Stadtwerke chlorten das Wasser in dieser Zeit. "Wenn ich mir ein Bad eingelassen habe, dachte ich, ich wäre im Schwimmbad", sagt Stranghöner und lacht. Das kann mit der UV-Entkeimungsanlage jetzt nicht mehr passieren. Das Problem wurde schließlich gefunden. Ein defektes Gussrohr, in das aufgrund von Starkregen Regenwasser eingedrungen war und das Wasser mit Keimen infiziert hat, war der Übeltäter. "Alle Lebewesen und die Natur müssen sich das Wasser teilen" Neben dem Wasserwerk in Bad Salzuflen gibt es noch das älteste Werk in Herford an der Brunnenstraße. Das ist seit 120 Jahren für die öffentliche Wasserversorgung zuständig. Hier werden 28 Brunnen betrieben. Das dritte Wasserwerk liegt zwischen Stedefreund und Elverdissen. Hier werden bis zu 0,5 Millionen Kubikmeter im Jahr aus zwei Brunnen gefördert. Hiddenhausen wird durch ein eigenes Wasserwerk versorgt, die Stadt Spenge über den Wasserbeschaffungsverband Kreis Herford-West. Insgesamt sind die Stadtwerke Herford Trinkwasserversorger von mehr als 100.000 Menschen. Auch wenn es hier selbstverständlich ist, dass Wasser immer verfügbar ist, sollte mit der Ressource umsichtig umgegangen werden. "Uns muss allen klar sein, dass es eine wirklich wertvolle Ressource ist", sagt Pressesprecherin Brinkmann. "Wir leben nicht im Überfluss." Und schließlich benötigt nicht nur der Mensch Wasser: "Alle Lebewesen und die Natur müssen sich das Wasser teilen."

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