Das sind die Brennpunkte der Herforder Innenstadt

Herford. Der Alte Markt ohne Busse, der Rathausplatz ohne Autos dafür mit Weihnachtsmarkt, Kostensteigerung beim Archäologischen Fenster am Münster, Schaffung einer Achse vom Marta in die Innenstadt, die Neugestaltung des jungen Augustinerplatzes – heiß diskutierte Themen zur Entwicklung der Innenstadt gibt es reichlich. Umso erstaunlich ist es, dass gerade mal ein Dutzend Menschen der Einladung des Innenstadtvereins zum Schnatgang zu einigen dieser Hot Spots gefolgt waren. Hintergrund für den Rundgang mit dem Vorsitzenden des Innenstadtvereins, Mathias Polster, durch die Altstadt ist der überall zu beobachtende Wandel der Innenstädte weg von der Einkaufsstadt hin zur Erlebnisstadt mit Aufenthaltsqualität. &bdquo;Wir als Innenstadtverein wollen dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern und die Aufenthaltsdauer zu verlängern“, sagte Polster, stellte aber klar, dass der Verein kein Gremium der Politik sei und über vieles auch nur aus der Zeitung erfahre, allerdings mit vielen Akteuren in der Stadt im stetigen Austausch sei. Rathausplatz ohne Autos? Gleich der Startpunkt sorgte für Diskussionsstoff. Die geplante autofreie Umgestaltung des Rathausplatzes wurde begrüßt, einige Teilnehmer wünschten sich mehr Bäume als bisher in den Planungen vorgesehen. Verständnis gab es dafür, dass der Platz relativ offen bleiben muss, wenn er weiter für Großveranstaltungen genutzt werden soll. Eigentlich nicht Thema des Rundgangs, aber doch Thema in den Gesprächen der Teilnehmer war die Verlegung des Weihnachtsmarktes. Es herrschte Zweifel daran, ob die Zentralisierung gelingen würde oder ob es nicht viel mehr einen weiteren Platz beim ohnehin schon als zu zerfasert empfunden Weihnachtsmarkt geben werde. Auch die Tatsache, dass der Markt vermutlich nur einmal auf dem Rathausplatz stattfinden könne, dann aber wegen der Umbauarbeiten sofort wieder pausieren müsse, wurde als unglücklich empfunden. Archäologisches Fenster mit Wirkung über die Stadt hinaus Nur wenige Schritte weiter gab es am Standort des geplanten Archäologischen Fensters am Münster (AFaM) das nächste stadtpolitisch topaktuelle Thema. Hier warb Mathias Polster dafür, dass das Archäologische Fenster nicht vorrangig als Ort für die Herforder zu sehen. Sondern als Ort, der Menschen von außerhalb in die Stadt ziehen soll. Dazu brauche es attraktive Exponate und Wechselpräsentationen, damit die Leute öfter als nur einmal kommen. Fast vergessen – die Achse Marta-City Gerade recht wenig im Bewusstsein ist die geplante Verlängerung der Achse vom Marta in die Innenstadt über den bereits umgestalteten Bereich Wilhelmsplatz/Schillerbrücke hinaus. &bdquo;Der Weg würde vom Münsterkirchplatz, über die Straße am Gange am Linnenbauerplatz entlang Richtung Fußgängerzone führen“, sagte Polster. Hier gelte es, durch die Pflasterung den historischen Straßenverlauf sichtbar zu machen und trotzdem eine barrierefreie Bewegung zu ermöglichen. &bdquo;Ein Problem werden auch die Müllabstellflächen der Geschäfte am Gehrenberg bleiben“, sagte Mathias Polster, &bdquo;da die Geschäfte keine anderen Abstellmöglichkeiten haben.“ Es gebe aber kreative Möglichkeiten, die Mülltonnen zu verstecken – unter der Erde oder in einem großen Spielgerät, in dessen Unterbau Platz geschaffen werden könne. Der nahe Linnenbauerplatz ist für Polster ein Beispiel für eine gelungene Umgestaltung, weil da einmal die Bürgerbeteiligung wirklich ernst genommen worden sei: &bdquo;Der Platz funktioniert toll,“ sagte Polster. Gesucht: Ideen für den neuesten City-Platz Das Gegenteil sei beim Augustinerplatz der Fall. &bdquo;Mitspracherecht der Geschäftsbetreiber und Versorgungsleitungen im Boden verhindern, dass mehr als der eine Baum gepflanzt werden könne“, sagte er, außerdem werde der Platz kaum wahrgenommen. Im Zugang aufgehängte Regenschirme sollen die Aufmerksamkeit steigern. Fassadenbegrünung am Haus Gehrenberg 23 und an den Wänden am Platz sollen diesen Bereich attraktiver machen, ebenso eine Innenstadt-Imkerei auf dem Dach. Auch hier sah Polster den Verein in der Vermittlerrolle. Dass die Pflanzkübel in der Innenstadt jetzt größtenteils vom Innenstadtverein – mit Unterstützung aus dem Herford Plan – bezahlt werden, findet Polster nicht korrekt. Auch andere Teilnehmer wünschten sich mehr direktes, auch finanzielles Engagement der Stadt bei den Bemühungen zur Steigerung der Attraktivität Herfords nach außen. Man könne nicht alles auf die Kaufmannschaft und die Schausteller delegieren. Das gelte auch für die fehlenden öffentlichen Toiletten in die Stadt. &bdquo;Politiker lassen sich vor dem öffentlichen WC am Alten Markt fotografieren, aber dann passiert nichts“, sagte Mathias Polster und kündigte eine private Initiative von Geschäftsleuten und Gastronomiebetreibern an, ähnlich der &bdquo;Netten Toilette“ in Bad Salzuflen. Dort signalisieren Aufkleber, dass WC und Wickeltische für Stadtbesucher zur Verfügung stellen. Die &bdquo;City“ endet mitten in der Stadt Der Rundgang durch die Innenstadt endete abrupt in der Bäckerstraße, etwa auf Höhe der früheren Mönch-Apotheke. &bdquo;Hier bricht das öffentliche WLAN ab, hier enden für die Stadt und externe Besucher die Innenstadt und die Fußgängerzone. Wer sich nicht auskennt, sieht von hier aus nicht, dass es noch weiter bis in die Radewig geht. Die vielen Dienstleister wie etwa die Post signalisieren, dass sich das Weitergehen nicht lohnt“, sagte Polster. Anders sei das beim WLAN, wo sich die Politik bewusst entschieden habe, die angeblich überflüssigen Teile der Fußgängerzone und der Radewig und damit einen ganzen Stadtteil abzuhängen. Ohne WLAN gehe heute aber gar nichts mehr.

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