Kaum ÖPNV genutzt: Die Hälfte aller Wege legen Herforder mit dem Auto zurück

Herford. Ob zur Arbeit fahren, in den nächsten Supermarkt zum Einkaufen oder die Kinder zum Sport bringen: Das Auto ist in den meisten Fällen immer noch das Mittel der Wahl. Mehr als die Hälfte aller Wege legen die Herforderinnen und Herforder mit dem Pkw zurück. Das geht aus der Auswertung der jüngsten Mobilitätsbefragung hervor. Es ist bequem, wetterunabhängig und scheint nach Angaben der Statistik sehr vielen Menschen zur Verfügung zu stehen. Denn nur sechs Prozent der Befragten in Herford geben an, über kein Auto zu verfügen - sei es als Fahrer oder MItfahrer. Bei den Haushalten ohne Rad sind es hingegen 19 Prozent. Doch die wichtigste nicht-motorisierte Fortbewegungsart ist das Zu-Fuß-Gehen. Der ÖPNV hat in Herford hingegen kaum eine Bedeutung. Die Mobilitätsbefragung hat für die Stadt Herford das Ingenieurbüro LK Argus Kassel GmbH durchgeführt. Abgefragt wurde das Verkehrsverhalten über einen Zeitraum von zwei Wochen im Oktober 2022 für einen normalen Wochentag zwischen Dienstag und Donnerstag. Schulferien und Feiertage haben nicht in diesem Zeitraum gelegen, geregnet hat es nur an einem Tag. Ziel der Untersuchung war, eine aktuelle Datenbasis zu bekommen, um diese für die Verkehrs- und Mobilitätsplanung zu nutzen. Die letzten Statistiken sind aus dem Jahr 2011 und deutlich veraltet. 4.200 Haushalte in Herford sind angeschrieben worden. Nach Angaben des Ingenieurbüros gab es einen verwertbaren Rücklauf von 1.825 Personen ab sechs Jahren aus 829 Haushalten. "Die Hochrechnungsgrundlage weist eine Stichprobe von 2,6 Prozent der Gesamtbevölkerung in Herford auf, sodass auf dessen Grundlage repräsentative Aussagen zum Mobilitätsverhalten in Herford möglich sind." Auto Das Auto ist immer noch der Spitzenreiter unter den Verkehrsmitteln und wird vor allem für den Weg zur Arbeit genutzt. Die 29.492 Haushalte in Herford besitzen im Schnitt 1,6 Pkw. Annähernd die Hälfte besitzt einen Wagen, etwas mehr als ein Drittel haben zwei Fahrzeuge zur Verfügung. Zehn Prozent der Haushalte gibt an, mehr als zwei Pkw zu besitzen. Der durchschnittliche Weg, der mit dem Pkw zurückgelegt wird, beträgt 11,9 Kilometer. Das Auto ist bei allen Altersgruppen ab 18 Jahre das beliebteste Verkehrsmittel. Besonders häufig sitzen 30- bis 64-Jährige hinterm Steuer. Sie haben mit 61 Prozent den höchsten Anteil. Für Kinder und Jugendliche ist das Auto allerdings auch nicht unwichtig - sie legen als Mitfahrer 27 Prozent aller Wege damit zurück. Rad Die Zahl der Pedelecs und E-Bikes steigt. Ein Drittel der Haushalte gibt an, mindestens eines zu besitzen. Spricht man vom Fahrrad allgemein, stehen jedem Haushalt 2,1 Räder zur Verfügung. 70 Prozent der Herforder Bevölkerung ab sechs Jahren ist im Besitz eines Rades. Nach Altersgruppen betrachtet, besitzt dabei die Gruppe der 6- bis 17-Jährigen mit 81 Prozent am meisten und die Gruppe der über 64-Jährigen mit 58 Prozent am wenigsten Fahrräder. Allerdings haben auch 19 Prozent der Haushalte gar kein Rad. Besonders häufig greifen die Befragten zu dem umweltfreundlichen Verkehrsmittel bei Wegen zwischen einem und fünf Kilometer (23 bis 27 Prozent). Doch auch für Strecken zwischen fünf und zehn Kilometern (14 Prozent) spielt das Rad noch eine wichtige Rolle. Strecken, die länger als zehn Kilometer lang sind, werden kaum mit dem Fahrrad, Pedelec oder E-Bike zurückgelegt (4 Prozent). Zu Fuß Wege bis zu einem Kilometer werden häufig zu Fuß zurückgelegt (66 Prozent). Doch je länger die Strecke wird, desto weniger werde gelaufen. Bei einer Länge zwischen drei bis fünf Kilometern geben nur noch neun Prozent der Befragten an, zu Fuß zu gehen. Besonders oft sind Kinder und Jugendliche zu Fuß unterwegs (22 Prozent). Generell macht in dieser Altersgruppe der nicht-motorisierte Verkehr noch die Hälfte aller Wege aus, in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sinkt der Wert auf 23 Prozent ab, wächst mit steigendem Alter wieder an und erreicht in der Altersgruppe über 65 Jahre 37 Prozent. Bus Die Bushaltestellen scheinen im Stadtgebiet gut verteilt zu sein. Fast alle befragten Haushalte (98 Prozent) haben bei der Mobilitätsbefragung eine Auskunft zu Haltestellen gegeben. Durchschnittlich brauchen die Befragten nur knapp fünf Minuten zu Fuß zum nächsten Stop. Zum Bahnhof dauert es deutlich länger. Auf diese Frage haben zwar nur 64 Prozent der Befragten geantwortet, im Schnitt dauert die Strecke zu Fuß zum Bahnhof etwas mehr als 20 Minuten. Dennoch werden die Öffentlichen Verkehrsmittel (ÖPNV) kaum genutzt. Nur zwölf Prozent der ab Sechsjährigen geben an, eine ÖPNV-Dauerkarte zu besitzen, davon sind die meisten Studenten (Semesterticket 4,4 Prozent) sowie Schüler und Auszubildende (2 Prozent). Generell werden nur fünf Prozent aller Wege mit der Bahn und nur drei Prozent mit dem Bus zurückgelegt. Der ÖPNV im Stadtgebiet hat damit eine sehr geringe Bedeutung. Wo fahren die Herforder hin? 68 Prozent aller Wege, die die Herforder Bevölkerung an einem normalen Werktag zurücklegt, bleibt innerhalb des Stadtgebietes. Das mit Abstand wichtigste Ziel außerhalb der Stadtgrenze ist Bielefeld. Rund 15.690 Hin- und Rückwege werden täglich von den Herforder Bürgern zwischen Herford und Bielefeld zurückgelegt. Zweitwichtigstes Ziel ist die Stadt Bad Salzuflen mit 5.880 Wegen, gefolgt von der Gemeinde Hiddenhausen mit 4.852 Wegen und der Stadt Löhne mit 3.822 Wegen. Auch bei dieser Statistik ist zu sehen, dass am häufigsten das Auto genutzt wird. Wer nach Bielefeld fährt, setzt aber auch auf die Bahn - das sind immerhin ein Viertel der Befragten. Generell dominiert der Bahn- vor dem Busverkehr. Lediglich für die Ziele Bad Salzuflen und Hiddenhausen ist der Busanteil höher. Wer aufs Rad steigt, fährt besonders häufig nach Bad Salzuflen (13 Prozent), gefolgt von Hiddenhausen und Bad Oeynhausen (10 Prozent). Entwicklung zwischen 2011 und 2022 Im Jahr 2011 wurden die Herforder Haushalte schon einmal zum Thema Verkehr befragt. Vergleicht man die Zahlen zur Verkehrsmittelwahl aus 2011 mit den aktuellen Zahlen, so fällt auf, dass sich bei den Verkehrsmitteln "Pkw als Fahrer", Bus und zu Fuß wenig geändert hat. Größere Änderungen finden sich bei den Anteilen der Verkehrsmittel "Pkw als Mitfahrer", Bahn und Fahrrad. Der Anteil von Fahrrad, Pedelec und E-Bike ist innerhalb der elf Jahre um fünf Prozent gestiegen, drei Prozent häufiger werde die Bahn genutzt, der Anteil der Mitfahrer in einem Auto ist um sechs Prozent gesunken.

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