Neue Pläne: So könnte sich das Bergertor-Wehr verändern

Herford. Es war still geworden um eines der strittigen Bauprojekte in Herford, das in den Jahren zuvor für massive Diskussionen und Ärger bei vielen Anwohnern, Vertretern von Umweltorganisationen, aber auch Politikern gesorgt hat. Die Planungen für das Bergertor-Wehr - das auf Grund des EU-Rechts neu und offen für Fische umgebaut werden muss - nehmen nun wieder Fahrt auf und es gibt einen Zeitplan. Die früheren Pläne mussten wegen des Extremhochwassers im Sommer 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz noch mal überarbeitet werden. Nun wird sich der Herforder Bauausschuss in seiner kommenden Sitzung am 8. Februar mit der Frage beschäftigen, welche Variante er favorisiert. Wobei die Experten des Koblenzer Büros BCE, "Björnsen Beratende Ingenieure", die das Projekt seit Jahren planen, bereits eine klare Empfehlung haben: &bdquo;Die Variante B-4 wird zur Weiterverfolgung empfohlen“, heißt es in den Unterlagen. Trennung des Flussbettes in zwei Teile Beiden Varianten gemeinsam ist zunächst eine Trennung des Werre-Flussbettes in zwei Bereiche, skizziert Sebastian Ruppert von BCE die Pläne. Den einen Teil bildet ein sogenannter Wehrkanal, der rund 15 Meter in den Fluss hineinreicht. Hier wird das Wasser der Werre wie schon bei dem bestehenden Bergertor-Wehr aufgestaut. Für den Fall, dass es zu einem stärkeren oder gar extremen Hochwasser kommt, können über dieses Betonbauwerk auch größere Wassermengen schnell abgeleitet werden. Den zweiten Teil – er liegt auf der Seite zur Spatzenwiese - bildet ein so genanntes Raugerinne. Da ist eine Art steiniges Flussbett, das ein natürliches Flussbett nachahmen soll. In der Mitte der Raugerinnes ist der tiefste Teil mit dem am schnellsten fließende Wasser zu finden, daneben gibt es aber auch seichte, etwa 20 bis 30 Zentimeter tiefe Zonen mit geringer Strömung. Hier sollen sich die Fische, die den Bereich Richtung Bad Salzuflen durchschwimmen, erholen können. Flussbett wird abgesenkt Das Wehr und das Flussbett sollen um rund einen Meter abgesenkt werden - so soll gewährleistet sein, dass es auch bei starkem Hochwasser nicht zu Problemen kommt. Unterschiede zwischen den beiden Varianten gibt es hingegen bei ihrer Länge. Die ebenfalls diskutierte Variante B-3 würde Bauarbeiten auch jenseits der Bergertorbrücke nötig machen. Andererseits wird bei der Variante B-4 der Düker – die unter der Werre verlaufende Druckleitung – nicht erhalten werden können. Sie müsste neu gebaut werden. Wenn es um die ökologischen Ziele geht, wie die Durchlässigkeit des Gewässers für Fische, sieht Sebastian Ruppert die Variante B-4 klar vorn. Die Kosten für die Neugestaltung des Wehrs liegen nach den bisherigen Kalkulationen zwischen 5,3 Millionen Euro für die Variante B-3 und rund 5,8 Millionen Euro netto für die favorisierte Planung. Was die Stadt selbst zahlen muss Wobei die Stadt Herford nach den bisherigen Förderkriterien des Landes NRW rund ein Drittel der Gesamtkosten beisteuern müsste, den restlichen Betrag würde die Bezirksregierung zahlen. Es gibt bereits einen Zeitplan für das Projekt. Die Vorplanung soll danach bis Anfang des Frühjahrs abgeschlossen sein. Ende 2023 soll dann die Entwurfsplanung stehen – inklusive der Freianlage an der Spatzenwiese – und die Genehmigungsunterlagen sollen erstellt werden. 2024 oder 2025 könnte die Genehmigung durch Planfeststellung bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises Herford beantragt und ebenfalls 2025 die Vorbereitungen für die Ausschreibung der Bauleistungen vorgenommen werden. 2026 plant die Bauverwaltung mit dem Beginn der Arbeiten und im Jahr 2027 mit ihrem Abschluss. Mit größeren Sperrungen rechnen die Experten im Technischen Rathaus nicht, gleichwohl könnte wohl eine Fahrspur am Bergertor wegfallen, weil dort ein Kran aufgestellt werden muss. Was die Anwohner befürchten Die Planungen hatten über Jahre immer wieder für Diskussionen und Streit gesorgt. Während Naturschutzvertreter teils für einen kompletten Abbau des Wehrs votierten, fürchteten viele Hauseigentümer, dass es durch die Arbeiten am Wehr zu Schäden an ihren Gebäuden kommen könnte. Denn würde der Wasserspiegel und damit der Grundwasserstand sinken, hätte das Einfluss auf die Gebäude. Feuchter Boden hat eine deutlich größere Ausdehnung als trockene Erde, die nachsacken könnte und so im großen Umfang zu Schäden führt, so die Argumentation.

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