Kommentare zum Pop-up-Radweg Mindener Straße: "Zu viel Stau für Autofahrer"

Herford. Eine 1,2 Kilometer lange Strecke erhitzt die Gemüter. Die Mindener Straße ist zwischen Theaterkreuzung und Umgehungsstraße für den Autoverkehr einspurig. Die jeweils äußere Spur ist seit mehr als acht Monaten ausschließlich Radfahrern vorbehalten. Mindestens ein Jahr lang soll der Pop-up-Radweg bestehen bleiben, seitens der Stadt ist eine Verlängerung des Verkehrsversuchs denkbar. Der jüngste Artikel zum Experiment an der Mindener Straße sorgt erneut für kontroverse Diskussionen im Internet. Vermehrt können es sich die Kommentatoren nicht vorstellen, dass durch den Versuch mehr Autofahrer aufs Rad umsteigen. Einige betiteln die neue Radspur als "Mist", als "unsinnige Idee", sie würden kaum Radfahrer dort sehen und berichten von Rückstau und einer Menge Ärger. Andere sprechen sich dafür aus, dass sich etwas ändern muss, wenn Planet Erde eine Zukunftsperspektive haben soll. Wieder andere sprechen sich für eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs aus. ÖPNV muss verbessert werden Von einer "scheinheiligen Diskussion" spricht "Schuster67". Seiner Meinung nach werden mit solchen Verkehrsversuchen Autofahrer drangsaliert: "Wenn man das ganze Geld, was für diesen Quatsch rausgeschmissen wurde und noch wird, in die Verbesserung des ÖPNV gesteckt hätte, dann wäre vielen dadurch schon geholfen worden." "Hans-Gerhard Niehaus" erklärt die Staus und längere Durchfahrtszeiten mit der gleichbleibenden Ampelschaltung. Die sei nämlich unverändert. "Damit haben wir den Durchlass an jeder Ampel einfach mal halbiert! Natürlich wird durch den Stillstand und Stop and Go auch Energie verbraucht", schreibt er auf Facebook. Die Autofahrer zu gängeln sieht er als "falsche Strategie". Auch "supersurfer66" spricht auf nw.de von einem "recht imposanten künstlich erzeugten Stau" zu Stoßzeiten, der durch die eigne Radspur entstehen würde. Vor allem rund um die Schule stehen Autofahrer besonders lange. Mindener Straße ist zu marode Die Mindener Straße muss in naher Zukunft saniert werden. Die Analyse des Verkehrsversuchs soll nach Angaben der Stadt in die Planungen einfließen. Fest steht, dass die Straße neu aufgeteilt werden soll. Den derzeitigen schlechten Zustand spricht "Volkered" an. Er meint, dass die fehlende zweite Autospur vom eigentlichen Problem ablenke. "Die Mindener ist so marode und kaputt, da versucht man doch zwanghaft den Verkehr zu verlangsamen, um möglichst behutsam über das Pflaster zu rollen. Die städtischen Kassen sind halt leer." Neben der Kritik am eigentlich Versuch bemängeln einige Kommentatoren Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Würden sie dies tun, so "Hellrita", würden sie auch sicherer unterwegs sein: "Dafür muss man Autofahrern nicht die Fahrwege wegnehmen." Radstreifen werde als Haltebucht von Autofahrern belegt Es gibt aber auch positive Stimmen zur Radspur. "lars.ternien" schreibt, dass er dem Verkehrsversuchs anfangs auch skeptisch und negativ gegenüberstand. "Aber den Erfolg kann man in der Praxis nicht verleugnen. Wenn alle Hauptverkehrsachsen so angelegt werden, dann ist der Umstieg aufs Rad als 'die Alternative zum Pkw im Nahverkehr' auf breiter Front sichergestellt", schreibt er auf nw.de. "Ich für meinen Teil wünsche mir das." Auch "Info" spricht sich für den Versuch als "guten Lösungsansatz" aus. Leider, so schreibt er in seinem Kommentar, werde der Radstreifen gern als zusätzliche Haltebucht von Autofahrern genutzt und zudem würden sich vor allem ältere Radler hier nicht entlang trauen. Damit unser Planet eine Zukunftsperspektive bekommt, schreibt "Niedwi", müssen immer mehr Menschen ihr Auto immer häufiger stehen lassen. "Und um das zu erreichen, muss man halt das Nicht-Auto-Fahren zunehmend attraktiver und das Autofahren immer unattraktiver machen, zumindest solange bis irgendwann vielleicht die (dann kleineren und langsameren) Autos einigermaßen klimaneutral sind." Ist die Lösung Tempo 30? Jürgen Josting, einstiger Bürgermeisterkandidat, bringt im Zuge der Diskussion Tempo 30 ins Spiel. Sollte die Geschwindigkeitsreduzierung innerorts überall gelten, könnte der Verkehr flüssiger werden, schreibt er auf Facebook. Denn, so argumentiert er, "nicht die Geschwindigkeit sorgt für Staus, sondern die Anzahl der Autos plus unterschiedlicher Geschwindigkeit". Mit viel Ironie nimmt "Volwohl" die Meinung vieler Autofahrer zum Verkehrsversuch aufs Korn: "Bloß nichts ändern und ausprobieren, dachte sich der alte Oetker und verwarf seine Idee, das Backpulver zu portionieren, wieder. Er starb dann später völlig verarmt in seiner kleinen Bielefelder Apotheke."

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