Klinikum Herford: Hat Chef-Controllerin mit falschem Doktorgrad geschummelt?

Herford. Auf der Internetseite des Klinikums Herford weist das Organigramm eine Vakanz auf: N.N. steht dort beim Bereich Finanz- und Medizincontrolling, was soviel heißt wie "Stelle unbesetzt". Doch dahinter steckt - soviel ist bis dato klar - kein ganz normaler Vorgang, wie auch der Vorstandssprecher des Klinikums, Peter Hutmacher auf NW-Anfrage bestätigt: "Wir haben die fristlose Kündigung gegen die Mitarbeiterin ausgesprochen und auch ein Hausverbot erteilt." Im Vorfeld hatte das Klinikum wohl ein anonymer Hinweis erreicht, der in Teilen auch der Redaktion vorliegt. Die Ex-Controllerin besitze keinen Doktorgrad, heißt es dort. Sie hatte sich als Dr. oec. - als promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin - im Klinikum Herford beworben. Recherchen an den angegebenen Universitäten hätten aber ergeben, dass der angebliche Doktorgrad gefälscht sei, hieß es aus Klinikumskreisen. Außerdem sei das Herforder wohl nicht das erste Krankenhaus gewesen, an dem die vermeintlich promovierte Finanz-Expertin in dieser Position gearbeitet habe. Ob dem Klinikum ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei, werde noch geprüft Die ehemalige Abteilungsleiterin hatte seit 2017 das Finanz- und Medizincontrolling unter sich. In dieser Abteilung werden die Behandlungen - je nach Art und Schweregrad der Krankheit - als so genannte Fallpauschalen codiert, um sie dann in ein Klassifikationssystem für ein Abrechnungsverfahren mit den Krankenkassen einordnen und schließlich abrechnen zu können. Ob dem Klinikum in diesem Bereich ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei, werde derzeit noch geprüft. Aus derzeitiger Sicht sei aber nicht zu erwarten, dass es größere Unregelmäßigkeiten gegeben habe, heißt es. Eigentlich seien die Überprüfungen, die Krankenhäuser bei Neueinstellungen vornehmen, ziemlich umfangreich. Es werde immer ein polizeiliches Führungszeugnis angefordert, das generell alle fünf Jahre wieder überprüft werde. Gerade im ärztlichen Bereich gebe es dafür strenge Vorgaben. Bei Bewerbungen seien die Zeugnisse - oder wie hier der Nachweis einer Promotion - in der Regel als Originale vorzulegen. Handele es sich in dem betreffenden Fall also wirklich um eine Fälschung, so könnte man hier schon eine hohe kriminelle Energie ablesen. Hinzu komme, dass die jetzt fristlos Gekündigte in den rund fünf Jahren der Tätigkeit immer ein großes Engagement an den Tag gelegt habe und auch insgesamt bei den Kollegen einen guten Ruf gehabt habe. Umso größer sei die persönliche Enttäuschung, vor allem innerhalb der Abteilung, die sie geleitet habe, erfuhr die NW aus Mitarbeiterkreisen. Vielleicht sei es aber in einer leitenden Position auch einfacher, mögliche fehlende Qualifikationen zu verstecken, indem man sie delegiere. "Viele hier im Haus trifft das persönlich", so der Vorstandssprecher des Klinikums Auch Peter Hutmacher stellte im Gespräch mit der NW die menschliche Ebene in den Vordergrund. "Es basiert eben vieles einfach auf gegenseitigem Vertrauen und das ist hier enttäuscht worden - für die Mitarbeiter und auch für mich persönlich." Die Staatsanwaltschaft Bielefeld teilte auf Anfrage übrigens mit, dass dort noch keine Anzeige vorliege. Das könne aber auch immer einige Tage dauern, bis so ein Vorgang bearbeitet sei und wirklich vorliege. Vom Klinikum hielt man sich zu der Frage, ob Anzeige erstattet wurde, sehr bedeckt, da es sich in jedem Fall noch um ein laufendes Verfahren handele. Nur so viel war zu erfahren: Man sei mit den entsprechenden Ermittlungsbehörden und auch mit möglicherweise ebenfalls betroffenen früheren Arbeitgebern in Kontakt.

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