Stadt muss umdenken Update: Herforder Stadttheater darf nicht abgerissen werden: Das sagt der Bürgermeister

Herford. Hinter dem nüchternen Tagesordnungspunkt &bdquo;Sachstandbericht OWL Forum“ verbarg sich die Knaller-Nachricht im Kulturbeirat: Das Stadttheater kann aus Gründen des Denkmalschutzes nicht abgerissen werden. Das teilte der neue Geschäftsführer der Kultur gGmbh, Christian Kötter-Lixfeld, dem Gremium mit. Die Stadt ziehe daher ihren Abrissantrag zurück. Seit Ende September habe bei der Stadt ein von ihr beauftragtes Gutachten vorgelegen, dass sich mit der Frage beschäftigt habe, ob ein Abriss trotz des bestehenden Denkmalschutzes möglich sei oder nicht. In enger Abstimmung von Stadt, Kultur gGmbh und städtischer Holding HVV sei man auf Basis dieses Gutachtens zur Einschätzung gelangt, dass der Denkmalschutz dem Abriss entgegenstehe. Das Denkmalschutzgesetz ermöglicht den Abriss geschützter Gebäude nur, wenn dem Eigentümer der Erhalt wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Die Stadt hätte diese Unzumutbarkeit aufwendig belegen müssen und entschied sich dagegen. Keine Entscheidung gegen Veranstaltungshalle Die Entscheidung sei keine Entscheidung gegen eine Veranstaltungshalle für Theater, Musik- und andere Kulturveranstaltungen, die Zeit solle vielmehr dazu genutzt werden, um intensiv über die geplanten Inhalte, mögliche Nutzer und den sich daraus ergebenden Raumbedarf zu diskutieren. &bdquo;Die Kulturdialoge zum OWL-Forum und den inhaltlichen Fragen sollen weiterlaufen“, sagte Kötter-Lixfeld, ebenso die Arbeiten am Raumbuch. In dem wird festgelegt, welchen Platz Theater, Nordwestdeutsche Philharmonie oder weitere Nutzungen tatsächlich benötigen würden. Erst wenn diese Fragen geklärt seien, solle die Standortfrage erneut angegangen werden. Vor der Festlegung auf den Standort Mindener Straße waren unter anderem der Alte Güterbahnhof und der Janup im Gespräch gewesen. Fördergeldgeber wissen Bescheid Durch die Entscheidung verändert sich auch der Zeitplan für den Bau. Die Machbarkeitsstudie war zuletzt bei &bdquo;reibungslosem Bauablauf“ und &bdquo;parallel laufenden Prozessen“ von etwa fünf Jahren bis zur Fertigstellung ausgegangen. Das werde nun möglicherweise länger dauern. Es habe bereits Gespräche mit den Fördergeldgebern bei Bund und Land gegeben, sagte Kötter-Lixfeld: &bdquo;Die wissen Bescheid.“ Auch mit NWD und Theater als wichtigste Nutzer habe es bereits Gespräche gegeben. Für das Theater sicherte Kötter-Lixfeld zu, dass das Gebäude bis zur Realisierung eines OWL-Forums spielfähig gehalten werden soll. Harald Korten: Stadttheater ist ein Stück Baugeschichte Zwei Gegenpole in der Stadt waren in der Vergangenheit Bürgermeister Tim Kähler und der Linken-Politiker Harald Korten. Kähler hatte die Fördermittel für ein OWL-Forum eingeworben und das Projekt vorangetrieben, aber vor wenigen Monaten verkündet, es vorerst aus wirtschaftlichen Gründen auf Eis zu legen. Zu den Überlegungen, die Veranstaltungsstätte am Standort des Stadttheaters zu errichten, war es gekommen, nachdem die CDU-Fraktion die Fläche neben dem Alten Güterbahnhof abgelehnt hatte. Korten hatte sich immer gegen den Abriss ausgesprochen. &bdquo;Das Theatergebäude finde ich auch nicht schön“, sagte er jetzt im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Aber es dokumentiere ein Stück Herforder Baugeschichte. Und es sei einzigartig in Herford. Hätten die Denkmalschützer dem Abriss des Gebäudes zugestimmt, hätte das privaten Eigentümern von denkmalgeschützten Gebäuden Tür und Tor geöffnet, es der Stadt gleichzutun, so seine Vermutung. Der Linken-Politiker begrüßt daher die Entscheidung der Denkmalschützer. Seine Fraktion hatte im Vorfeld bei einer Kölner Kanzlei ein Gutachten in Auftrag gegeben – ebenso wie die Stadt es bei einer Bielefelder Kanzlei getan hatte – in dem die Anwälte bereits zu dem Schluss gekommen waren, dass der Denkmalschutz des Gebäudes nicht aufgehoben werden könne. Chance für ergebnisoffene Diskussionen Korten hält die jetzige Situation für eine Chance für ergebnisoffene Diskussionen über die Anforderungen an die Ausstattung und den Standort, sei es am Güterbahnhof, sei es am Janup oder ganz woanders. Wichtig ist ihm zudem, dass das Theater erhalten bleibt und der Spielbetrieb aufrecht erhalten wird. Den Chef der Kultur gGmbH hat er darum gebeten, einen Sanierungsplan für die nächsten fünf Jahre vorzulegen, damit nicht – wie im vergangenen Jahr – beispielsweise plötzlich eine teure Brandschutztür nachgerüstet werden muss. Dem wolle Christian Kötter-Lixfeld auch nachkommen. Zudem verweist Harald Korten auf einen offenen Brief an Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, vom 19. September dieses Jahres, der von zahlreichen Institutionen und vielen namhaften Persönlichkeiten unterzeichnet wurde. Darin heißt es: &bdquo;In Deutschland entstehen jedes Jahr 230 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle, was 55 Prozent des gesamten deutschen Abfalls ausmacht. Zudem sagt der aktuelle Emissionsbericht des Umweltbundesamtes: Deutschland ist nicht auf Kurs, seine Klimaschutzziele zu erreichen.“ Kähler geht nun davon aus, dass der Kulturbeirat die Lage sichten und Vorschläge für weitere Schritte unterbreiten wird. Der Diskussion in dem Gremium wolle er nicht vorgreifen, sagte er. Der Stadtrat habe gewollt, dass das Thema innerhalb der Kultur gGmbH erörtert werde.

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