Häuser sind im Kreis Herford so teuer wie nie zuvor

Kreis Herford. Steigende Zinsen und wachsende Inflation - viele hatten spekuliert, dass das zügig zu fallenden Grundstückspreisen und einer geringeren Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern führen würde. Im Kreis Herford ist es im ersten Halbjahr 2022 nicht so gekommen. Im Gegenteil. Ein neu gebautes, freistehendes Ein- oder Zweifamilienhauses mit 170 Quadratmetern Wohnfläche und einem Grundstück von bis zu 800 Quadratmetern kostete im Durchschnitt 529.000 Euro und damit erstmals über eine halbe Million. 2019 lag dieser Durchschnittspreis noch bei 326.000 Euro und ist dann rasant angestiegen. Die Frage bleibt: Wer kann sich das noch leisten? "Das wird ein Problem für die meisten Leute", meint Sonja Boxhammer. "Die Erhöhung von Zinsen und Baukosten kommen zusammen." Grund genug für die Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Herford erstmals einen Halbjahresbericht zum Grundstücksmarkt 2022 für den Kreis Herford vorzulegen. Der beruht auf einer Kaufpreissammlung der notariell beurkundeten Verträge. Die Ergebnisse sind in einem Flyer übersichtlich dargestellt. Der Bericht soll Grundstückskäufern und -verkäufern sowie Sachverständigen, die Werte von Immobilien ermitteln, einen Einblick in die Preisentwicklung geben. Im ersten Halbjahr hat es mehr Kaufverträge gegeben, als im Vergleichszeitraum der Vorjahre. Sonja Boxhammer: "Es gibt ein ungebremstes Kaufverhalten. Wo etwas zu bekommen ist, wird gekauft." Rundherum in Ostwestfalen ist die Zahl der Kaufverträge nicht gestiegenen und die Preise sind gefallen. Im Kreis Herford anders aus. Grundstücksmarkt Die Anzahl der Kaufverträge für Grundstücke ist im ersten Halbjahr gegenüber 2021 um 10 Prozent auf 1.484 gestiegen. 19 Prozent sind unbebaute, 45 Prozent bebaute Grundstücke und 36 Prozent Wohnungs- und Teileigentum. In Enger, Rödinghausen, Spenge und Vlotho gab es eine Steigerung von über 15 Prozent, in Löhne unter 15 Prozent. In Bünde, Herford und Hiddenhausen blieb die Zahl der Kaufverträge konstant, nur in Kirchlengern fiel die Zahl um 15 Prozent. Die Verkaufserlöse stiegen aber in fast allen Kommunen in der Summe um über 15 Prozent, so in Herford auf 119 Millionen und in Spenge auf 14 Millionen. Baulandpreise Die Anzahl der Kaufverträge für Wohnbauland ist um 20 Prozent auf 132 gestiegen. Es wurden überwiegend höhere Preise gezahlt, so in Bünde durchschnittlich 179 Euro pro Quadratmeter, in Enger 222 Euro, in Herford 225 Euro, in Hiddenhausen 218 Euro, Kirchlengern 156 Euro, Löhne 152 Euro, Rödinghausen 144 Euro und Vlotho 137 Euro. Für Spenge ließ sich aufgrund weniger sehr unterschiedlicher Käufe kein Mittelwert ermitteln. Bauland kostete im Kreis Herford im Schnitt 179 Euro mit den höchsten Steigerungen in Enger, Hiddenhausen und Vlotho. Aber auch in den Kommunen selbst gibt es große Unterschiede. So ist die Nähe zum Speckgürtel Bielefeld ein preistreibendes Kaufargument. Ein- und Zweifamilienhäuser Die Zahl der Kaufverträge für Ein- und Zweifamilienhäuser ist im Kreis auf 516 leicht gestiegen. Im ersten Halbjahr 2020 gab es mit 529 allerdings schon einmal einen höheren Wert. Durchschnittlich wurden höhere Preise gezahlt. Die Preise der Häuser unterscheiden sich nach Alter, Zustand und Standort erheblich. 13 Mal wurde ein schlüsselfertiger Neubau zum Durchschnittspreis von 529.000 gekauft. Ebenso begehrt und teuer sind fast neue Häuser aus den Jahren ab 2010, die schon einen Garten und eine ausgebaute Straße haben. Sie kosteten im Schnitt 517.000 Euro und damit 15 Prozent mehr. Zwischen 1995 und 2009 gebaute Häuser erzielten gleichbleibend 388.000 Euro im Schnitt. Leicht gestiegen ist der Preis für Häuser aus den Jahren von 1950 bis 1974 mit im Schnitt 275.000 Euro. Kaum günstiger sind mit 273.000 Euro Häuser aus den Jahren 1920 bis 1949. Häuser, die zwischen 1919 und 1949 erbaut wurden, erzielten im Schnitt 233.000 Euro. Eigentumswohnungen Die Zahl der Kaufverträge für Wohnungseigentum verschiedener Art ist im Schnitt gleich geblieben. Das können sein Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, in Zwei- bis Dreifamilienhäusern, in Senioreneinrichtungen und in Gewerbeimmobilien. Die Durchschnittspreise für typische Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern sind im Vergleich zum Vorjahr gleichbleibend bis leicht steigend. Eine zwischen 60 bis 100 Quadratmeter große Wohnung in einem Neubau kostete im Schnitt 3.300 Euro pro Quadratmeter. Ab 2010 gebaute Wohnungen kosten im Schnitt 2.800 Euro pro Quadratmeter, 1995 bis 2009 2.300 Euro pro Quadratmeter, 1950 bis 1974 1.600 Euro pro Quadratmeter. Perspektive Sonja Boxhammer hat auch schon einem Blick auf die Sommermonate Juli und August geworfen. Ihr Eindruck: In einzelnen Baujahrsgruppen stabilisiert sich der Markt. Er bricht aber nicht zusammen. Sie vermutet, dass vielleicht ältere Gebäude mit Renovierungsbedarf günstiger werden. Die Expertin weiß: "Der Markt reagiert meist nicht direkt." Und sie meint: "Das zweite Halbjahr wird spannend." Mehr Details gibt es unter www.boris.nrw.de und www.gars.nrw/herford Info Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Kreis und Stadt Herford besteht derzeit aus der Vorsitzenden, Sonja Boxhammer, sowie 13 ehrenamtlichen Mitgliedern aus den Bereichen Architektur-, Immobilien- und Vermessungswesen. Die Geschäftsstelle für den Kreis Herford ist organisatorisch dem Amt für Kataster und Vermessung angegliedert.

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