"Ohne Auto mobil" bei Dauerregen auf der B61

Herford. Besonders widerstandsfähige Regenkleidung und auch ein wenig Leidensfähigkeit was die Temperaturen anging mussten die Besucher der Veranstaltung "Ohne Auto mobil" am Sonntag - zumindest bis zum frühen Nachmittag - mitbringen. Die Veranstaltung, bei der die B61 zwischen Herford und Bielefeld einen Tag lang ausschließlich Fußgängern und Fahrradfahrern gehört und für den Autoverkehr gesperrt ist, fiel leider ein wenig ins Wasser. Und dabei hatten Freunde des Spaziergangs auf der Bundesstraße doch schon ein Jahr länger als gewöhnlich auf die Veranstaltung warten müssen. "Ohne Auto mobil", das eigentlich alle zwei Jahre stattfindet, hatte im vergangenen Jahr aussetzen müssen. Grund war damals ausnahmsweise nicht nur die Corona-Lage gewesen. Auch der Landesbetrieb Straßen NRW hatte im vergangenen Jahr einer Sperrung der Bundesstraße 61 zwischen Herford und Bielefeld für den motorisierten Verkehr nicht zugestimmt und das mit Straßenbauarbeiten an den Umleitungsstrecken begründet. Die waren in diesem Jahr offenbar abgeschlossen, denn nun gab es die Nachholveranstaltung aus dem Jahr 2021. Wohl aufgrund des Wetters fanden sich nur wenige Radfahrer und auch kaum Fußgänger zum Herforder Start auf der Brücke am Deichtorwall ein. Bürgermeister Tim Kähler musste noch einige Minuten auf das Okay aus Bielefeld warten, wo am Rathaus gleichzeitig der Startschuss für die Veranstaltung fiel. Dann konnte es aber losgehen. Baum Waldemar, das Maskottchen der Stadtverkehrsgesellschaft, war ebenso dabei wie das "Kulturrad", auf dem drei Musiker Platz finden und für beste Stimmung sorgten - zum Glück unter großen Schirmen. Einige hart Gesottene trotzten dem Wetter und machten Picknick Die siebte Auflage von "Ohne Auto mobil" wird wohl nicht als die besucherstärkste in die Geschichte eingehen. Von rund 8.000 Menschen auf der Strecke zwischen Bielefeld und Herford sprachen die Veranstalter. Bei bestem Sonnenschein hatte es schon Jahre gegeben, in denen Zehntausende Radler, Spaziergänger, Jogger oder Skater die B61 bevölkert hatten. Davon konnte auf regennasser Strecke nicht die Rede sein. Dennoch gab es einige hart Gesottene, die dem Wetter trotzten. So zum Beispiel die Familien Salter und Schulte-Ostermann aus Herford, die sich trotz Nässe von oben und unten auf der Picknickwiese bei "Karlchen's Backstube" niedergelassen hatten. "Schließlich hatten wir uns fest vorgenommen, bis nach Bielefeld-Brake zu radeln, und das machen wir jetzt auch", sagen sie. Gerne wurde der dampfende Kaffee oder auch eine eisenwarme Waffel bei "Karlchen's" zum Aufwärmen genutzt. Außerdem gab es ein kleines Kinderkarussell. Die Bäckerei, die gerade mit ihrer Unternehmenszentrale von Löhne nach Herford umzieht, war an der B61 zum ersten Mal dabei. "Derzeit ist der Stadtort hier zwar noch Baustelle, aber wir sind bester Dinge, dass der Umzug noch in diesem Jahr klappt", so Verkaufsleiter Marco Plake. Beim Event habe man dennoch schon dabei sein wollen. "Das ist für uns eine gute Möglichkeit, schon einmal Hallo zu sagen. Und beim nächsten Mal könnten wir uns auch gut vorstellen, noch mehr hier bei uns zu veranstalten." Bei einer Verschnaufpause an "Karlchen's Gebäckausgabe" kamen die Besucher dann auch ein wenig ins Gespräch und tauschten Tipps und Erfahrungen aus. So hatte ein Herr aus Bad Salzuflen sein Portemonnaie in einen Gefrierbeutel eingepackt, um das gute Leder vor dem Regen zu schützen. "Das ist ein alter Motorradfahrer-Trick, der gut auch für das Rad funktioniert." Schlimm fand Beate Reuch, die schon ein Stück des Weges zwischen Bielefeld und Herford zurückgelegt hatte, die "Massen an Müll, die man am Straßenrand wahrnimmt, wenn man einmal zu Fuß hier lang geht". Wünschenswert sei, dass das auch viele Menschen auffalle, die sonst tagtäglich mit dem Auto hier unterwegs sind. "Die überlegen dann hoffentlich künftig, ob sie wirklich ihren Müll aus dem Auto werfen." Die wetterabhängige Veranstaltung könnte früher im Jahr stattfinden Trotz mäßigem Besucheransturm fanden die, die doch gekommen waren, zahlreiche Angebote entlang der Strecke vor. Stationen auf Herforder Gebiet waren auch der Stedefreunder Krug, Mercedes-Benz Senger, die Kreuzung Hermannstraße sowie der WWE-Parkplatz. Neben Unterhaltung gab es allerlei Informationen über verschiedene Mobilitätsangebote. So konnten Interessierte das Lastenfahrrad der SVH Stadtverkehr Herford zur Probe fahren sowie sich auch spontan ein "Siggi-Bike", ein Leih-Fahrrad nehmen, das es an diesem Tag für vier Stunden kostenlos auszuleihen gab. Auf der Strecke sorgte übrigens auch die Trommelgruppe "Samba Primeiro" für Stimmung - bevorzugt allerdings regengeschützt unter den Brücken, die es glücklicherweise auf Herforder Gebiet gibt. So nutzten viele Besucher auch diese trockenen Stationen, um sich zu den Rhythmen ein wenig zu bewegen. Das macht schließlich warm. Ab 16 Uhr hatte Petrus dann übrigens langsam ein Einsehen und der Regen ebbte ab. "Es ist schön zu sehen, dass auch später noch einige sich aufmachten und doch noch einmal mit dem Rad über die Strecke fuhren", so Maxime Bethke von der Stadtmarketingagentur Pro Herford. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Wetter werde es wohl auch noch einmal Gespräche darüber geben, ob "Ohne Auto mobil" vielleicht künftig etwas früher im Jahr durchgeführt werden könne. Doch wenn, dann nicht im kommenden Jahr, so Bethke: "Auch wenn die Veranstaltung 2022 ein Nachholtermin für das Vorjahr war - wir werden im Zwei-Jahres-Rhythmus bleiben und erst 2024 wieder starten."

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