Nach OWL-Forum-Stopp: Herforder Bürgermeister stellt sich den Fragen

Herford. Nach dem vorläufigen Stopp des OWL-Forums durch Bürgermeister Tim Kähler war klar, dass es beim Kulturdialog zum OWL-Forum im Studio der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) zunächst weniger um das Orchester und den Schützenhof, sondern um die Folgen des Stopps gehen würde. Und so war es. Da Kähler selbst zum Erklären gekommen war, meldeten sich auch die Kritiker des Projektes zu Wort. Kähler machte klar, dass er das OWL-Forum, das weit mehr als nur eine neue Spielstätte für die beiden &bdquo;Ankernutzer“ NWD und Stadttheater werden soll, weiterhin für ein &bdquo;wichtiges Zukunftsprojekt“ in einer Stadt halte, die mit ihren überdurchschnittlichen Kulturangeboten punkte. 100 Millionen seien die &bdquo;absolute Obergrenze“ Der Stopp nach Vorlage des zweiten Quartalsberichts zur finanzielle Lage der Stadt sei richtig. Anders als viele Kritiker im Saal wie Jürgen Josting oder Peter Biresch, die die kommunizierten Baukosten von knapp 100 Millionen für viel zu niedrig halten, geht Kähler davon aus, dass sie – &bdquo;Stand jetzt!“ – einzuhalten seien. Die 100 Millionen seien die &bdquo;absolute Obergrenze“, als Ziel bisher etwa 80 Millionen angepeilt worden. Die realistischen Kosten ließen sich aber erst nennen, wenn das &bdquo;Raumbuch“ und damit der tatsächliche Raumbedarf ermittelt und das Ergebnis des noch auszuschreibenden Architektenwettbewerbs vorliegen. &bdquo;Mir bereitet es vielmehr Sorgen, dass angesichts der Entwicklung auf dem Energiemarkt die Betriebskosten des Baus so unkalkulierbar seien, dass sich derzeit keine seriöse Beschlussvorlage für den Rat erstellen lässt“, sagte er. Trotz des Planungsstopps werde am Raumbuch gearbeitet. Außerdem kündigte Kähler auf Nachfrage Harald Kortens (Die Linke) an, dass trotz der unvorhersehbaren Umstände die Machbarkeitsstudie noch in diesem Jahr vorgelegt werden soll. Zusätzliche Stelle,um den Dialog zu koordinieren Eine überraschend konkrete Antwort auf Bireschs Frage &bdquo;Was passiert in den Jahren bis zur verspäteten Fertigstellung?“ präsentierte die Kulturbeiratsvorsitzende Birgitt Fischer nach Abstimmung mit Bürgermeister und Kämmerer: &bdquo;Es gibt mehr Geld.“ Damit sollen einige der neuen für das OWL-Form angedachten Veranstaltungsformate im Vorfeld ausprobiert werden, vor allem aber gibt es eine zusätzliche Stelle, die den Dialog zwischen den möglichen Akteuren im OWL-Forum koordinieren, den Kontakt zur freien Szene suchen und die inhaltlichen Vorüberlegungen systematisieren soll. &bdquo;Außerdem werden in die jeweiligen Haushalte die notwendigen Erhaltungskosten von Theater und Schützenhof eingestellt“, sagte Kähler. Beide Gebäude seien noch für einige Zeit nutzbar. Auf Jostings Frage, ob beide Gebäude tatsächlich nicht zu retten seien, gab Kähler eine strategisch begründetet Antwort: &bdquo;Wir hätten in absehbarer Zeit Millionen in die Sanierung stecken müssen, haben uns aber dafür entschieden, das Geld nicht in den Erhalt des Alten zu stecken, sondern mit den Fördermitteln von Bund und Land neue Möglichkeiten für die Kultur und die Stadtgesellschaft zu schaffen.“ Ricarda Heeper (FDP) bedauerte noch einmal die Festlegung auf einen Bau an einem aus ihrer Sicht ungeeigneten Standort. Schulleiterin des Ravensberger Gymnasiums macht sich Sorgen Konkrete Sorgen formulierte Andrea Bartels, die Schulleiterin des Ravensberger Gymnasiums (RGH): &bdquo;Unsere Schule nutzt das Theater an vielen Tagen als Aula, viele Kreativangebote finden dort statt“, sagte sie: &bdquo;Wir haben Angst, dass wir vergessen werden.“ Die möglichen Kooperationen von NWD und Schulen seien ja gut schön, aber eine Schule von der Größe des RGH brauche eine unbürokratische, im Schulalltag jederzeit zugängliche Aula, sagte sie im Anschluss an den Dialog. Selbstverständlich werden die Bedürfnisse von Schulen berücksichtigt, sicherte der designierte Geschäftsführer der Kultur gGmbH, Christian Kötter-Lixfeld, zu. Theater und NWD seien nicht alles, sondern das OWL-Forum soll ein &bdquo;Ort für die Herforder Stadtgesellschaft“ sein, mit offenen Türen und identitätsstiftend. Diese Öffnung für neue Formate und neue Wege zum Publikum, das sich zunehmend von Abomodellen ab- und spontaneren Kulturevents zuwende, sei auch eine Herausforderung für die NWD.

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