Hausbau sorgt für Ärger: Gerüstbauer schlägt Herforder Familienvater den Schädel ein

Herford. Neubauprojekte sorgen bei den direkten Nachbarn oft für Ärger. Nicht eingehaltene Grenzabstände, Grenzbebauung oder das Betreten des eigenen Grundstücks durch Handwerker sind die Auslöser - denn ihre territoriale Integrität ist vielen Hauseigentümern, aber auch Bauherrn heilig. Oder es geht einfach nur ums Prinzip. Einen 48-jährigen Herforder hat sein Einschreiten gegen einen Gerüstbauer, von dem er nur befürchtete, der Mann könnte sein Grundstück betreten, einen Schädelbruch samt Schädelhirntrauma und einen wochenlangen Klinikaufenthalt eingebracht. Die Vorwürfe der Anklage Das Schöffengericht muss sich am Dienstagmorgen mit dem Fall vom 5. Juli vergangenen Jahres befassen. Angeklagt: der Gerüstbauer (41) wegen gefährlicher Körperverletzung und sein Bruder (38) wegen Hausfriedensbruch. Der später freigesprochene 38-Jährige, der im Firmenwagen an der Baustelle wartete, war am Tattag zunächst vom 48-Jährigen angesprochen worden. &bdquo;Ich bin zu den Handwerkern hingegangen, damit sie nicht noch einmal mein Grundstück betreten“, erklärt der Herforder. In der Vergangenheit sei es mehrfach dazu gekommen, dass die Männer über sein Grundstück gelaufen seien. Zunächst sei es zu Problemen gekommen, weil L-Steine über seine Grenze verlegt worden seien, berichtet der Familienvater weiter. Die Frage nach dem Warum Daraus wurde ein handfester Streit - und am Tattag ein Schubsen und Schlagen. Warum er genau den Handwerker, die zu diesem Zeitpunkt gar nicht auf seinem Grundstück arbeiteten, angesprochen habe, will Richterin Alea Blöbaum von dem Familienvater wissen. Ladenbesitzer würden ihre Kunden beim Betreten eines Ladens ja nicht immer auffordern, nichts zu stehlen. Eine Blöbaum oder Prozessbeobachtern einleuchtende Erklärung gibt es offensichtlich nicht. Angst um Bruder Die Auseinandersetzung zwischen dem 48-Jährigen und dem 38-Jährigen ruft wiederum den Gerüstbauer auf den Plan. Aus Angst um seinen Bruder, der vom Nachbarn attackiert worden sei, sei er eingeschritten und habe dem 48-Jährigen mit einer kurzen Gerüststange geschlagen, räumt der Hauptangeklagte in einer Erklärung über seinen Strafverteidiger Ralf Hasenbäumer ein. Zu diesem Zeitpunkt hätten aber bereits zwei andere Nachbarn – einer mit einem Alu-Besentiel - eingegriffen, auf seinen Bruder eingeschlagen und er habe Angst um dessen Leben, aber auch um sein Leben gehabt. Deshalb habe er schließlich nach der Traverse gegriffen und, so will er Glauben machen, in Notwehr zugehauen. Zwei Handyvideos, die der Angeklagte nach der Tat aufgenommen hat und unter anderem zeigen, wie einer der Nachbarn seinen Bruder festhält, aber auch, wie ihn der 48-Jährige schlägt, sollen die Angaben untermauern. Was ein Nachbar berichtet Ein beteiligter Nachbar widerspricht und berichtet, dass er erst nach dem Angriff des Gerüstbauers eingeschritten sei und versucht habe, die Männer zu stoppen. Und diese Szene zeige auch das Video. Während Strafverteidiger Hasenbäumer wegen der Notwehr-Situation für seinen Mandanten einen Freispruch fordert, kommt es für den Gerüstbauer knüppeldicke. Denn erst einen Monat vor der Tat an der Baustelle war er bereits wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem hat er zehn weitere Eintragungen im Strafregister. Wie Richterin Blöbaum später betont, habe er auch dem Opfer nicht geholfen, sondern - um sich abzusichern -, mit seinem Handy gefilmt. Das Urteil gegen den 41-Jährigen: zwei Jahre und acht Monate Haft. Darüber hinaus muss er 3.000 Euro an den Herforder zahlen. Dazu dürften auch noch die Kosten der Behandlung und der Arbeitsunfähigkeit kommen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig - Rechtsanwalt Hasenbäumer kündigte bereits Rechtsmittel an.

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