Hilferuf per App: So können Ersthelfer Notfallopfern schnell helfen

Kreis Herford. Bei Notfällen muss es schnell gehen. Da kann jede Minute zwischen Leben und Tod entscheiden. Mittels einer App sollen medizinisch ausgebildete Ersthelfer schnell zu Notfallopfern gelangen und die Zeit überbrücken, bis der Rettungswagen eintrifft. Das System heißt "Katretter" und ist schon 2019 im Kreis Herford eingeführt worden. Die Corona-Pandemie hat dem eigentlichen Start der App allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Jetzt nimmt das Projekt wieder Fahrt auf", sagte Markus Altenhöner, Kreisdirektor und Kämmerer, im jüngsten Kreis-Ausschuss. Notfallmediziner Steffen Grautoff erklärt, wie die App funktioniert und macht die Idee dahinter an einem Beispiel deutlich. Wenn etwa eine Ärztin oder eine Krankenschwester in ihrer Freizeit Zeit im Garten verbringt und drei Häuser weiter der Nachbar einen Herzinfarkt erleidet, bekommt die Fachfrau davon in der Regel nichts mit. Sie könnte aber aufgrund ihres Wissens schnell helfen. "Die neue Technik schließt diese Lücke", so Grautoff. Ist die Ärztin als Ersthelfer registriert, wird sie über die App alarmiert und kann sofort zur Hilfe eilen. "Wir haben auf unserem Tisch schon Menschen verloren" Mittels der App sollen Personen angesprochen werden, die in Notfällen in der Nähe sind. Und das aus gutem Grund: "Wir haben auf unserem Tisch schon Menschen verloren", sagt Grautoff und macht damit deutlich, dass die Hilfe in den ersten Minuten immens wichtig ist. Ersthelfer können die Situation schnell erfassen und einschätzen - im Gegensatz zu Laien - und die Zeit überbrücken, bis die Profis kommen. Dafür muss ein Netzwerk an Ersthelfern aufgebaut werden. Ob Ärzte, Krankenpfleger, Rettungssanitäter oder auch Feuerwehrleute: Personen mit einem medizinischen Hintergrund könnten Teil des Rettungssystems werden. "Wir wollen möglichst viele Menschen im Kreis gewinnen, die Ersthelfer werden wollen", so Altenhöner. Wer mitmachen möchte, bekommt eine spezielle Schulung. Dafür ist der Kreis Herford bereits mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Kreisverband Herford-Land und Herford Stadt in Kontakt. Das DRK hat bereits mit ersten Test-Registrierungen mit einem kleinen Personenkreis begonnen, um die technischen Voraussetzungen der App und auch den Registrierungs- und Benachrichtigungsprozess zu prüfen. Bei diesem Personenkreis wurden vereinzelt auch schon fiktive Testeinsätze durch die Leitstelle angelegt, sodass das Durchlaufen der App technisch getestet werden konnte. Maximal in fünf Minuten beim Einsatzort Ersthelfer sollen im Schnitt innerhalb von drei bis fünf Minuten beim Einsatzort sein, der Rettungsdienst benötigt zwischen sechs und zwölf Minuten. Tritt eine Notfallsituation auf, entscheidet die Leitstelle, die für das System die technischen Voraussetzungen geschaffen hat, ob die App aktiviert wird oder nicht. Geht eine Meldung raus, bekommen diese die Ersthelfer, die sich in unmittelbarer Nähe der zu helfenden Person befinden. Die Mitteilung wird aufs Smartphone geschickt. Mit einem "Wisch" kann der Ersthelfer entscheiden, ob er helfen kann oder will. Die Hilfe ist freiwillig, also für die Ersthelfer nicht verpflichtend. Auch hat der Kreis Herford klar definiert, in welchen Notlagen die App "Katretter" aktiviert wird. Das ist laut Steffen Grautoff bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand, bei Bewusstlosigkeit und starken Blutungen der Fall. In all diesen Fälle gehe es um wichtige Minuten. Ersthelfer werden nicht zu Einsätzen auf die Autobahn beordert oder wenn gewalttätige Personen mit im Spiel sind. Gautoff: "Es soll schließlich niemand in Gefahr geraten." Die App "Katretter" soll nach der Einführung eine weitere Möglichkeit sein, Menschen in Notsituation schnell zu helfen. Die Hilfe zur Reanimation via Telefon sei schon ein Erfolg, teilt der Notfallmediziner im Ausschuss mit. Denn Laien sind oftmals überfordert mit der Situation vor Ort. Seit 2021 gibt es im Rettungswagen zudem Ultraschalltechnik und 2022 wurde das erste Gerät zur Ermittlung der Blutwerte angeschafft. Auch das sei ein wichtiger Schritt: "Das passiert sonst alles erst im Krankenhaus, jetzt kann es schon im Rettungswagen genutzt werden", sagt Gautoff und weiter: "Wir sind damit Pioniere." So geht es jetzt weiter Im Juni soll eine Testphase mit etwa 250 registrierten Ersthelfern beginnen. Dieser ausgewählte Personenkreises testet die App dann in Real-Einsätzen. Hier wird laut dem Kreis Herford zunächst auf medizinisch geschultes Personal zurückgegriffen. Nach erfolgreicher Testphase kann das System für weitere Personen, die eine entsprechende Schulung absolvieren, geöffnet werden.

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