Lebensretter aus der Nachbarschaft im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Wenn das Herz stehen bleibt, zählt jede Sekunde. Und auch wenn der Rettungsdienst überall im Kreis Höxter stationiert ist, können die wenigen Minuten, bis er eintrifft schon zu lang sein. Deshalb gibt es in ihrer Nähe die Kat-Retter. Hilfsbereite Nachbarn mit medizinischen Kenntnissen, die sofort alles stehen und liegen lassen, und versuchen, ein Leben zu retten. Wie kürzlich in Steinheim. Es war gegen 8 Uhr am Morgen, als der Alarm aus der Emmerstadt bei der Leitstelle in Brakel einging. Ein Mann lag leblos im Bett, atmete nicht mehr. Die Notrufzentrale des Rettungsdienstes tat einerseits, was sie immer tut: Sie schickte umgehend Notarzt und Rettungsdienst los. Beide sind zwar in Steinheim stationiert - einige Minuten dauert es aber doch, bis sie vor Ort sind. Weil es in diesem Fall aber wortwörtlich auf jede Sekunde ankam, löste die Leitstelle andererseits auch das Kat-Retter-System aus. Das ist eine App, bei der Ersthelfer registriert sind, die sich zutrauen, Erste Hilfe im Notfall zu leisten - meist heißt das, zu reanimieren. Das System sucht nach Ersthelfern, die sich in unmittelbarer Nähe befinden und alarmiert diese. Sofort begann die Reanimation des Patienten Und tatsächlich: Ein Nachbar, Sebastian Breker, der nur 50 Meter entfernt wohnte, bekam die Nachricht auf sein Handy. Mit einem Klick nahm er den Einsatz an, bekam Adresse und Name und machte sich umgehend auf den Weg. Dass er so schnell zum Einsatz käme, hätte er selbst nicht geglaubt: Der Feuerwehrmann hatte sich selbst erst drei Tage vorher bei den Kat-Rettern angemeldet, nachdem die Steinheimer Feuerwehr auf ihrer Jahresversammlung noch mal dafür geworben hatte. Wertvolle Minuten bis der Rettungsdienst eintrifft Breker, der schon Sekunden später eintraf, stand zunächst vor verschlossener Tür. &bdquo;In solchen Situationen sind Angehörige verständlicherweise oft überfordert und können selbst nicht helfen“, ordnet Tobias Jürgens von der Feuerwehr Steinheim ein. Ersthelfer Sebastian Breker bekam Einlass und begann umgehend mit der Reanimation. &bdquo;Etwa zwei bis drei Minuten, bis der Rettungsdienst eintraf“, berichtet Breker. Nachdem der Patient stabilisiert war, wurde er von der Feuerwehr via Drehleiter aus dem zweiten Obergeschoss zum Rettungswagen und dann ins Krankenhaus transportiert, weil der Weg durchs Treppenhaus nicht patientenschonend war. Notfallhilfe in Kreis Höxter: Wie schnell ist der Rettungswagen da? Die Einsatzkräfte haben alles in ihrer Macht stehende getan, um das Leben des Mannes zu retten. Er ist dennoch leider im Krankenhaus verstorben. Bei den Beteiligten herrscht Betroffenheit - dennoch sind sie vom Kat-Retter-System überzeugt. Es hat in anderen Fällen Leben gerettet und wird deshalb seit seiner Einführung im Kreis Höxter vor mehr als zwei Jahren von der Leitstelle regelmäßig genutzt. Wer mitmachen will, braucht ein paar Voraussetzungen. So viele Ersthelfer machen im Kreis Höxter mit Eine gute und nachhaltige Ausbildung zum Ersthelfer und vor allem das Selbstvertrauen, im Notfall auch anpacken zu können. Im Kreis Höxter sind bisher vor allem medizinische Kräfte, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wie DRK und Malteser, Rettungsdienstmitarbeiter und Feuerwehrleute registriert. Aktuell sind in der App für den Kreis Höxter 275 Ersthelfer angemeldet, berichtet Kreissprecher Thomas Fuest auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Rund 400 Mal jährlich werde inzwischen darüber Alarm ausgelöst – mehr als einmal pro Tag im Durchschnitt. Wobei nicht bei jeder Kat-Retter-Alarmierung dann tatsächlich auch ein ehrenamtlicher Helfer den Einsatz annimmt. Kreis Höxter will noch mehr Helfer finden Freilich ist bei der Anzahl der Helferinnen und Helfer noch Luft nach oben. Das sieht auch der Kreis Höxter so. &bdquo;Die zuständige Abteilung Feuer-, Katastrophen- und Zivilschutz des Kreises Höxter arbeitet stetig an der Erweiterung der Ersthelferzahl“, sagt Kreissprecher Thomas Fuest. Als besonders förderlich dafür hat sich die direkte Ansprache der jeweiligen Gruppen erwiesen. Technisch funktioniert es ganz einfach: Geht ein Notruf bei der Kreisleitstelle ein, prüft die Software, welche registrierten &bdquo;Kat-Retter“-Nutzer dem Einsatzort am nächsten sind, und schickt diesen eine Meldung auf deren Smartphones. Wird ein Einsatz nicht innerhalb von 30 Sekunden bestätigt, wird die nächste Person alarmiert. Pflichten dürfen nicht vernachlässigt werden Es gibt keine Verpflichtung, bei einer Alarmierung alles stehen und liegen zu lassen. Wichtig vor allem: Mit der Annahme eines Alarms dürfen keine anderen Pflichten wie Kinderbetreuung oder dienstliche Pflichten vernachlässigt werden. Jeder alarmierte Helfer kann deshalb einen Einsatz ablehnen. Erst nach der Bestätigung erfährt ein Erstretter den genauen Einsatzort. Zudem kommuniziert er mit der Leitstelle, wenn er am Einsatzort ankommt und ist an deren Weisungen gebunden. Sobald reguläre Rettungskräfte eintreffen, übernehmen sie die weitere Versorgung. Viele weitere Infos gibt es unter katretter.de. Hier ist auch eine Registrierung möglich.

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