Darum sind Pferde bei Sturm und bei Tornados wohl lieber auf der Weide

Herford. Drei Pferde galoppieren über eine Weide, dahinter ist der dunkle Tornado zu erkennen, der an der Fläche im Süden Herfords vorbeizieht. Es ist eine 16-Sekunden-Aufnahme, die am Freitagnachmittag entstand, aber in der Folge im Internet auf der Facebook-Seite der NW Herford für lange und vor allem heftige Diskussionen über die Haltung von Pferden und Nutztieren bei einem starkem Sturm ausgelöst hat. Doch wo wären die Tiere sicherer gewesen? In einem Stall oder einem Holzunterstand? Oder wäre die Weide nicht der bessere Ort? Der Zaun ist ein Problempunkt Eine ganz einfache Antwort gebe es da nicht, erklärt Dr. Willa Bohnet, Wissenschaftlerin am Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Sie forscht seit Jahren zum Verhalten von Pferden und berät als Expertin unter anderem das Bundeslandwirtschaftsministerium. Für sie liegt das Manko und damit die Gefahr bei einem Sturm für die Tiere, aber auch für Menschen, oft an einer anderen Stelle: dem Zaun. &bdquo;Pferde sind Fluchttiere. Hier in Deutschland können sie nicht flüchten, weil sie eingezäunt sind. Der Zaun muss für sie aber wirklich deutlich sichtbar sein, etwa durch die typischen weißen Stromlitzen. Sie müssen Respekt davor haben.“ Nur so lasse sich verhindern, dass die Tiere den Zaun durchbrechen, auf die Straße laufen und Unfälle verursachen. Was Pferde bei Sturm nicht tun Auch bei der Frage "Stall oder Unterstand bei Sturm?", hat die Wissenschaftlerin eine klare Position: &bdquo;Pferde sind keine Höhlenbewohner. Die Tiere hätten einen Unterstand auch nicht aufgesucht.“ Pferde wollten beobachten, was um sie herum passiert. &bdquo;Und in einem Unterstand oder in einem Stall können sie das nicht“, so die promovierte Biologin und Pferdehalterin. Darüber hinaus sei ja auch gar nicht klar, wo ein Tornado überhaupt entlangzieht. In und um einen Stall, der von der Windhose oder extremen Winden getroffen wird, entstehen unbekannte Geräusche, die die Tiere – die ja ein deutlich feineres Gehör haben als Menschen – noch mehr ängstigten und in Panik versetzen könnten. Wozu ein Unterstand dient Als Pferdehalterin habe sie vor rund zehn Jahren bei einem Hagelschauer mit fünf bis sechs Zentimeter großen Hagelkörnern erlebt, wie ihre Pferde reagierten. &bdquo;Die Tiere waren auf der Weide, haben von dort aber freien Zugang zum Stall. Die auftreffenden Hagelkörner schmerzten sie. Die Pferde liefen deshalb in den Stall“, berichtet die Wissenschaftlerin. &bdquo;Dort wiederum ängstigte sie der Lärm der auf das Dach auftreffenden Hagelkörner und sie liefen wieder nach draußen. So ging das mehrfach hin und her.“ Sie hätte die Tiere nicht beruhigen können. Als Halterin sei ihr deshalb nichts anders übrig geblieben, als zu warten, bis der Hagelschauer vorüber war. Die Expertin erinnert auch daran, dass ein Unterstand auf einer Weide den einstigen Steppenbewohnern vor allem im Sommer als Schutz gegen die Sonne und gegen Insekten dient – und im Winter als Schutz gegen den Regen. Das Wetter und die Wohlfühltemperatur Pferde haben darüber hinaus auch eine ganz andere Wohlfühltemperatur als ihre zweibeinigen Eigentümer. Sie liegt bei niedrigen 5 bis 15 Grad. Bei Rindern, von denen während des Durchzugs der Unwetterfront wohl hunderte auf den Weiden des Wittekindslandes waren, geht sie noch weiter runter. Sie fühlen sich selbst bei mittleren einstelligen Minusgraden noch pudelwohl. Kühe, Kälber, Bullen und Rinder kommen mit Regen und Wind gut zurecht und suchen, ähnlich wie Pferde, Unterstände vor allem im Sommer auf.

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