Mordversuch in Herford: Mann schießt auf offener Straße auf Ex-Schwager

Herford/Vlotho/Bielefeld. Im November des vergangenen Jahrs wurde der 50-jährige Familienvater Ethem M. (Name geändert) auf offener Straße in Herford durch Pistolenschüsse lebensgefährlich verletzt. Seit Anfang Mai muss sich der Schütze, sein Ex-Schwager Ekrem K., wegen des Verdachts des versuchten Mords vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Nun verlas Verteidigerin Zeliha Evlice eine Erklärung ihres Mandanten, in dem dieser die Schüsse einräumt - einen Mordversuch aber weit von sich weist. In der Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer des Landgerichts schilderte Verteidigerin Evlice namens ihres Mandanten, dass dieser seine Ex-Frau im Juli 1993 geheiratet habe, die Ehe jedoch bereits 1999 wieder geschieden worden sei. Der Grund für die Trennung sei gewesen, dass die Familie der Frau Ekrem K. nie wirklich akzeptiert habe. Vor diesem Hintergrund habe sich auch das Verhältnis zu Ethem M., dem Bruder seiner Ex, äußerst schwierig gestaltet, wenngleich K. zu diesem in den vergangenen Jahren nur sehr wenig Kontakt gehabt habe. Als die ältere Tochter der mittlerweile geschiedenen Eheleute K. ein Drogenproblem entwickelt habe, habe der Angeklagte dies offenbar auf die innerfamiliären Spannungen zurückgeführt. Seinem Ex-Schwager gab er der Verteidigererklärung zufolge zumindest indirekt eine Mitschuld daran, dass seine Tochter auf die schiefe Bahn geraten sei. Als K. diesen diesbezüglich jedoch einmal um Hilfe gebeten habe, habe M. ihn nur beschimpft, verlas Evlice. Die Waffe habe er stets in Reichweite gehabt Insbesondere der Freund seiner Tochter war K. offenbar ein Dorn im Auge - soll dieser doch tief in die Drogenszene verstrickt sein. Gerne hätte K. auf die Trennung seiner Tochter von dem Mann hingewirkt, doch habe diese ihren Vater vor dem Freund gewarnt, führte die Anwältin weiter aus. Aus diesem Grund habe sich Ekrem K. im Herbst 2021 die nun in Rede stehende Waffe besorgt, um sich im Zweifelsfall verteidigen zu können. Die Waffe habe er seither stets in Reichweite gehabt. Am 13. November 2021 fuhr Ekrem K. mit seinem Mofa nach Herford, um in einer Sportbar ein Fußballspiel anzusehen. In der Halbzeitpause ging er laut Verteidigererklärung einkaufen - und sah dort unvorbereitet seine Tochter und ihren Partner. Er sei diesen ein Stück weit bis auf ein Schulgelände gefolgt, dann jedoch wieder in die Sportbar zurückgekehrt, so Evlice. Schließlich habe sich K. auf den Weg zu Ethem M. gemacht, weil er seinen Ex-Schwager abermals um Hilfe habe bitten wollen. Er habe sein Mofa ein paar Meter hinter dem Auto von M. geparkt, der gerade aus seinem Pkw ausstieg. Ethem M. sei zur Beifahrertür gegangen. Der Angeklagte, der seine Waffe in der Hand gehalten habe, habe seinen Ex-Schwager angesprochen. Dieser habe sich daraufhin in den Beifahrerbereich des Autos gebeugt. "Es schoss mir durch den Kopf, dass er mich mit der Waffe gesehen hat und sich nun gegen mich wendet", zitierte Evlice ihren Mandanten. Der Richter zweifelt an der Richtigkeit der Angaben In Panik habe K. sodann zwei Schüsse abgegeben, um M. Angst einzujagen. Dabei habe er absichtlich an M. vorbei gezielt. Dieser sei dann weggelaufen, woraufhin K. zwei weitere Schüsse auf M. abgegeben habe, einen Richtung Beine und einen abermals extra daneben. "Ich habe nicht gesehen, dass ich ihn verletzt habe. Ich bin dann nach Hause gefahren, weiß auch nicht mehr wie. Ich weiß nur noch, dass ich die Waffe in einem Waldstück vergraben habe. Ich wollte niemanden verletzen, ich wollte nur Hilfe", hieß es in der Erklärung. Fragen zu dieser Erklärung werde ihr Mandant nicht beantworten, sagte Verteidigerin Evlice in der Verhandlung. Der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann erlaubte sich "jedoch den Hinweis, dass sich die Frage aufdrängt, wieso Ethem M. dann einen Schuss durch beide Wangen abbekommen konnte." Er mache keinen Hehl daraus, so Zimmermann, dass er an der Richtigkeit der Angaben zweifle. Der Prozess wird am Freitag, 20. Mai, fortgesetzt.

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