3 Tec: Warum Automatisierung Arbeitskräfte bindet, statt sie zu verdrängen

Herford. Die Arbeit verändert sich. Automatisierung und Digitalisierung kurbeln den Wandel an. Als zusätzlicher Treiber gilt die Corona-Pandemie. Sie zeigt, dass der Prozess häufig neu gedacht werden muss, aber durchaus auch Chancen bietet. Durch den Strukturwandel wird immer mehr Muskelkraft von Maschinen ersetzt. Doch von einem Arbeitskräfteverlust will das Herforder Unternehmen 3 Tec nicht sprechen. Im Gegenteil: "Wir sichern Arbeitsplätze." Zwei der drei Gründer von 3 Tec erzählen, warum sie diese Aussage vertreten und was der Krieg in der Ukraine damit zu tun hat. 3 Tec ist der Player, wenn es um ausgeklügelte Softwarelösungen geht. Das Unternehmen ist seit 25 Jahren auf dem Markt und laut eigenen Angaben Marktführer in der europäischen Möbelfertigung. Sie bieten Küchenunternehmen wie Häcker, Nolte oder Siematic, aber auch Zuliefern, Ladenbauern und Arbeitsplatten-Konfektionierern passgenaue Software an. Unerlässlich für die Automatisierung - und für die Individualität der Produkte, die immer mehr gefragt wird. Individualität ist gefragt, da ist die Automatisierung unerlässlich "Wir steuern den Betrieb", erklärt einer der drei Geschäftsführenden Gesellschafter, Arno Sturm, vereinfacht das Prozedere hinter der Arbeit. Im Endeffekt gibt die Software die gewünschte Information an die Maschinen ab. Wo etwa ein Loch für einen Küchenkorpus reingebohrt werden muss oder ob die Arbeitsplatte sieben Zentimeter höher werden soll als der Normwert. Auf Wünsche einfach reagieren zu können, sei heute unerlässlich. Die Serienproduktion ist out - die Individualität nimmt immer mehr zu. Etliche Farben, verschiedene Höhen und Breiten: Gerade in der Küchenmöbelindustrie müsse man auf jegliche Begebenheit eingehen. Würde es die Automatisierung nicht geben, seien Sondermodelle kaum zu bezahlen, sagt Bernd Beckmann. Er macht auch deutlich, dass der Produktionsprozess erst in Gang geht, sobald der Kunde das Produkt erworben hat. "99 Prozent der Möbelstücke existieren noch gar nicht." Auch das gehe mit der "unzähligen Vielfalt" einher, die heute erwartet wird. "Ganz früher hätte man nach einem Kauf einen Zettel in die Produktion gereicht, heute macht das die Software", bringt es der Geschäftsführende Gesellschafter auf den Punkt. Krieg und Pandemie sorgen für Umkehrtrend Doch warum sind die 3 Tec-Gründer überzeugt, dass die Automatisierung Arbeitsplätze bindet, statt diese zu verdrängen? "Klar, die Arbeit wird anders, aber gebraucht wird immer der Mensch", sagen Sturm und Beckmann und führen als ein Argument den Produktionsstandort an. Denn, so sagen sie: "Je automatisierter ein Unternehmen ist, desto mehr wird wieder vor Ort produziert." Und, wenn Firmen ihren Produktionsstandort ins Ausland verlegen, helfe es hier auch keiner Arbeitskraft. "Dann gibt es nämlich gar keine Arbeitsplätze." Auch der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie mit der Verknappung einzelner Rohstoffe lassen einen Umkehrtrend zurück zu "Made in Germany" erkennen. Sturm: "Man will sich von der Abhängigkeit vom Ausland lösen." Die Küchenmöbelindustrie setzt schon längst darauf. Deutsche Küchen genießen im Ausland einen hohen Wert. "Durch die Automatisierung ist auch die Qualität gestiegen. Daher sind die Unternehmen wettbewerbsfähig." Dennoch bleibt es nicht aus, dass einfache Tätigkeiten wie die Arbeit am Fließband immer mehr zurückgeht. Es komme also auch auf die Unternehmen selbst an, auf ihre Mitarbeiter zu setzen und diese zu qualifizieren. Der Fachkräftemangel macht sich überall längst bemerkbar. Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern Mittlerweile hat das Unternehmen, das 2016 ins ehemalige Herforder Arbeitsamt gezogen ist, 80 Mitarbeiter. Sie alle sind hoch spezialisiert, eine Einarbeitung kann bis zu einem Jahr dauern. Begonnen hat die 25-jährige Firmengeschichte mit der Selbstständigkeit von Bernd Beckmann, Markus Jass und Arno Sturm. Die beiden Ingenieure und der Kaufmann waren schon vorab Arbeitskollegen und haben 1997 ihr eigenes Unternehmen 3Tec automation GmbH in Vlotho gegründet. Damals auf 100 Quadratmetern. Heute sind es 3.500 Quadratmeter und der Betrieb hat sich einen Namen gemacht. 2001 haben sie das Geschäft auf den europäischen Markt ausgeweitet, 2013 wurden erste Kunden in den USA und Kanada mit der Softwarelösung aus OWL beliefert. 25 Jahre später können die drei Gründer stolz auf mehr als 3.000 realisierte Projekte bei über 200 Kunden zurückblicken. Bodenständig sind die Männer aus Hannover, Herford und Schloß-Holte dennoch geblieben. "Wir kommen aus dem Beruf, den heute unsere Mitarbeiter machen." Da sei es selbstverständlich, dass der vom Chef ausgesuchte Stuhl für die ganze Belegschaft bestellt wird. "Es ist unsere Kultur: So wie wir arbeiten wollen, arbeiten auch unsere Mitarbeiter." Und für die Nachfolge ist auch schon gesorgt. "Noch denken wir nicht an die Rente, aber die nächste Generation ist schon am Start", sagt Beckmann. Ein Dreigespann soll es bleiben. Wieder zwei Ingenieure und ein Kaufmann. "Das hat sich einfach bewährt."

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