Herforder IT-Unternehmer erobert mit KI-Software den Weltmarkt

Herford. Gut vier Jahre alt ist die Solutions-Apps DG GmbH des im Iran geborenen und seit 2015 in Herford lebenden Software-Entwicklers Hamed Rahimi Darehchi. Seine Direkt-Marketing-Software wird inzwischen in rund 60 Ländern eingesetzt. Da seine zehn Programmierer in Brasilien, in der Türkei, im Iran und in Dubai arbeiten, kommt er immer noch ohne eigene Geschäftsräume aus. Darehchis Unternehmen bietet Software-Lösungen für Direktvertrieb, Multi-Level-Marketing und Strategieberatung speziell für mittelständische Betriebe an. Dabei verbinden die inzwischen KI-gestützten Apps (Künstliche Intelligenz) innerbetriebliche Abläufe, Kundenbedürfnisse und die Kommunikation zwischen Kunden und Lieferanten. So &bdquo;lernt“ die &bdquo;KI“ etwa die Eigenschaften aller von einem Unternehmen angebotenen Produkte. Auf der anderen Seite stoßen die Kundinnen und Kunden beispielsweise in einem automatisierten Posting auf Social Media auf ein Fenster, das ihre Bedürfnisse abfragt, dann das passende Produkt vorschlägt und auch den Bestellvorgang inklusive Versandvorbereitung und eventuell notwendiger Zollformalitäten übernimmt. Mitarbeiter in jeder Zeitzone &bdquo;Wenn die KI einmal mit den richtigen Daten gefüttert wurde und die Kunden die Fragen korrekt beantworten, ist in dem Prozess keine persönliche Beratung mehr nötig. Und die Kunden bekommen meist sogar ein passgenaueres Angebot als ohne KI“, sagt Darehchi. Lesen Sie weitere Wirtschaftsnachrichten aus dem Kreis Herford Derartige Produkte werden von seinen in verschiedenen Zeitzonen arbeitenden Mitarbeitern entwickelt. Das erfordere ein striktes Zeitmanagement, aber dafür sei quasi rund um die Uhr irgendwo ein Mitarbeiter persönlich erreichbar. &bdquo;Jeder Kunde bekommt einen festen Ansprechpartner, der seinerseits die Aufgaben in unserem Team verteilt“, sagt Darehchi. Diese Flexibilität mag ein Grund dafür sein, dass das Unternehmen gerade mit dem Kooperationspartner-Award 2024 des Bundesverbands Direktvertrieb Deutschland ausgezeichnet wurde. &bdquo;Die Vorschläge für die Auszeichnung kommen aus dem Kreis der Partner. Daher bin ich darauf schon stolz“, sagt Darehchi, der sich inzwischen meist auf die Aufgaben des Geschäftsführers konzentriert und nur noch bei &bdquo;interessanten Projekten“ mitprogrammiert. Nutzung von Buchrechten für die KI So ein Projekt ist die &bdquo;AI-Ingenieur-Solution-App“, die einmal mit Ingenieurwissen und sämtlichen technischen Dokumentationen aller in einer Firma – oder einem weltweit operierenden Konzern – vorhandenen Anlagen gefüttert werden soll und dann selbstständig kontrollieren kann, ob die Installation korrekt ist. Auch bei der Fehlersuche und -behebung soll sie helfen. &bdquo;Das Projekt ist spannend und komplex, und zwar nicht nur informationstechnisch, sondern auch rechtlich“, sagt Darehchi, &bdquo;denn um eine KI anzulernen, müssen zunächst die Rechte an den Daten erworben werden, mit denen sie trainiert wird“. Bei den Anlagen selbst sei das meist kein Problem, aber um die KI mit dem Ingenieurwissen aus einem Lehrbuch zu füttern, muss das Recht für diese Nutzung erworben werden. Diese Nutzungsrechte gelten dann eigentlich nur für den internen Gebrauch. Das sei aber kaum zu gewährleisten, da die Nutzung von Produkten der Software-Riesen wie Microsoft oft mit dem Einverständnis verknüpft sei, dass deren KI auf die Daten der Nutzer zugreifen darf, um sich selbst zu optimieren. &bdquo;Vieles in diesem recht neuen Bereich ist noch eine rechtliche Grauzone und kaum reguliert“, sagt Darehchi, der sich inzwischen auch mit Abgeordneten im EU-Parlament über diese Fragen austauscht. Fördermöglichkeiten oft auf &bdquo;alte“ Branchen ausgelegt Das gelte auch für die Fördermöglichkeiten für seine Branche. Denn obwohl Darehchi noch immer gut ohne Gebäude auskommt und bei Bedarf die Co-Working-Spaces im Denkwerk nutzt, habe er zwischenzeitlich versucht, einen Standort mit einigen Programmierer-Arbeitsplätzen in Herford zu schaffen. Aber er habe weder bei der Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) noch der Stadt Unterstützung erhalten. Klassische Branchen hätten es da immer noch einfacher. Obendrein sei auch der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte in Deutschland immer noch so gut wie leer gefegt. Für die Kundengewinnung im Bereich IT sei ein repräsentativer Standort auch nicht unbedingt notwendig: So hat das Herforder Unternehmen mit dem schwedischen Maschinenbauer &bdquo;Alfa Laval“ gerade einen der größten schwedischen Konzerne mit Produktionsstandorten in Europa, Asien, den USA und Lateinamerika als Kunden gewonnen. Auch intern mache Solutions-Apps so gut wie alles digital und nutze selbstverständlich auch KI-gestützte Werkzeuge bei der Programmierung. Er wisse, dass es große Vorbehalte gegen die KI gebe. Die habe es aber gegen das Auto oder das Smartphone auch gegeben – und heute können wir nicht mehr ohne. Im Gegensatz zu Befürchtungen, dass die KI Arbeitsplätze vernichte, geht Darehchi davon aus, dass nur die Unternehmen am Markt bestehen werden, die eine nach ihren Bedürfnissen maßgeschneiderte KI nutzen.

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