Schauspieler gesucht: Regisseur will 90er-Serie in Herford drehen

Herford/Enger/Bad Salzuflen. "So eine Serie hat es noch nie gegeben, jede Minute wird gelebt, die Erzählweise und Geschichte sind einmalig", verspricht Regisseur Hüseyin Tabak mit mitreißender Euphorie. Eines steht jetzt schon fest: Für die Region wird die Mini-Serie im 90er-Jahre-Stil auf jeden Fall einmalig sein. Tabak will sie in Herford und Bad Salzuflen drehen, mit Darstellern aus der Region. Deshalb will der bekannte Engeraner ein großes Casting vor Ort veranstalten, voraussichtlich nach den Sommerferien. Er und sein Team suchen Teenager im Alter zwischen 16 und 23 Jahren. Etwa 2.000 bis 3.000 Menschen sollen dafür gecastet werden. Das Casting Doch warum möchte Tabak gerade Laien und keine bekannten Schauspieler? Der Engeraner Regisseur antwortet ganz offen und ehrlich: "Ich bin es satt, immer dieselben Fressen im Kino und Fernehen zu sehen." Er habe schon sehr viel mit Laien gearbeitet und gute Erfahrungen damit gemacht. "Die laufen hier irgendwo rum, ich muss sie nur noch kriegen", sagt er und schmunzelt. Er müsse nur die Menschen finden, die das nicht nur spielen, sondern leben. Nach dem Casting würden sie dann intensiv mit den Laien arbeiten. "Wir werden proben bis zum Gehtnichtmehr", sagt der 40-Jährige.Die Serie Bei der Mini-Serie handelt es sich um ein echtes Herzensprojekt. "Es ist wahrscheinlich die allererste Geschichte, die ich geschrieben habe", erzählt der Filmemacher. Hinter dem Projekt steht das bekannte Unternehmen "Constantin Film", aber auch die Produktionsfirma Epikfilm, die Tabak zusammen mit dem Produzenten Mehmet Aktas gegründet hat. Die Mini-Serie, mit sechs Folgen, ist inspiriert von seinen eigenen Erfahrungen als Jugendlicher mit Migrationshintergrund in einer Kleinstadt. Tabak stammt aus einer Einwandererfamilie aus der Türkei und wuchs in Bad Salzuflen auf. In seiner Geschichte geht es um fünf Freunde, die sich "Die Vandals" nennen. So hieß auch die Straßenfußballmannschaft, in der der Regisseur als Jugendlicher mit seinen Freunden gespielt hat und mit der sie sogar die deutsche Meisterschaft in dem Bereich gewonnen haben. Die Protagonisten der Serie haben ebenfalls türkische und kurdische Wurzeln und leben in einer Kleinstadt, kurz vor der Jahrtausendwende. Dort gibt es nur eine einzige Disko, in der am Wochenende alle Jugendlichen feiern gehen. Doch die Türsteher lassen die fünf Jungs einfach nicht rein. Sie versuchen es immer wieder und scheitern trotz verschiedener Strategien jedes Mal. Dann kommt eine besondere Nacht auf sie zu, in der sie es unbedingt schaffen wollen und mit allen Mitteln versuchen.Der Hintergrund Das Szenario vor Diskotheken-Tür ist Tabak noch aus seiner Jugend bestens bekannt. Auch er und seine Freunde seien damals nicht reingekommen. "Je näher man der Tür rückt, desto nervöser wird man", erinnert er sich. Sie hätten dann verschiedene Taktiken ausprobiert, sich den Anzug vom Vater geliehen oder den BMW vom Onkel, um damit vorzufahren. "Dann stehst du vor der Tür und bist trotzdem nicht reingekommen", so Tabak. Sie hätten stattdessen nachts herumgelungert, Partys gecrasht oder einfach Fußball gespielt. Am Montag in der Schule hätten dann alle von ihrem Wochenende und der Disko erzählt. Das war in der Zeit, in der Hüseyin Tabak sein Abi gemacht hatte. "Alle hatten die Zeit ihres Lebens und haben richtig die Sau rausgelassen", erinnert er sich. Nur seine Freunde und er waren nicht dabei. "Wir waren kein Teil der Gesellschaft", sagt er. Dabei seien sie damals keine bösen Buben gewesen. "Wir haben noch nicht einmal geraucht, wir waren ja alle Fußballer", sagt der 40-Jährige.Das nervöse Gefühl habe er heute immer noch, wenn er auf einen Türsteher zugehe. "Das ist wie ein Trauma - egal, wo man hingeht, es kommt immer wieder." Selbst auf seiner eigenen Party sei es ihm so ergangen, berichtet der preisgekrönte Regisseur. Diese und weitere Erfahrungen werden in die Serie fließen. Hüseyin Tabak kann auf ein großes privates Archiv zurückgreifen: Er hat zahlreiche Fotos aus der Zeit und neun Jahre seines Lebens auf Film festgehalten. Lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Engeraner Filmemacher dreht mit Florian David Fitz Der Dreh "Ich weiß schon genau, wo ich drehen möchte", sagt der Regisseur. Er habe schon bestimmte Läden, Häuser und Imbissbuden in Herford und Bad Salzuflen im Kopf. Welche das sind, will er noch nicht verraten. Feststeht, dass die Schauplätze umgestaltet werden, um das Retro-Feeling zu vermitteln. "Es geht um eine bestimmte Zeit, das Millennium steht bevor und keiner weiß, was danach passiert", sagt Tabak. Gedreht wird voraussichtlich erst in ein oder zwei Jahren. "Man kann sich aber schon mal darauf gefasst machen, dass ein Filmteam hier in der Region unterwegs sein wird", sagt der 40-Jährige.

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