
Bielefeld/Enger. Hüseyin Tabak hat sehr ereignisreiche zwölf Monate hinter sich. Im November vergangenen Jahres gewann der Engeraner Regisseur den Bambi für seinen Film „Oskars Kleid“. Im Sommer startete das Casting für seine neue Serie „Vandals“, das potenziell größte Filmprojekt, das je in OWL gedreht wurde. Tabaks Produktionsfirma „Epik Film“ bereitet derweil einen neuen Film vor, der in Minden gedreht werden soll, und vor Kurzem feierte sein zweiter Tatort Premiere.
„Es ist ein bisschen ein Doppelleben“, sagt Tabak. Ihren Sitz hat seine Firma Epik Film im ländlichen Enger. In seinem Büro in der Bahnhofstraße schreibt und schneidet Tabak seine Filme. Doch wenn er dreht, lebt er in Städten wie Hamburg, München oder Köln. Deswegen ist Tabak bei der Auswahl seiner Projekte sehr bedacht. „Ich bin immer so lange so weit weg von Zuhause“, sagt der Filmemacher. Wenn seine Kinder einmal älter sind und ihn fragen sollten, warum er damals nicht da war, soll es für eine Geschichte gewesen sein, hinter der Tabak stehen kann. „Die die auch toll finden“, sagt er.
In Tabaks Filmen geht es immer wieder um Menschen, die im Abseits stehen, deren Geschichten eher selten in Filmen erzählt werden. Am bekanntesten ist natürlich „Oskars Kleid“. Florian David Fitz ist nicht nur der Hauptdarsteller des Films, sondern hatte auch das Drehbuch geschrieben. Darin spielt der bekannte Schauspieler einen Vater, der zunächst sehr damit fremdelt, dass sein Kind trans ist.
In Tabaks zweiten Tatort „Siebte Etage“ geht es dagegen um Frauen, die aus verschiedensten Gründen als Prostituierte arbeiten. „Wenn ich ein Drehbuch lese, suche ich etwas, was mich packt. Meistens sind das sie Figuren“, sagt Tabak.
200 Schauspieler für Dreh in OWL gecastet
Sein Herzensprojekt „Vandals“, das er gerne in der Region umsetzen möchte, reiht sich da nahtlos ein. Es geht um die titelgebenden „Vandals“, eine Gruppe junger Freunde in der ostwestfälischen Provinz, für die die Nacht vor der großen Sonnenfinsternis 1999 zur denkwürdigsten ihres Lebens wird. Im einzigen Club der Stadt wollen sie die letzte große Party des Jahrtausends erleben. Dabei kommen die Vandals alle aus der dritten Generation mit Migrationshintergrund und sind noch auf der Suche, wo sie hingehören. Für die Serie wurden in diesem Jahr 200 Schauspieler - von den Hauptdarstellern bis zum Komparsen - gecastet.
Tabak möchte die Serie im Kreis Herford, im Kreis Lippe und in Bielefeld drehen. Es könnte die größte Filmproduktion werden, die je in OWL gedreht wurde. Damit möchte Tabak auch Talente in der Region fördern. „Man fragt mich immer: Warum hast du eine Produktionsfirma in Ostwestfalen gegründet?“, sagt Tabak. „Ich habe immer ein bisschen davon geträumt, die Region, was Film und Fernsehen angeht, zu stärken.“
Es ist ein ambitioniertes Projekt für Hüseyin Tabak, doch er versucht immer wieder, sich selbst herauszufordern - auch in seinen Filmen. So hat er für das Hamburger Boxer-Drama „Gypsy Queen“ den Endkampf in einem einzigen, beeindruckenden siebeneinhalb-minütigen gefilmt. Für Tabak ist die mitreißende Szene auf jeden Fall eines der Highlights seiner bisherigen Karriere, „weil es so viel über die Figur erzählt.“
Die letzten Wochen des Jahres wird Tabak noch weiter viel mit Drehbüchern, Castings und der Suche nach Locations beschäftigt sein. Und auch 2025 sieht „schon durchgetaktet“ aus. Das Casting für Vandals geht weiter. Zudem wird Tabak mit einer weiteren Serie beschäftigt sein. Auch die nächsten zwölf Monate sehen für Hüseyin Tabak alles andere als langweilig aus.