Unzufriedene Assistenzärzte im Klinikum: Folgt ein Umdenken?

Kreis Herford. Das Klinikum Herford hat seinen Aufnahmestopp beendet, plant aber weiterhin termingebundene Operationen sehr vorsichtig. Zudem seien der Vorstand in konstruktiven Gesprächen mit den Assistenzärzten, die, wie berichtet, unzufrieden mit ihrer Ausbildung sind, so Vorstandssprecher Peter Hutmacher. Neues gibt es auch zur Nachbesetzung der Stelle des Pflegedirektors.Stelle des Pflegedirektors Wie berichtet, hat Pflegedirektor Bastian Flohr das Klinikum zum 1. April verlassen. Seine Stelle war bis zum 15. April ausgeschrieben. Die Bewerberzahl sei zweistellig, berichtete Hutmacher nun. Ende April wollten sie ins Auswahlverfahren gehen und ihre Personalauswahl dann dem Verwaltungsrat vorstellen.Sie hoffen, die Stelle im Oktober nachbesetzen zu können. Abhängig sei das von der Kündigungsfrist des Bewerbers, für den sie sich entschieden. Die pflegerische Leitung haben in der Zwischenzeit drei Mitarbeiter aus dem Team der Pflegeleitung. Flohr soll sie seit längerer Zeit eng in Leitungsaufgaben eingebunden haben. Unzufriedene Assistenzärzte Anders als in Medienberichten unter Berufung auf einen Mitarbeiter dargestellt, hätten in den vergangenen Wochen drei, nicht vierzehn Assistenzärzte gekündigt, sagte Hutmacher. Seine Vorstandskollegin, Maren Thäter, sei mit ihnen und den Chefärzten im Gespräch. "Wir sind in einem gemeinsamen Prozess", sagte der Vorstandssprecher. Wie berichtet, hatte ein Angestellter des Klinikums im NW-Gespräch gesagt, die Nachwuchsärzte seien enttäuscht, weil sich die Chefärzte zu wenig um sie kümmerten und zu schlecht auf ihre Facharztprüfungen vorbereiteten. &bdquo;Sie brauchen Fortbildungen, müssen in der Ausbildung operieren und ihr Handwerk lernen.""Der Fisch stinkt vom Kopf, aber die Chefärzte kritisiert man in der Regel nur ungern“, hatte der Angestellte noch ergänzt. Nach aktuellen Informationen der Neuen Westfälischen scheint es mühsam, ein Umdenken in den Köpfen dieser Chefärzte zu bewirken.Hutmacher wirbt hingegen für Verständnis. Die vergangenen ein bis zwei Jahre seien nicht leicht, Schwerpunkt sei vielleicht nicht immer die Ausbildung gewesen. Er betont aber, dass auch die Chefärzte nicht gerne ständig neue Assistenzärzte hätten. Sie arbeiteten also alle an einem gemeinsamen Ziel. Die Corona-Situation Am Klinikum wurden mit Stand von Dienstag dieser Woche 46 Corona-Patienten stationär versorgt. Hutmacher sprach von einem "gleichbleibend hohen Niveau". Ein größerer Teil der Patienten sei älter - und liege längere Zeit im Krankenhaus.Auch insgesamt sei die Liegedauer mit einer Covid-19-Erkrankung derzeit länger als vor vier bis sechs Wochen. Dennoch sei der Durchlauf weiterhin hoch. Unter den Patienten seien sowohl Geimpfte als auch weiterhin ein größerer Anteil nicht Geimpfter.Aufnahmestopp aufgehoben Aufgehoben hat das Klinikum seinen Aufnahmestopp für planbare Operationen, es ist aber weiterhin vorsichtig mit der Terminplanung. Dabei hat es, Hutmacher zufolge, vor allem die Personalsituation auf den Stationen im Blick. In sieben von neun Operationssälen wird demnach zurzeit operiert.Wie berichtet, hatte das Klinikum in den vergangenen Wochen zweimal einen Aufnahmestopp verhängen müssen: Mehr als 15 Prozent der Mitarbeiter waren erkrankt oder in Quarantäne. Derzeit seien es noch etwa 13 Prozent. Hinzu kommt, dass Corona-Patienten isoliert werden müssen und der Aufwand ihrer Behandlung dadurch hoch ist. Unbesetzte Stellen Im ärztlichen Dienst hat das Klinikum mit derzeit "vielleicht zehn" unbesetzten Stellen nur wenige Vakanzen, so Hutmacher. Sie würden im Zuge der üblichen Fluktuation durch Neueinstellungen wieder besetzt. Im Bereich der Pflege seien es 25 bis 30 unbesetzte Stellen. Wer examiniert sei, werde in der Regel sofort eingestellt.Hutmacher zufolge haben alle Krankenhäuser und Kliniken ihre Ausbildungskapazitäten in den vergangenen Jahren erhöht. Das sei nötig gewesen, weil noch vor fünf bis zehn Jahren zu wenig ausgebildet worden sei. Gleichzeitig steige das Durchschnittsalter des Personals, so dass mehr Mitarbeiter in Rente gingen.Für examinierte Pflegekräfte, die in Herford im April und im Oktober ihre dreijährige Ausbildung abschließen, bedeutet dies, dass sie in jedem Fall übernommen werden - mit Ausnahme der Absolventen, die direkt ein Studium anschließen oder beispielsweise für längere Zeit ins Ausland gehen.Rund 15 neue Mitarbeiter kamen im April direkt von der Pflegeschule. Die Übernahme-Perspektive spricht Hutmacher zufolge für eine Ausbildung im Pflegeberuf. Hinzu komme, dass es ein sehr schöner Beruf sei, den er selbst nicht so kritisch sehe, wie er oft dargestellt werden.Hutmacher ist deshalb auch zuversichtlich, dass die Trendwende im derzeitigen Pflegenotstand in den nächsten Jahren kommt.

Meistgelesen