Rekordhoch der Spritpreise: Das sind die Folgen für Herforder Unternehmen

Herford. So manch einem Autofahrer und Pendler dürften die aktuellen Preise für Benzin und Diesel Tränen in die Augen treiben. Noch nie war der Sprit teurer gewesen, noch nie mussten die Verbraucher mehr als zwei Euro pro Liter zahlen. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen den Aggressor Russland sind die Hauptgründe dafür. Und die Energiepreise könnten sogar weiter steigen, prognostizieren die Experten. Doch nicht jeder kann einfach aufs Rad umsteigen. Spedition Vor allem betroffen sind die Speditionen und Unternehmen, die ihre Lkw auch in andere Länder schicken. Immerhin: Sie profitieren von dem "Dieselfloater". Mit dieser Klausel reagieren die Spediteure auf die schwankenden Dieselpreise. Der Kraftstoffzuschlag passt sich automatisch der Preisentwicklung an. Vereinbart wird er zwischen dem Kunden und dem Transportdienstleister. "Damit können wir die höheren Kosten abfedern", sagt Norbert Dix von der Hiddenhausener Spedition Artur Kossak. Er versucht auch, mit Kunden nachzuverhandeln, sie würden unterschiedlich reagieren. "Die Preise werden langfristig hoch blieben und nicht von heute auf morgen wieder sinken, darauf müssen wir uns einstellen." Davon ist auch Jörg Schwerdtfeger von der Herforder Westfalen-Lippe Speditions- und Lagerhausgesellschaft (WL) überzeugt. "Selbst wenn der Ukraine-Krieg am Samstag plötzlich beendet sein wird, die Preise gehen nicht sofort in den Keller." Deswegen sollen die Mitarbeiter die Fahrzeuge auch dann schon mit Sprit füllen, wenn der Tank halb leer ist. “Mit dieser Maßnahmen wollen wir der aktuellen Situation entgegenwirken, da wir weiter mit steigenden Preisen rechnen.” Schwerdtfeger glaubt, dass der Dieselpreis bald bei 2,80 Euro pro Liter landen wird: "Der Endverbraucher muss dann mit höheren Kosten für die Produkte rechnen." Auch WL verhandelt nachträglich mit Kunden. Tankwart Der Frust der Fahrer trifft Manuela Train, Pächterin der Avia-Tankstelle, noch nicht. Sie kann am wenigsten für die Preise, steuert sie nicht (das machen die Mineralölkonzerne) und verdient am Kraftstoff pro Liter wenige Cents und fast überhaupt nichts. "Davon kann man keine Tankstelle betreiben, wir leben von unserem Shop." Viele der Kunden begegnen der Situation mit Humor. "Können Sie nicht einen Aktionstag machen und das Benzin dann billiger anbieten?" werde sie gefragt. Manche kündigen an, dass sie ihr Auto abmelden und auf die eigenen Füße umstellen müssen. Juan Arrebola betreibt die Esso-Tankstellen an der Mindener Straße und Engerstraße und findet die Preise "unfassbar". Zehn Mal am Tag wechseln die Angaben auf den Tafeln vor seiner Tür. Arrebola schaute auch auf sein Heimatland Spanien: "Dort ist alles nach wie vor normal und nicht in die Höhe geschossen." Der Unternehmer befürchtet, dass ihm die Kunden wegbleiben. "Tanken die Menschen weniger, suchen sie seltener unseren Shop auf." Zudem erhielt Arrebola eine weitere Nachricht vom Hauptlieferant für seine Produkte: "Auch die sollen teurer werden." Taxi Von der Pandemie hat sich Patricia Seißenschmidt (Funk-Taxi-Zentrale) noch gar nicht richtig erholt, nun kommen neue Probleme. "Neben dem Sprit steigen auch die Kosten für die Werkstätten und die Mindestlöhne erhöhen sich", sagt sie und bemerkt, dass der Reiseverkehr noch nicht der wie vor Corona ist. Deswegen hat sie neben anderen Unternehmen und dem Taxiverband einen Antrag bei Straßenverkehrsamt gestellt, die Preise pro Kilometer um 25 Prozent zu erhöhen. "Ob die Kunden das mitmachen, ist eine andere Frage", so Seißenschmidt. Auch der Staat hat erste Signale gesendet und könnte helfen. Eine andere Herforder Taxi-Betreiberin rechnet damit, dass man bald lediglich mit Krankentransporten Geld verdienen kann in ihrer Branche.Fahrschule Geht es mit den Kosten für Sprit weiter bergauf, wollen die Fahrschulen "Du fährst" und "Sven Knollmann" die Preise bei den Neuverträgen in ein bis zwei Monaten erhöhen. "Sie könnten um 1,5 bis 2 Euro pro Fahrstunde steigen", rechnet Sven Knollmann vor. Die Hälfte seiner Fahrzeuge sind bereits Elektrowagen. "Allerdings steigen auch die Energiekosten für Storm." Vieler der Autos fahren mit Automatik und dem Stopp-Start-System. "Damit sparen wir bereits Geld, mehr ist nicht drin." Michael Holler von "Du fährst" will zukünftig ebenfalls auf Elektroautos setzen: "Die aktuelle Situation unterstützt uns bei der Entscheidung."Landwirt "Wir haben keine Alternative und sind bei unseren Traktoren auf den Diesel angewiesen - egal wie hoch der Preis ist", sagt Hermann Dedert, Landwirt aus Hiddenhausen-Eilshausen. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld registriert ohnehin "unglaubliche" Sprünge auf dem Markt wie beim Weizen. Haben die Spritpreise Folgen für den Verbraucher? "Eher nicht, für die Preise ist der Großhandel zuständig", sagt Dedert. Doch die steigenden Energiekosten haben bei den Bauern für Umdenken gesorgt. "Wir düngen nun weniger, pflügen die Felder nicht mehr intensiv und graben sie eher um." Dedert betont, dass das Säen bald beginne und vor allem ab dem Sommer sei man in der Erntezeit auf den Kraftstoff angewiesen.

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