Auch an den Kliniken im Kreis zieht der Krieg seine Spuren

Kreis Herford. Am Herforder Klinikum rückt der Ukraine-Krieg die Pandemie ein wenig in den Hintergrund. "Die Menschen in der Ukraine kämpfen auch ein Stück für unsere Freiheit", sagt Vorstandssprecher Peter Hutmacher. Direkt konfrontiert sind das Klinikum und das Bünder Lukas-Krankenhaus wegen der 14 Beschäftigten mit ukrainischen Wurzeln, aber auch wegen jenen mit russischer oder russlanddeutscher Herkunft. Aus Solidarität mit den Ukrainern hat das Klinikum die Flagge des osteuropäischen Landes gehisst. "Jeder soll sehen, wie wir zu den Dingen stehen", sagt Hutmacher. Doch bei einem symbolischen Akt will es das Krankenhaus nicht belassen. Material-Spenden Am Wochenende holten Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) fünf Paletten mit Hilfsgütern aus dem Klinikum ab und brachten sie zu einer zentralen DRK-Sammelstelle nach Hannover. Von dort werden sie zur ukrainischen Grenze gefahren. In den nächsten Tagen spendet auch das Lukas-Krankenhaus Material. Dabei handelt es sich vor allem um Verbandsmaterial. Unterkunft Leer stehende Wohnungen in Wohnheimen des Klinikums und des Lukas-Krankenhauses stehen Flüchtlingen zur Verfügung. Die erste Familie, eine Arzt-Familie mit Kindern, zog am Freitagnachmittag ins Schwestern-Wohnheim in Herford ein. Eine weitere Familie war zu dem Zeitpunkt bereits für Montag am Bünder Lukas-Krankenhaus angekündigt. Die Wohnungen sind vor allem für Familien, Freunde und Bekannte von Mitarbeitern gedacht. So haben die Flüchtlinge gleich auch einen persönlichen, privaten Kontakt. Spendensammlung Ab Montag steht im Foyer des Klinikums eine Spendenbox. Das Geld geht an das Aktionsbündnis "Kreis Herford hilft Ukraine". Es wird derzeit überwiegend für die im Kreis ankommenden Flüchtlinge genutzt, zum Beispiel, um vorübergehend Hotelzimmer anzumieten, bis eine dauerhafte Unterkunft gefunden ist, zur Begleichung von Arztrechnungen oder für die Anschaffung von Babynahrung, Windeln oder anderer Hygienemittel. Medizinische Versorgung Apropos Arztrechnungen: Zahlreiche Mitarbeiter haben sich bei der Klinikleitung gemeldet, dass sie Flüchtlinge aus der Ukraine und Kriegsverletzte kostenlos versorgen wollen. Inzwischen haben Bund und Land allerdings eine Regelung getroffen, die ihren Krankenversicherungsschutz sicherstellt.Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist der Krieg jedoch eine große psychische Belastung, besonders für Beschäftigte mit ukrainischem, russischem oder russlanddeutschem Hintergrund. Am Donnerstag hat sich Hutmacher mit Mitarbeitern ukrainischer Herkunft zusammengesetzt. "Was sie berichten, trifft uns ins Herz", sagt er.Ihre psychische Belastung sei besonders hoch, wenn die Verbindung zu den Freunden und Bekannten im Kriegsgebiet abbreche. Aber auch den Beschäftigten mit russischem oder russlanddeutschem Hintergrund gehe es nicht gut. Vor allem, wenn die eigene Verwandtschaft in Russland Wladimir Putins Kriegspropaganda für die Wahrheit hält: Der Riss gehe dann durch die Familien. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Ängste sind nur einige der psychischen Folgen bei den Beschäftigten in den Kliniken im Kreis Herford. Um die Mitarbeitenden zu unterstützen, die unter der Kriegssituation leiden, steht ein Team des Instituts für Klinische Psychologie zur Krisenintervention bereit, E-Mail: sandra.decius-bohnenkamp@klinikum-herford.de, Tel. (05221) 94 26 97.Viele Mitarbeiter haben Ideen für weitere Hilfen. Die Klinik-Leitung koordiniert die Hilfsangebote. Cyberangriffe Wegen des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen der Bundesregierung schließt das Klinikum Cyberangriffe nicht aus. Es hat bereits Vorsorge getroffen.

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