Kommentar "Nazi-Kennzeichen" einkassiert: Warum der Kreis richtig gehandelt hat

Herford. Die abscheulichen Verbrechen des Naziregimes werden niemals vergessen sein. Zu grausam war die rassistische Ideologie Adolf Hitlers, der mit seiner Diktatur den Zweiten Weltkrieg entfesselte. Der Krieg kostete 62 Millionen Menschen das Leben. 62 Millionen! Jede Form der Erinnerung und Aufarbeitung ist auch fast 77 Jahre nach Kriegsende wichtig und richtig. Und jeglichen sympathisierenden Äußerungen oder Handlungen muss ein lautstarkes Zeichen entgegen gesetzt werden. Auch wenn es sich nur um ein Kfz-Kennzeichen handelt.Die NS-Zeit ist klassischer Schulstoff. So wird den meisten auch das Code-System bekannt sein. AH, KZ, NS, SA, SS, HJ - all das sind Abkürzungen, die auf das dritte Reich zurückgehen. Ebenso wie die Ziffernfolge 88. Die Zahlen stehen zweimal für den Buchstaben H im Alphabet und damit weltweit in der rechtsradikalen Szene für den verbotenen Hitlergruß.Da ist es umso verwunderlicher, dass durch den Kreis Herford ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen "HF-AH 88 E" rollt. Beim Straßenverkehrsamt ist die oben genannte Kombination nachweislich vergeben worden. Darauf weist ein Foto hin. Der Hinweisgeber fragt sich: "Ist das Straßenverkehrsamt naiv oder von Rechten durchwandert?" Der Halter will von der Nazi-Symbolik, die sein Kennzeichen ausstrahlt, nichts gewusst haben. Andere Bundesländer sprechen striktere Verbote aus - zu Recht Das Straßenverkehrsamt teilt auf Anfrage mit, dass die Ziffern 88 – auch in dieser Kombination – nicht verboten seien. Leider ist das korrekt. In NRW dürfen nur nicht die Buchstabenfolgen HJ, KZ, NS, SA, SS verwendet werden, in Köln darf zudem kein Z genutzt werden, da sonst die Kombination &bdquo;K-Z“ mögliche wäre. Brandenburg geht hier weiter und verbietet Zahlenkombinationen mit einer 8 (18, 88, 888), in Bayern ist auch die im Kreis Herford aufgetauchte Kombination AH-88 verboten. Und zwar vollkommen zu Recht.Ob hier bei uns verboten oder nicht - mehr Fingerspitzengefühl muss bei dieser Thematik von den Behörden erwartet werden. Der Kreis Herford zieht sich den Schuh an: "Nichtsdestotrotz ist dem Kreis Herford die Problematik nun bekannt und bewusst, weitere Genehmigungen für vergleichbare Nummernschilder wird es nicht mehr geben", erklärt Kreissprecherin Petra Scholz. Schnell gehandelt hat die Behörde nach dem Hinweis und Kontakt mit dem Halter des Fahrzeugs aufgenommen, das fragwürdige Schild einkassiert und ein "unverfängliches" neues ausgegeben. Das ist genau der richtige Weg. Fragwürdige Kommentare auf Facebook Fragwürdig sind in diesem Fall allerdings auch die Kommentare. "Wenn man sonst keine Probleme hat...", "Ach Gottchen...macht euch doch nicht ständig in die Hose" und "Haben wir nicht andere Sorgen?" sind nur einige wenige Kommentare auf Facebook, die wir in diesem Zusammenhang erhalten haben. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass mitten in Europa der Krieg tobt und der Angriff Putins auf die Ukraine über Nacht die Welt verändert hat. Tausende Menschen sind auf der Flucht, Russland sperrt Demonstranten ein, die gegen den Krieg auf die Straße gehen, zensiert Medien noch stärker als vorher schon. All das ist uns klar und zeigt vielmehr, wie wichtig Aufklärung und freie Presse ist. Deswegen geht solch eine Nachricht wie mit dem Kfz-Kennzeichen auch alle etwas an. Alle, die weiter beharrlich auf Frieden und Zusammenhalt setzen, Solidarität mit vertriebenen und rassistisch verfolgten Menschen weltweit haben. All diejenigen sagen damit: Wegschauen ist nicht, wir schweigen nicht. Sondern setzen ein Zeichen, auch wenn es noch so klein ist.

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