Wie sich das Coronavirus auf die Kriminalität im Kreis Herford auswirkt

Kreis Herford. Mehr häusliche Gewalt, weniger Einbrüche: Die Folgen der Corona-Pandemie lassen sich im Jahr 2021 auch in der Kriminalstatistik für das Wittekindsland ablesen. Die Zahlen wurden jetzt im Kreishaus vorgestellt. Sie sind trotz eines fast zweistelligen Anstiegs positiv, wie ein Vergleich mit früheren Jahren zeigt.Die Zahl der Straftaten:Nach dem Ausnahme-Jahr 2020 mit dem wochenlangen Lockdown ist die Zahl der erfassten Straftaten mit 11.252 um fast 10 Prozent wieder auf das Niveau des Jahres 2018 gestiegen. Das Plus ist auf Anstiege bei den Drogendelikten, Gewalt und häuslicher Gewalt, Sexualdelikten und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder Sanitäter zurück zu führen, so Kriminaloberrat Peter Lehmann, der mit Kriminalhauptkommissar Detlef Oertel die Daten vorstellte. Die höchsten prozentualen Steigerungen verzeichnen dabei im Kreis Herford die Orte Vlotho (716 Taten), Spenge (364 Delikte) und das - trotz des Anstiegs - ewige Schlusslicht bei den Straftaten, Rödinghausen (196 Taten), das nach wie vor den Status als sicherste Gemeinde im Kreis innehat. In den drei Orten legten die Fallzahlen jeweils um gut 20 Prozent zu. Die Aufklärungsquote ist trotz der zehnprozentigen Zunahme ebenfalls gestiegen und liegt bei mehr als 57 Prozent. Dabei gibt es deutliche Unterschiede: So werden rund 90 Prozent aller Rohheitsdelikte aufgeklärt. Bei den Einbrüchen beträgt der Wert gut 20 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass viele Täter gleich für mehrere Einbrüche verantwortlich sind, ihnen aber meist nur ein Teil der tatsächlich verübten Taten eindeutig nachgewiesen werden kann. Einbrüche Viele Herforder haben, was die Sicherheit ihrer Wohnungen und Häuser betrifft, technisch nachgerüstet, so Kriminaloberrat Lehmann. Das zeigt sich auch bei den Einbrüchen. 169 registrierte die Polizei. Bei rund der Hälfte dieser Taten handelt es sich aber um Einbruchsversuche. Die Täter scheiterten an Türen oder Fenstern oder wurden gestört. Lehmann rechnet allerdings damit, dass die Zahl der Einbrüche mit Ende der Reisebeschränkungen wieder steigen wird.Hintergrund sind die zwei Tätergruppen, die Ermittler unterscheiden. Es gibt reisende und damit überregional agierende Täter, die derzeit nicht unterwegs sind. Sie sind technisch meist deutlich besser geschult als die zweite Einbrecher-Gruppe: die Täter aus der Stadt oder der Region, die oft Einbrüche verüben, um für den Erlös ihrer Beute Drogen zu kaufen. Derzeit haben es die Ermittler vor allem mit dieser heimischen Gruppe zu tun. Wegen der erwarteten Steigerungen durch den Wegfall der Reisebeschränkungen appelliert die Polizei auch an die Bürger, die Beratungsangebote wahrzunehmen. Rohheitsdelikte Die Zahl der Rohheitsdelikte – dazu gehören etwa Körperverletzungen sowie der Bereich häusliche Gewalt – ist um rund 300 Fälle auf 1.904 Taten angestiegen. Gerade die Zunahme der häuslichen Gewalt beobachten die Ermittler. &bdquo;Wenn wir in der Vergangenheit häusliche Gewalt im Rahmen der Weihnachtsdepression hatten, haben wir sie jetzt das ganze Jahr über“, so Polizeidirektor Uwe Köhler. Mit sogenannten Gefährderansprachen - einer Art polizeilichem Hausbesuch, bei dem ein potenzieller Täter direkt von den Polizisten ermahnt wird – habe man versucht, der Entwicklung entgegenzuwirken. Leider habe man die guten Zahlen aus 2020 nicht halten können. Diebstähle Rund ein Drittel der Taten entfallen auf Diebstähle. Von ihnen wurden 3.605 erfasst. Zumeist sind es einfache Diebstähle, angefangen bis Ladendiebstählen (759), 370 Fahrraddiebstähle oder Diebstähle aus Autos (425). Die Zahlen liegen damit weiter auf niedrigem Niveau. 2012 hatte die Polizei mit 6.096 Taten die meisten Diebstähle der vergangenen zehn Jahre erfassen müssen. Rauschgift Bei den Betäubungsmitteldelikten wurden im vergangenen Jahr 518 Fälle erfasst. BTM ist ein Kontrolldelikt und oft schließen sich an den Fall eines Dealers gleich weitere an. Cannabis führt mit 277 Taten die Statistik an, dann folgen Amphetamin und seine Ableger sowie Kokain. Heroin, das mittlerweile als Droge des sozialen Abstiegs gilt, machte sieben Fälle aus. Die Tatverdächtigen In Zusammenhang mit den 11.252 Straftaten im Wittekindsland wurden 5.084 tatverdächtige Männer und Frauen ermittelt. Rund dreiviertel der Tatverdächtigen sind männlich, nur knapp ein Viertel weiblich. Rund 80 Prozent waren erwachsen – das heißt aus Sicht der Polizei über 21 Jahre alt. 1.041 waren jünger als 21 Jahre. Von den ermittelten Personen waren 3.679 deutsche Staatsbürger, 1.405 Personen gehörten einer anderen Nationalität an. Das entspricht einem Anteil von rund 27,5 Prozent. Der Anteil von Personen mit anderen Nationalitäten im Kreis Herford liegt bei 9,5 Prozent.

Meistgelesen