Messerstecher-Prozess startet mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen

Bielefeld/Hiddenhausen. Die neun Zuhörer, die am Morgen in den Saal 1 des Bielefelder Landgerichts wollen, müssen eine Sicherheitsschleuse passieren, ihr Handy abgeben und den Justizbeamten eine Kopie ihres Personalausweises überlassen. Die Sicherheitsvorkehrungen der 10. Großen Strafkammer sind mit dem Neustart des Prozesses gegen die beiden mutmaßlichen Messerstecher von Eilshausen verschärft worden. Bundesgerichtshof kippt UrteilWie berichtet, hatte der Bundesgerichtshof das erste Urteil des Landgerichts Bielefeld vom November 2020 gekippt: acht Jahr und sechs Monate für den mutmaßlichen Haupttäter und sieben Jahren für seinen Bruder wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Der Fall muss nun vor der 10. Großen Strafkammer neu verhandelt werden. &bdquo;Unsere Kammer ist an den rechtlichen Hinweis (dass es sich bei der Tat um Körperverletzung mit Todesfolge handeln könnte, d. Red)“ nicht gebunden, erklärt Richter Christoph Meiring, Vorsitzender Richter der Kammer. Das kann Folgen haben: Damit wäre – in den Fall, dass sich die Vorwürfe bestätigen, auch eine Verurteilung wegen Mordes möglich. Allerdings würde sich an dem Strafmaß für die Brüder, die seit rund drei Jahren in den Justizvollzugsanstalten in Detmold und Brackwede inhaftiert sind, rein gar nichts ändern. Die beiden halten es wie in der ersten Verhandlung: &bdquo;Mein Mandant wird keine Angaben machen“, erklärt Strafverteidiger Tobias Diedrich. Ebenso sein Kollege, Rechtsanwalt Martin Lindemann, für den zweiten Bruder. Die Vorwürfe gegen das Duo sind massiv: Ende Mai 2019 hatten das spätere Opfer Raschad A. um Geld gestritten, so die Anklage. A. hatte dem Bruder die Nase gebrochen. Einen Tag später sollen die Brüder den 31-Jährigen zu einer Aussprache gelockt haben – eine Falle, wie sich herausstellte. Mit einem Schlagstock prügelten sie zunächst auf Raschad A. ein. dann wurde der junge Mann mit 20 Messerstichen getötet, so die Anklage weiter. Angespanntes Verhältnis Das Opfer verblutete auf der Bünder Straße vor der Bäckerei Hensel. Die Brüder sollen dann mit der Mercedes-A-Klasse getürmt sein. Zurück blieb ein Feuerzeug mit DNA-Anhaftungen der Männer. Die Tatwaffe, die Aufschluss darüber geben könnte, wer zugestochen hat, wurde bisher nicht gefunden. Darüber hinaus war im ersten Prozess bekannt geworden, dass der Bruder mit der gebrochenen Nase 5.000 Euro von Raschad A.s Familie gefordert haben soll, das geforderte Geld aber nicht erhielt. Später wiederum, so Angaben aus dem ersten Prozess, soll die Familie der beiden Brüder den Angehörigen des getöteten Raschad A., angeblich einen sechsstelligen Betrag angeboten haben. Wie extrem angespannt das Verhältnis zwischen den Familien ist – und wie nötig damit wohl auch die Sicherheitsvorkehrungen sind – , zeigt sich gut 35 Minuten nach Prozessbeginn, als die Kammer die Fotos des Opfers im Gerichtssaal zeigt und die Schwester des Getöteten zuvor den Saal verlassen möchte. Es kommt zum lautstarken Streit zwischen einem Freund von Raschad A. und zwei weiteren Brüdern der Angeklagten. &bdquo;Du Hund“, schreit einer der jungen Zuhörer den Freund von A. an. Vor dem Saal wendet er sich an die Journalisten. &bdquo;Schreiben Sie die Wahrheit, schreiben Sie die Wahrheit.“ Seine Wahrheit ist natürlich, dass seine beiden Brüder unschuldig sind. Die 10. Große Strafkammer des Landgerichts hingegen macht es sich nicht so einfach. Sie wird sich deutlich intensiver mit dem Fall beschäftigen. Es sind weitere 13 Fortsetzungstermine bis zu einem Urteil im Juni geplant. Strafverteidiger Tobias Diedrich: &bdquo;Wir erwarten einen Freispruch.“

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