Gegen die Einsamkeit: Ältere Herforder sollen regelmäßig Besuch bekommen

Herford. Sicherheit, Nähe und Verständnis - das alles haben Senioren erfahren, die in den vergangenen drei Jahren im Bezirk Friedenstal/Stiftberg zu Hause Besuche von so genannten Seniorenlotsen bekommen haben. Als Pilotprojekt waren die Hausbesuche in Kooperation der Stadt Herford mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) an den Start gegangen. Die Ergebnisse fallen nach drei Jahren Pilotphase durchweg positiv aus. Selbst als die Corona-Pandemie die persönlichen Kontakte, die eigentlich fester Bestandteil des Projektes sind, unmöglich machte, konnten Telefonate überbrücken. Nun soll das Projekt "präventive Hausbesuche" auf alle Herforder Stadtteile ausgeweitet werden.Ein übergeordnetes Ziel der Hausbesuche ist es, die Lebenslagen der Menschen im Quartier zu verbessern und die Stadtteilzentren weiter zu entwickeln. "Am Ende wollen wir mit Prävention dafür sorgen, Hilfestellung zu geben und es den Menschen ermöglichen, länger in ihren vertrauten Quartieren zu bleiben", erläuterte Sozialdezernent Patrick Puls im Ausschuss am Dienstagabend.Haushaltsmittel wurden noch für 2022 angemeldet Auch weiter gefasst sind die Ziele des Projektes klar definiert: Eine selbstständige Lebensführung im Alter soll länger ermöglicht, der weitere Anstieg der Pflegebedürftigkeit soll abgebremst werden. Dadurch würden sich die Fallzahlen in der stationären Pflege verringern und in der Folge auch die Kosten der Hilfe zur Pflege, führte Puls aus. Nach der erfolgreichen Pilotphase werde nun angestrebt, dass jede Person der Zielgruppe Zugang zu dem Beratungsangebot des Präventiven Hausbesuchs bekommt. Es solle die Möglichkeit eröffnet werden, dass alle über 75-Jährigen ein Mal in drei Jahren unaufgefordert persönlich durch den Präventiven Hausbesuch angesprochen werden sollen.Um das Beratungsangebot hinsichtlich seiner Wirkungen weiter überprüfen zu können, werden ab dem Start systematisch Daten zu den Kontakten erhoben. Im Rahmen der Ausweitung der präventiven Hausbesuche auf das gesamte Stadtgebiet sind 1,26 Stellenanteile vorgesehen. Dies entspricht jährlichen Kosten von 118.429 Euro für den städtischen Haushalt, die bereits über die Veränderungsliste zum Haushalt 2022 angemeldet worden sind. Alle 1,5 bis 2 Jahre wäre ein Besuch schon das Mindeste Mehr als sinnvoll seien solche Angebote, das sei insbesondere während der Pandemiezeit noch einmal sehr deutlich geworden, so Sarah Heitkemper (SPD), Vorsitzende des Sozialausschusses. "Allerdings habe ich mich gefragt, ob ein Besuch in drei Jahren wirklich ausreichend ist. Alle 1,5 bis zwei Jahre wären da schon das Mindeste", so Heitkemper weiter. Außerdem sei es wünschenswert, bereits ab 70 Jahren mit den Hausbesuchen zu starten, so ergänzte Sabine Gätjen (B90/Die Grünen). "Wir werden das Projekt natürlich stetig weiterentwickeln", so Patrick Puls, der den Anregungen grundsätzlich zustimmte. Allerdings höre sich ein Besuch in drei Jahren zunächst wenig an. Es sei aber natürlich so, dass - wenn bei einem solchen Besuch aktuelle Bedarfe festgestellt würden, diese zeitnah weitervermittelt würden. "Wenn jemand zum Beispiel punktuelle Hilfestellung braucht, wird er nicht nach dem Besuch wieder alleine gelassen, sondern dann greifen die Hilfsangebote, die wir hier in Herford sowieso zur Verfügung haben." Die Stadt leistet die Arbeit, für die der Kreis im Nachgang die Kosten einspart Erst einmal sei das aufgeschrieben worden, wofür auch die Ressourcen da seien. "Das vorrangige Ziel war dabei, erst einmal möglichst alle Personen der Zielgruppe zu erreichen", so Puls. Im weiteren Verlauf des Projektes würden weitere Träger, die bereits im Stadtgebiet aktiv seien, angesprochen und es sei darüber hinaus auch möglich, das Ehrenamt einzubinden. Darüber hinaus sei es auch wünschenswert, dass der Kreis Herford - vor allem finanziell - mit ins Boot komme, so der Sozialdezernent, der das wie folgt erklärte: "Wir leisten hier schließlich vor Ort Arbeit, die im nachgelagerten Sozialsystem, zum Beispiel bei der Hilfe zur Pflege Kosten spart. Die spart der Kreis." Er habe eine Anfrage dazu an die Kreisverwaltung rausgeschickt, aber noch keine Antwort erhalten, berichtete Puls.

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