2022 zeigt sich, wo wir in Herford stehen

Ein weiteres Pandemiejahr geht zu Ende, es wird noch tiefere Spuren hinterlassen als das erste. Zum einen mental: Hatten doch die meisten Menschen gehofft, dass die Impfungen das Coronavirus vertreiben. Fehlanzeige – weltweit gibt’s sogar so viele Neuinfektionen wie noch nie. Im Kreis Herford sind die Corona-Zahlen zwar zunächst zum Jahresende hin wieder gesunken. Dennoch: Auch bei uns ist die neue Omikron-Variante auf dem Vormarsch: 103 Fälle gibt es mit Stand von Donnerstag – das sind etwa doppelt so viele wie am Dienstag (51). Psychisch ist es das eine, eine überschaubare Zeit der Entbehrung, der Angst und der Einbußen hinzunehmen. Aber es ist etwas anderes, immer wieder zurückgeworfen zu werden, obwohl das Licht am Ende des Tunnels doch schon zu sehen war. Zum anderen finanziell: Für Einzelhändler und Gastronomen ist die Lage bedeutend schwieriger geworden. Bekamen Restaurantbetreiber während der Lockdowns 2020 finanzielle Hilfen, konnten sie 2021 seit Frühjahr öffnen. Nur die Gäste blieben vorsichtig. Und im Zweifel lieber Zuhause. Zuletzt wurde dann verschärft, 3G, 2G – die Weihnachtsfeiern fielen aus. Wie die Herforder Gastronomie das überlebt hat, werden wir 2022 sehen. Leerstände sind jetzt schon bedrückend Das gilt auch für den Einzelhandel. Zwar gab es einige Schließungen bereits in diesem Jahr. Doch die Auswirkungen durch das nun wieder durch 2G vermasselte Weihnachtsgeschäft wird sich nächstes Jahr zeigen. Allerdings sind die Leerstände auch jetzt schon bedrückend, vor allem die Weggänge von Saturn und H&M haben gewaltige Lücken hinterlassen. Die Impfstelle im ehemaligen Elektronikmarkt sorgt zwar gerade wieder für reges Treiben an der Lübberstraße – aber das wird nicht von Dauer sein. In diesem Fall hoffentlich – denn das Impfen gibt’s ja nur Hand in Hand mit der Pandemie. Der Haushalt der Stadt ist natürlich auch in Mitleidenschaft gezogen. Trotz des Pandemiedefizits in Millionenhöhe sieht Kämmerer Jochen Strieckmann die finanzielle Gesamtsituation aber immer noch als &bdquo;gut“ an. Dem guten Wirtschaften der vergangenen Jahre sei Dank. Planerisch hat sich 2021 zudem so manches durchaus verzögert. Und Projekte, die einmal gut gestartet sind, haben nun Probleme bekommen. Ein langes Warten gibt es zum Beispiel auf das Archäologische Fenster am Münster. Immer wieder wurde von einem baldigen Baubeginn gesprochen – zuletzt sollte es 2020 los gehen. Bislang steht immer noch kein Termin für einen Baustart fest.Förderzusagen sind zeitlich begrenzt Und auch beim OWL-Forum hätte eigentlich schon mehr passiert sein müssen. Jetzt muss es schnell gehen, wenn es noch eines geben soll, denn die Förderzusagen sind zeitlich begrenzt. Noch wird geprüft, ob am Theater ein solches Kulturzentrum gebaut werden kann, das finanzierbar bleibt und trotzdem den Wünschen entspricht. Einen herben Rückschlag hat die Markthalle durch die Pandemie einstecken müssen. Das ist besonders bitter, denn das Gebäude ist nach der Sanierung zu einem wahren Schmuckstück geworden. Für Leben muss dort allerdings wieder ganz von vorne gesorgt werden. Es gibt aber auch Projekte, die trotz Pandemie in 2021 fertig geworden sind und sich sehen lassen können. Wie die Sanierung des Wilhelmsplatzes: Ein absoluter Hingucker. Wenn 2022 in der Innenstadt hoffentlich das Pflaster endlich fertig verlegt ist, könnte auch diese neuen Glanz bekommen. Das wäre wichtig, um ein positives Zeichen zu setzen.2022 wird hoffentlich zeigen, wo wir genau stehen. Und uns dann die Möglichkeit geben, Eingekrachtes wieder aufzubauen und wieder neu aufzubrechen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit guten Gedanken in das neue Jahr gehen!

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