Marta-Geschäftsführer und Kulturchef verlässt Herford: Das sind die Gründe

Herford. Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat nun offiziell mitgeteilt, dass Andreas Kornacki am 1. April neuer kaufmännischer Geschäftsführer des großen Hauses in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt wird. Der Aufsichtsrat hat am 29. November einen entsprechenden Beschluss gefasst. Kornacki tritt die Nachfolge von Claudia Schmitz an, die als Geschäftsführende Direktorin zum Deutschen Bühnenverein wechselt. Der derzeitige Geschäftsführer der Kultur Herford gGmbH und kaufmännische Direktor der Marta Herford gGmbH wird allerdings im April noch auf zwei Hochzeiten tanzen. So lange bleibt er gleichzeitig in seinen Herforder Positionen, um seiner dann vierjährigen Tätigkeit einen runden Abschluss zu geben. Sein auf fünf Jahre befristeter Herforder Vertrag wäre eigentlich erst im übernächsten Jahr ausgelaufen. Der Herforder Bürgermeister Tim Kähler wird mit Worten des Bedauerns zitiert: "Ich schätze Andreas Kornacki und seine Arbeit sehr, aber so groß mein Bedauern über den Verlust für unsere Stadt und die Kultur in Herford ist, so groß ist die Freude für das Düsseldorfer Schauspielhaus." Vor 25 Jahren Regiehospitant in Düsseldorf Kornacki selbst sagt in der Mitteilung: "Ich fühle mich geehrt, an dem Haus Kaufmännischer Direktor zu werden, an dem ich 25 Jahre zuvor als Regiehospitant die ersten Schritte in die Theaterwelt gemacht habe. Ich lasse meine Aufgabe und mein Team in Herford nur schweren Herzens zurück." Das Team - das sind neben den Museumsleuten des Marta auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters, der Stadtbücherei, der Musikschule, des Städtischen Museums und des Stadtarchivs. Kornacki ist auch zuständig für Kunst im öffentlichen Raum, Kulturförderung und die städtische Beteiligung an der Philharmonie. Andreas Kornacki freut sich, dass die designierte Künstlerischen Direktorin des Marta und derzeitige Leiterin des Kunstvereines Hannover, Kathleeen Rahn, schon zum 1. Februar nach Herford kommt. So werden zu keiner Zeit beide Direktionsposten unbesetzt sein. "Kathleen Rahn ist eine sehr erfahrene Museumsleiterin", weiß Kornacki. Ihr Vorgänger Roland Nachtigäller wird in diesen Tagen Abschied nehmen vom Marta. Herford steht mit den Plänen für ein OWL-Forum als gemeinsames Haus für Theater und Philharmonie vor einer Mammutaufgabe, an deren Umsetzung Andreas Kornacki von Anfang an beteiligt war. Federführend sind der Bürgermeister und sein Büro. Warum in dieser aufregenden Zeit der Wechsel? Kornacki gilt als beliebter Teamplayer "Das OWL-Forum ist eine unglaublich spannende Herausforderung, doch in Düsseldorf übernehme ich Verantwortung für über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind Menschen mit verschiedensten Charakteren und es macht mir Spaß, Verantwortung für Menschen zu übernehmen." Kornacki gilt in seiner ruhigen, sachlichen Art auch in Herford als beliebter Teamplayer. Die größten Herausforderungen baulicher Art sind am Düsseldorfer Schauspielhaus schon bewältigt. "Brandschutz und Co sind tiptop." Aber das Junge Schauspielhaus soll umziehen ins "Central", einem Kulturzentrum am Hauptbahnhof. So wurde es jüngst im dortigen Aufsichtsrat beschlossen. Auch dies ist ein Projekt für mehrere Millionen Euro, für das Kornacki nun Verantwortung übernimmt. Angemessener Umgang mit Rassismusvorwurf Das Düsseldorfer Schauspielhaus stand in der jüngeren Vergangenheit auch negativ in den Schlagzeilen. Rassismus und Machtmissbrauch standen als Vorwürfe eines Schauspielers im Raum. "Es war ein schmerzhafter Lernprozess für das Haus, damit angemessen umzugehen", sagt Kornacki. "Man muss so einen Vorwurf ernst nehmen, allein weil jemand die Situation so empfunden hat." Hier will Kornacki helfen, die Kultur des Umgangs weiter zu erneuern. Aus seinem in Herford breit aufgestellten Verantwortungsbereich nimmt er aber die Botschaft mit: "Theater ist nicht alles." Struktur der Verwaltung von Kultur Für die Stadt Herford sieht er die Zukunftsfrage, ob die Verantwortung für die Kultur nicht besser wieder aus einer gGmbH in die Stadtverwaltung zurückgeführt und wieder ein Kulturausschuss gebildet werden sollte. "Da wurde mit den Einrichtungen auch der Kulturdezernent outgesourct, das sollte man im Auge behalten", meint der 47-Jährige. Für das OWL-Forum soll womöglich eine städtische Betriebsgesellschaft gegründet werden. Dann würden Theater und Philharmonie Miete bezahlen. Die ginge dann zwar von einer städtischen Tasche in die andere. Kornacki hat aber Sorge, dass auf dem Papier der Kulturetat wachsen würden - ein gefundenes Fressen für Kritiker. Bleibt abzuwarten, wer in die Fußstapfen von Andreas Kornacki treten wird und ob die Position anders gestaltet wird.

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