Mangelhaftes Impfangebot des Kreises Herford ist ein Unding

Hunderte Menschen standen am Donnerstag vor dem Anna-Siemsen-Berufskolleg Schlange. 120 Impfdosen hatte der Kreis Herford zu vergeben. Natürlich reichte das von hinten bis vorne nicht. Ganz besonders unglücklich: Es war kein Mitarbeiter des Kreises vor Ort, der die Menschen in der Warteschlange darüber informierte, dass sie vergeblich anstanden, weil es zu wenig Impfstoff gab. Gar nicht zu fassen ist die Aussage des Kreises, er sei vom Andrang überrascht worden. Dabei machen derzeit alle Städte und Kreise die gleichen Erfahrungen: Die Menschen rennen den Impfstellen die Türen ein, sobald es ein solches Angebot gibt. Seit die Corona-Zahlen in die Höhe schießen und die Booster-Impfungen als Bezwinger der vierten Welle gelten, möchten sich die Leute impfen lassen. Bereits am ersten November-Wochenende hatte zum Beispiel die Stadt Bielefeld die Erfahrung gemacht, dass die mobilen Impfstationen förmlich überrannt wurden. Das war noch bevor die Ständige Impfkommission (Stiko) allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung empfahl. Und auch die nicht still stehenden Telefone in den Arztpraxen waren ein verlässlicher Indikator dafür, dass die Impfaktionen des Kreises heiß herbei gesehnt wurden. Es ist völlig unverständlich, dass der Kreis jetzt dermaßen spät und zögerlich mit den Impfaktionen beginnt und auch noch überrascht ist, dass diese derart gefragt sind. Bislang waren Mitarbeiter des Kreises in der Pandemie fix Dabei waren die Mitarbeiter in der Pandemie bislang immer fix gewesen. Als die Impfzentren Ende 2019 eingerichtet werden sollten, hatten der Kreis und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) das ganz schnell umgesetzt. Probleme gab es zunächst mit der Terminvergabe der KV, der Betrieb des Impfzentrums klappte hervorragend. Als dann das Land die Schließung der Impfzentren anordnete, war Krisenstabsleiter Markus Altenhöner so klug, die Räume trotzdem weiter zu mieten. Er ahnte, dass es mit dem Boosterimpfungen wieder Bedarf geben wird. Warum hängt der Kreis Herford trotz der Weitsicht nun derart hinterher? Anscheinend ist das gute Gespür verloren gegangen. Es wurde unterschätzt, wie schwierig es ist, Personal zu bekommen. Wie uns ein Krankenpfleger erzählte, zahle der Kreis bei der nun startenden Impfaktion deutlich schlechter als es zuletzt die KV tat, während des regulären Betriebs des Impfzentrums. Sollte das der Grund sein, muss der Kreis jetzt dringend nachbessern. Schließlich sind die Impfungen der einzige Weg aus der Pandemie, wenn wir es nicht auf eine Durchseuchung hinauslaufen lassen wollen. Unding, dass Menschen nun endlich geimpft werden wollen, es aber nicht genug Angebote gibt Es ist ein Unding, dass im Sommer darum gekämpft wurde, dass Menschen sich überhaupt noch impfen lassen und jetzt, da die Bereitschaft vorhanden ist, fehlt es an Möglichkeiten. Denn es werden bei den Impfaktionen nicht nur Booster angeboten. Erfreulicherweise waren bei den Impfterminen des Kreises auch Menschen dabei, die sich zum ersten Mal impfen lassen wollten. Das ist logisch, denn der Druck wurde mit 2G- und 3G-Regelungen verstärkt. Das zeigt allerdings auch, wie unklug Bund und Land gehandelt haben. Es war ein Fehler, die Impfzentren zu schließen. Ende September waren sie dicht, bereits im Oktober war klar, dass verstärkt geboostert werden muss und die Ärzte damit überfordert sein werden. Und vor allem war es daneben, die Städte und Kreise anzuweisen, die Impfzentren auch jetzt nicht wieder zu öffnen, sondern stattdessen dezentral zu impfen. An diese Vorgabe hat sich der Kreis gehalten. Und bietet nun völlig an der Nachfrage vorbei kleine Aktiönchen mit 120 Impfdosen an. Obwohl die Räume im Industriegebiet Bustedt vorhanden sind, ebenso wie der Plan, wie es funktionieren könnte, weil es bis vor Kurzen dort gut funktioniert hat. Ab Montag soll es bei den Impfaktionen jeden Tag 500 Impfdosen geben. Ob das reichen wird, ist zu bezweifeln.

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