Sirenen-Warntag: Statt heulender Töne stellenweise Stille

Kreis Herford. Paul Struthmann wusste, was am vorvergangenen Freitag auf ihn zukommen sollte: Probealarm im gesamten Kreisgebiet. &bdquo;Wenn ich nicht vor die Tür gegangen wäre, dann hätte ich die Sirenen nicht gehört“, sagt Struthmann, der in Herford-Elverdissen wohnt. Und wo sich einer von bis zu 30 toten Punkten im gesamten Kreisgebiet befindet, an denen es mit dem Sirenenalarm hapert. Das bleibt vorerst so, weil heimische Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei mit veralteter Technik arbeiten.Vorbei die Zeiten, als Bünder, Spenger oder Vlothoer zu Beginn des wöchentlichen Alarms ihre Uhren stellten konnten. Pünktlich samstags 12 Uhr heulten landesweit die Sirenen. Doch mit dem Ende des Kalten Krieges und der damaligen Sowjetunion, dem Fall der deutschen Mauer und der deutschen Wiedervereinigung erlosch das Interesse an einer flächendeckenden Notfall-Alarmierung. »Durch das Hochwasser sind alle wachgerüttelt« Das hat sich geändert. Kreisbrandmeister Bernd Kröger: &bdquo;Durch die Hochwasserkatastrophe an Erft und Ahr im vergangenen Juli sind alle wachgerüttelt worden.“ Mehr als 180 Menschen starben damals in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Auch, weil die Bevölkerung mancherorts schlecht oder gar nicht gewarnt worden war. Während vorvergangenen Freitag in Elverdissen Sirenen leise und aus weiter Entfernung zu vernehmen waren, herrschte an anderen Standorten komplette Stille. Nachbesserungsbedarf besteht etwa im Herforder Westen mit den Ortsteilen Stedefreund, Eickum oder Herringhausen. &bdquo;Spenge hat bisher gar keine Sirenen. Die rüsten nach. Das gilt auch für Kirchlengern. Vlotho und Rödinghausen wollen ebenfalls nachbessern. Es gibt einige Bereiche, die noch nicht beschallt werden können. Insgesamt betrifft das 20 bis 30 Standorte im Kreisgebiet“, sagt Bernd Kröger. Auf die Schnelle ist ein akustischer Lückenschluss nicht zu erwarten. Bernd Kröger: &bdquo;Es gibt ein Förderprogramm des Bundes, an dem sehr viele Kommunen Interesse haben. Voraussetzung dafür ist allerdings eine andere Ansteuerung der einzelnen Sirenen, als wie es derzeit in Nordrhein-Westfalen gehandhabt wird. Auf Bundesebene und in anderen Bundesländern werden Sirenen über das Digital-Funknetz ausgelöst. Das ist in NRW nicht der Fall. Hier gibt es eine andere Alarmierungsform. Weil diese vom Bund aber nicht bezuschusst wird, müssen wir erst unsere Technik umstellen. Das ist in etwa so, als wenn bei uns die Sirenen per Festnetz-Telefon gestartet werden, künftig aber schnurlos per Handy angesteuert werden sollen.“ Der Kreisbrandmeister weiter: &bdquo;Das Land NRW hat vergangene Woche einen Erlass heraus gegeben, indem die Leitstellen ermächtigt werden, dieses Digital-Funknetz zur Steuerung der Sirenen einzuführen. Das war bislang nicht vorgesehen. Dann können wir zusätzliche Sirenen installieren. Bis Ende 2022 muss das realisiert werden, weil bis dahin die Fördermittel des Bundes zur Verfügung stehen.“ Derzeit läuft der Sirenenalarm über die Leitstelle der Feuerwehr in Hiddenhausen. Per Knopfdruck können die mehr als 50 Sirenen im Kreis Herford direkt angesteuert werden. Ein einminütiger an- und abschwellender Sirenentöne warnt vor plötzlich auftretende Gefahren wie heftigen Unwettern, verheerenden Bränden, folgenschweren Unfällen oder sonstigen Katastrophen. Dem geht beim Probealarm ein durchgehend gleicher Ton in selber Länge voraus. In dieser Form wird in dritter Stufe der Alarm auch beendet. »Wir können den Optimierungsbedarf ermitteln« &bdquo;Mit unserem Warntag möchten wir die Bürger darauf sensibilisieren, was im Ernstfall zu tun ist. Dazu gehört: Sobald der Warnton der Sirenen zu hören ist, das Radio einschalten“, erklärte vorab Kreisdirektor und Krisenstabsleiter Markus Altenhöner, der die Notwendigkeit des Probealarms betont: &bdquo;Wir können so am besten ermitteln, wo es Optimierungsbedarf gibt und wo wir nachbessern müssen.“ Paul Struthmann ist unterdessen schon jetzt auf dem Laufenden. Ohne Sirene. Sein Handy meldet sich. Der Elverdisser hat auf seinem Smartphone die Warnapps &bdquo;Nina“ und &bdquo;Katwarn“ installiert.

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