Herford Wie sich Hausbesitzer vor Wasser schützen können

Herford. Die Kölner am Rhein pflegen zu sagen &bdquo;Et kütt wie et kütt“ ("Es kommt wie es kommt"). Darin spiegelt sich auch, dass sie mit den Unberechenbarkeiten am Fluss zu leben gelernt haben. Denn einen 100-prozentigen Hochwasserschutz gibt es nicht. Nicht durch die Technik und auch nicht für die Herforder. Das ist eine Erkenntnis, die Gerhard Altemeier, der technische Leiter des Abwasserbetriebs, kürzlich vermittelte. Die zweite ist jedoch noch entscheidender. Sie lautet: Jeder Hauseigentümer muss selbst sehen, wie er sich schützt. Denn steht das Wasser so hoch, dass es bis an die Schwelle der Haustür schwappt oder vor die Kellerfenster drückt, ist es zu spät. Die Schäden können immens sein. Und die Stadt kann keine Vorsorge für jedes Gebäude leisten.Überflutung durch volle Kanäle Bei starkem Regen geraten die Kanäle an ihre Belastungsgrenzen. Dann kann Wasser die Schächte hochdrücken. Es fließt über die Straßen zum tiefsten Punkt und dort - oft über abgesenkte Hochbords - auf Zufahrten, in Gärten und Häuser. Nun könnte die Stadt die Kanäle vergrößern. Das ist aber sehr teuer und nicht wirtschaftlich, sagte Altemeier im Bau- und Umweltausschuss.Außerdem machen große Kanäle in Trockenperioden Probleme. Denn Schmutzwasser hinterlässt Sedimente an den Wänden der Rohre, darunter Fäkalien. Werden sie nicht ordentlich durchspült, macht sich das mit Gestank bemerkbar. Als ausreichend gilt eine Kanalisation, die so viel Regenwasser ableiten kann, wie statistisch gesehen alle 30 Jahre fällt: In Herford sind das 40 Millimeter innerhalb von 60 Minuten. Jedes vierte Haus ist betroffen, wenn 50 Millimeter fallen: Der Statistik nach passiert das alle 100 Jahre. Das ist vor allem ein Problem der Hauseigentümer. Der Immobilien- und Abwasserbetrieb (IAB) hat zwar Defizite - auch schon bei Regenmengen, wie sie nur alle 30 Jahre fallen - ausgemacht. Die Beseitigung ist aber eine Aufgabe für Jahre und Jahrzehnte. Eine Idee ist, Wasser in Grünflächen zu parken oder auf Straßen, die durch Hochbords zu Wannen werden. Angedacht sind auch Notentwässerungswege aus Wohngebieten raus.Fast 50 Prozent der Gebäudeschäden entstehen durch Überflutung aus der Kanalisation, sagt Altemeier. Das Wasser sei dann sehr schnell da. Zwar sei es auch schnell wieder weg, es hinterlasse aber hohe Schäden. In einem Herforder Fall zum Beispiel in Höhe von 70.000 Euro. Deshalb sollten auch Hauseigentümer etwas tun. Orientierungshilfe bietet das Geo-Portal des Kreises, das auf einer Gefahrenkarte (geoportal.kreis-herford.de) zeigt, wie starkt jedes einelne Gebäude in Herford bei Starkregen betroffen wäre. Vorbeugend könnten Hausbesitzer etwa mit Wassersperren in Mauern eingebaut. Lichtschächte und Abgänge zu Kellereingängen lassen sich durch eine Aufkantung erhöhen. Ein hohes Risiko bergen zudem Garagen, die unter dem Straßenniveau liegen und nicht durch eine Erhöhung vor der Abfahrt geschützt sind. Relativ einfach und kostengünstig sind der Einbau und die Wartung von Rückstauklappen, Hebeanlagen oder Absperrschieber. Sie verhindern, das Wasser aus den Abflüssen der Sanitäranlagen bei einem Rückstau austritt. Wenn Flüsse über die Ufer treten Andere Bereiche der Stadt sind betroffen, wenn Wasser über die Ufer tritt. Ein signifikantes Hochwasserrisiko erkennt die Bezirkregierung an mehreren Herforder Flüssen und Bächen: Aa/Johannisbach, Ellersieker Bach, Putchenmühlen-/Butterbach, Uhlen-/Hundebach, Steinsieksbach und Werre. Auf der Internetseite www.flussgebiete.nrw.de hat das Land Karten für drei Häufigkeitszenarien eingestellt. Einer der Gründe ist, dass zu nah an den Gewässern gebaut wurde. Bezirksregierung und Stadt versuchen nun, dem Hochwasser mit dem Planungsrecht zu begegnen. Dazu gehört, im Außenbereich Überflutungsflächen zu schaffen, mit begrünten Dächern den natürlichen Regenrückhalt zu fördern, Regentonnen und Zisternen von Bauherren zu fordern und Schottergärten zu verbieten. Die Stadt selbst unterhält kilometerlange Dämme und betreibt ein Krisenmanagement mit Frühwarnsystem. Der IABIAB fordert darüber hinaus eine Risikokultur der gesamten Stadtgesellschaft. In Kürze will er wieder Veranstaltungen dazu anbieten.

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