Hitzige Diskussion um OWL-Forum: Die Stadt prüft möglichen Standort

Herford. Harmonisch und konstruktiv war die Diskussion über das OWL-Forum Mitte vergangene Woche. Zwar waren nicht alle einer Meinung, aber allen ging es - aus ihrer jeweiligen Sicht - um die beste Lösung. Im Stadtrat war das anders. Dort wurde gestritten. Und dort ging es um eine - nach Ansicht etlicher Ratsmitglieder und des Bürgermeisters - einseitige Darstellung der FDP und den Vorwurf, die Stadt sage die Unwahrheit. Für die FDP plädierte zunächst Eckhart Klemens erneut dafür, das OWL-Forum in der Radewig zu bauen. Er argumentierte mit der guten Verkehrsanbindung durch den Bahnhof, dem Goparc-Parkhaus in der Nähe und der Möglichkeit zur Belebung der Innenstadt. Auch den CO2-Fußabdruck, den die Stadt durch einen Neubau verursache, zog er als Argument heran. Vor allem aber liege der Standort am Theater außerhalb der Innenstadt. Und das bereite schon beim Marta Probleme. Die Faktenlage stellte daraufhin der Baubeigeordnete dar - und erteilte damit dem OWL-Forum am Janup eine Absage. Das - recht hohe - Montforthaus in Feldkirch, das allen so gut gefallen hatte, habe eine geschätzte Grundfläche von 3.500 bis 4.000 Quadratmetern, sagte Peter Böhm. Mit Abstandsflächen, die das Baurecht vorgebe - rundum zum Beispiel fünf Meter - sei nicht genug Platz da. Die Stadt habe auf der Zaky-Fläche am Janup nur 3.500 Quadratmeter. In der Radewig liegt ein Baudenkmal im Boden Zwar gehöre ihr auch der 1.800 Quadratmeter große Parkplatz von Expert Döring. "Aber den haben wir bis 2038 vergeben." Am Janup stehe zudem die Fassade des Carl-Severing-Hauses unter Denkmalschutz, dort gebe es außerdem Bäume und ein Bodendenkmal, von dem sie noch nicht wüssten, ob sie es entfernen dürften. Das Theater-Grundstück sei hingegen ungefähr 7.050 bis 7.100 Quadratmeter groß. Hinzu kommt: "Bis 2026 muss das OWL-Forum stehen, sonst sind die Fördermittel weg. Das wird in der Radewig scheitern, es sei denn, Sie fangen ganz von vorn an." Wieder mit der Suche nach Fördermitteln. Der Stadtrat müsse 2022 die nötigen Entscheidungen treffen, zumal das Gebäude sehr hohe Anforderungen an die Architekten stelle, deutlich mehr als eine Schule. "Wir wollen ja nicht nur ein schönes Gebäude haben, auch die Funktionstüchtigkeit muss stimmen." Klemens forderte vor allem, dass sich der Stadtrat zunächst einmal Gedanken macht, ob er das OWL-Forum überhaupt will. Der Zuschussbedarf liege beim österreichischen Montforthaus je Konzert bei 12.000 Euro, die NWD koste der Herforder Schützenhof etwas mehr als ein Zehntel. "Wir müssen uns fragen, ob wir ein solches Haus subventionieren wollen." Es ist längst entschieden, dass die Stadt die Kultur bezuschusst, sagt Kähler Diese Äußerungen hielt Kähler für unseriös. "Wenn Sie meinen, dass wir keine Zuschüsse für die Kultur zahlen sollen, dann sagen Sie der Bevölkerung doch, dass Sie kein Theater, keine NWD und überhaupt keinen Kulturbetrieb mehr wollen." Er warf Klemens außerdem vor zu suggerieren, dass Zuschüsse für den Kulturbetrieb schlecht seien. "Sie haben die Frage gestellt: Wollen wir das? Ja, das wollen wir", sagte Kähler. "Das haben wir längst entschieden, dass wir das wollen." Weder für die Sanierung des Stadttheaters noch des Schützenhofs würden sie Fördermittel bekommen. Das zur Kenntnis zu nehmen, sei das Mindeste, was er an Ehrlichkeit von Klemens verlange, so Kähler. Vor allem, weil das schon in der Machbarkeitsstudie vor zwei Jahren stand. FDP-Fraktionsvorsitzender Günther Klempnauer setzte auf die Äußerungen seines Fraktionskollegen noch einen drauf: Ein Gebäude von der Größe des Montforthauses passe wunderbar auf die städtische Fläche in der Radewig, behauptete er. Sie könnten sogar die denkmalgeschützte Fassade erhalten, und sie brauchten nicht einmal den Parkplatz des Expert Döring. Den Baubeigeordneten bezichtigte er, die Unwahrheit zu sagen. Bürgermeister Tim Kähler platzte der Kragen An diesem Punkt platzte Kähler regelrecht der Kragen. "Das akzeptiere ich so nicht." Von Klempnauer verlange er einen Beleg für die Behauptung, Böhm würde die Unwahrheit sagen, außerdem die baulichen Berechnungen, dass das OWL-Forum Platz genug in der Radewig habe. Ihn ärgerte, dass die FDP bei jeder städtischen Vorlage darauf beharre, dass Investitionen günstiger zu haben seien, aber nie etwas dazu vorlege. So war es zum Beispiel beim Spielschiff auf dem Linnenbauerplatz gewesen. Sein Ziel sei, dass sie genügend Zeit hätten, die Fakten prüfen, sagte Kähler. "Die sechs Wochen bis zur Dezember-Sitzung sollten wir uns nehmen, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ich bitte von der FDP um eine Ausarbeitung." Die Reaktion auf die FDP-Äußerungen führte im Stadtrat zu Verärgerung und der Bitte um Sachlichkeit. Er sei von der FDP enttäuscht, sagte Werner Seeger (CDU). "Solche politischen Totschlagsargumente sind nicht in Ordnung." Klemens und Klempnauer wüssten ganz genau, dass die Stadt zwei marode Gebäude habe, ließen das aber außer Acht. Dieser Umgang mit Fakten führe zur Politikverdrossenheit, warnte Thomas Helmerking (CDU). Sollte sich Herford das OWL-Forum nicht leisten können, will die Stadt es ablehnen Gerade die CDU-Fraktion begleite das Projekt OWL-Forum sehr kritisch, auch im Hinblick auf die Kostenentwicklung, sagte Seeger. Und sie werde es ablehnen, wenn die Stadt es sich nicht leisten könne. Am Anfang stehe aber die Prüfung, auch die eines eigenen Theater-Ensembles. Der FDP warf Seeger vor, die Fakten nicht abzuwarten. Stattdessen lehne sie das OWL-Forum von vornherein ab. Wie berichtet, liegt ein Abrissantrag für das Theater bei den Denkmalschützern in Münster. Falls sie zustimmen, soll in der Dezember-Sitzung des Rats die Standort-Frage geklärt werden. Lehnen sie ab, müsse der Stadtrat sowieso von vorn diskutieren, sagte Kähler. Herbert Even (Grüne) erinnerte daran, dass derzeit jährlich 1,2 Millionen Euro der Stadt in Schützenhof und Stadttheater fließen. Investitionen von 30 Millionen Euro seien für die Sanierung beider Häuser nötig. "Die Belastung läge danach bei jährlichen 2,5 Millionen Euro." Drei bis vier Millionen Euro hoch könnte aber auch die jährliche Belastung durch das OWL-Forum werden, so Evens Befürchtung. Claudia Schumacher (Grüne) - und mit ihr weitere Ratsmitglieder - plädierten dafür, dass die Bürger einbezogen werden in die künftige Planung des OWL-Forums. Kähler kündigte nach der Sitzung im NW-Gespräch an, dass die Verwaltung mit Döring Gespräche über eine vorzeitige Rückgabe der Parkplätze an die Stadt aufnehmen will. Zudem legte er Fotos vor, auf denen die Verwaltung das Montforthaus in die Radewig projiziert hatten.

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