"Pandemie der Ungeimpften": Wie die Corona-Lage in den Krankenhäusern ist

Kreis Herford. Trotz der Impfquote von fast 70 Prozent und einer Inzidenz unter der 100er-Marke landen nach wie vor Menschen mit Covid-Erkrankungen und teils schweren Verläufen in den heimischen Krankenhäusern. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht deswegen von einer "Pandemie der Ungeimpften". Vor allem in Ländern mit wenig geimpften Bürgern wie Rumänien und Russland bringt Corona das Gesundheitssystem wieder an die Grenzen und überlastet Ärzte und Pfleger. Die Experten im Kreis Herford erwarten, dass die Zahlen im Herbst und Winter wieder steigen könnten. So ist die Situation in den hiesigen Krankenhäusern. Klinikum Herford Aktuell liegen sieben Covid-Patienten im Klinikum, sie sind zwischen 18 bis 91 Jahre alt, zwei Menschen befinden sich auf der Intensivstation. Wie Marco Kauling, Arzt aus dem Krisenstab, erklärt, seien vier davon ungeimpft. Einzelne Impfdurchbrüche (wie bei den drei anderen Patienten) haben die Mediziner vor allem bei Menschen festgestellt, deren Immunsystem ohnehin beispielsweise aufgrund einer Chemotherapie oder Krebserkrankung geschwächt sei. In den Sozialen Medien tummeln sich viele Falschinformationen zu Komplikationen nach Impfungen. Solche habe das Klinikum nicht registriert. "Es gab typische Anzeichen wie Gliederschmerzen und Symptome einer Erkältung", erklärt Kauling. Bei einem Allergiker seien andere Reaktionen aufgetaucht, die allerdings zu erwarten gewesen seien. In dem Zusammenhang wirbt der Arzt erneut für die Impfung - auch für Schwangere. Bei einer Frau und ihrem Kind hat das Klinikum bereits einen schweren Verlauf festgestellt. Beide konnten gerettet werden. "Inzwischen haben wir genug Daten, die uns die Sicherheit bestätigen." Jeder solle entscheiden, ob er das Risiko für einen schweren Verlauf und Long-Covid-Symptome hinnehmen oder die schützende Impfung erhalten möchte." Etwa 85 Prozent des Personals am Klinikum habe bereits den Pieks erhalten, manche auch bereits die Booster-Impfungen. Mit der Quote ist Kauling zufrieden. Mit Blick auf den Herbst und Winter will der Arzt keine Prognose wagen. Er rechnet damit, dass die Zahl der Erkrankten zunehmen wird. Gleichzeitig betont er, dass viele gelernt haben, wie man sich und andere beispielsweise mit Masken schützen kann. "Anders als in der ersten und zweiten Welle können wir soziale Kontakte zulassen." Mathilden Hospital Herford Von den sogenannten jüngeren Patienten im Alter von 25-60 Jahren, die aufgrund einer Corona-Infektion stationär am Mathilden Hospital aufgenommen wurden, sei niemand gegen Corona geimpft gewesen, sagt Georg Rüter, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen. "Die Sommerwelle ist für die Krankenhäuser eine Ungeimpften-Welle", beschreibt er die Erfahrungen der letzten Wochen. Schwangere seien unter den Corona-Erkrankten mit schweren Symptomen nicht gewesen. Auch die Patienten des Herforder Mathilden Hospitals hatten nach einer Corona-Impfung nur "die üblichen" Nebenwirkungen, also zum Beispiel ein Schlappheitsgefühl, Fieber und Schmerzen an der Einstichstelle. Es sei bislang nicht vorgekommen, dass Menschen nach einer Corona-Impfung aufgrund starker Reaktionen ins Mathilden Hospital eingeliefert worden seien. Von den Mitarbeitern des Hospitals sind mittlerweile 93 Prozent gegen Corona geimpft. Die restlichen sieben Prozent erwarten ein Kind, haben bestimmte Erkrankungen, aufgrund derer eine Impfung gegen das Coronavirus nicht möglich ist, oder wollen keine, so Rüter. Alle Impfverweigerer haben ein Schreiben mit dem Hinweis der Geschäftsführung bekommen, dass ihre Ablehnung möglicherweise in Zukunft arbeitsrechtliche Folgen haben könnte. Lukas-Krankenhaus Bünde Die Pandemie der Ungeimpften lässt sich derzeit auch am Lukas-Krankenhaus beobachten. Dort liegen vier Covid-Patienten - alle ohne Impfschutz und über 50 Jahre alt, wie der stellvertretende Ärztliche Direktor Christian Flottmann bestätigt. Lange Zeit hätte das Krankenhaus überhaupt keine Covid-Erkrankten behandelt, das habe sich inzwischen wieder geändert. Flottmann glaubt, dass die Zahlen in Zukunft weiter ansteigen. Er begrüßt, dass 90 Prozent seines Personals bereits geimpft ist. In dieser Woche habe man mehr als 50 Booster-Impfungen verabreicht. "Auch dieses Angebot nehmen unserer Mitarbeiter gut an - vor allem die, die zur Risikogruppe gehören."

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