Herford schnuppert mit Plänen für OWL-Forum kulturelle Morgenluft

Herford. Das OWL-Forum als Herfords Veranstaltungszentrum der Zukunft: Nichts anderes signalisieren zwei Besichtigungstouren zu Event-Locations nach Bremen und Feldkirch (Österreich), auf denen Ratsmitglieder und Verwaltungsspitzen um Bürgermeister Tim Kähler unlängst vergleichbare Kultureinrichtungen inspizierten. Entschieden wird erst in einer Ratssitzung Anfang Dezember. Doch schon jetzt diskutieren die Herforder über Standort, Finanzierung und Notwendigkeit. Kählers Rechnung ist einfach. &bdquo;Stadttheater und Schützenhof sind sanierungsbedürftig", stellt das Stadtoberhaupt fest. Er nennt anstehende Sanierungskosten für beide Gebäude, die von Bund und Land NRW avisierten Fördermittel für ein neues OWL-Forum und summiert alles auf eine schwarze Null. Ein Vergleich zwischen Feldkirch mit 35.000 und Herford mit 66.000 Einwohnern lohnt. Im Kulturzentrum Montforthaus und einem umgebauten Hallenbad in Feldkirch fanden 2019 insgesamt 233 Veranstaltungen mit 96.000 Besuchern statt. Im Herforder Schützenhof überflügelt allein schon die Pächter-Familie Hangül diese Zahlen: 280 Termine in drei Veranstaltungssälen mit jeweils 20 bis 1.000 Besuchern im Jahr 2019. Hinzu kommen im Schützenhof 23 Konzerte der Nordwestdeutsche Philharmonie mit 15.016 Besuchern. Das Stadttheater verbuchte in der Spielzeit 2018/2019 zusätzliche 86 Vorstellungen mit 26.500 Besuchern. &bdquo;Kultur kostet", so kommentiert der Bürgermeister die "Minus-Null" in Feldkirch Hinter all dem steht die Finanzierung. In Feldkirch spricht Kultur-Geschäftsführer Markus Klebel von einem &bdquo;unumgänglichen Zuschuss der Stadt" für Unterhalt, Betrieb und Wartung. Genauere Zahlen behält er für sich. Knebel: &bdquo;Wir schreiben eine kräftige Minus-Null". Was Kähler trocken kommentierte: &bdquo;Kultur kostet." Das mag der ehemalige SPD-Ratsherr Martin Wolf nicht stehen lassen. Er verweist in einem Schreiben an die NW-Redaktion auf den früheren Stadtkämmerer Matthias Möllers, der in einer September-Ratssitzung 2019 zu dem Fazit gelangt sei, dass sich die Stadt Herford weder einen Neubau noch eine Sanierung vorhandener Stätten &bdquo;wirklich leisten" könne. Möllers habe &bdquo;auf das enorme Defizit des Kulturetats, das sich auf dem Niveau einer Stadt mit über 200.000 Einwohnern befindet" verwiesen, so Wolf. Herford schnuppert indes kulturelle Morgenluft. Leserinnen und Leser nehmen die Idee eines greifbar scheinenden Kulturzentrums auf und wägen zwischen Machbarem und Möglichem ab. NW-Leser Fritz Elbracht etwa schreibt, dass der Ideengeber den &bdquo;richtigen Weitblick" habe und &bdquo;über den Tellerrand" hinausschaue. &bdquo;Wenn es ein OWL-Forum sein soll, dann sollte es ein futuristisches, attraktives, anziehendes Gebäude mit dem zukünftigen Zeitgeist und absolut neuester Technologieausstattung sein", so der Hiddenhauser. Außerdem müsse solch eine OWL-Attraktion Freiraum haben, freistehend seine Wirksamkeit leuchten lassen. &bdquo;So ein Objekt muss wirken", sagt der Baubeigeordnete Fritz Elbracht sollte die Mitarbeiter der Stadtverwaltung nicht unterschätzen. In Feldkirch legten sich Bürgermeister Tim Kähler und Beigeordneter Peter Böhm auf die Ecke Mindener Straße/Hansastraße, wo das heutige Stadttheater seinen Platz hat, als Wunsch-Standort für das OWL-Forums fest. Böhm betonte, dass auf dieser Fläche genügend Platz für ein Pendant ähnlich dem Montforthaus wäre. &bdquo;So ein Objekt muss wirken", sagt Peter Böhm. Nur - was wirkt wo? Holger Zabel sieht den Janup am Gänsemarkt im Vorteil. &bdquo;Das Forum muss in die Stadt, die Radewig als rühriges und kultiges Viertel bietet sich sehr an", meint der NW-Leser. "Zumindest mehr als der Standort am jetzigen Theater." Noch immer gelte die Philharmonie trotz intensiver Bemühungen im Bereich der Kinder- und Jugendkonzerte, trotz Zusammenarbeit mit Marta, ihrer der Landluft-Konzerte und ähnlichem, bei nicht wenigen Bürgern als elitäre Institution da oben auf dem Stiftberg. Herford kalkulierte für das OWL-Forum zuletzt mit knapp 100 Millionen Euro Baukosten. Es könnte günstiger werden, meint NW-Leser Jürgen Bollmann: &bdquo;Dass man mit überschaubaren Mitteln kulturelle Institutionen bauen kann, hat gerade die Stadt München gezeigt. Nur eineinhalb Jahre Bauzeit, gerade mal 40 Millionen Euro. Ergebnis fantastisch: die neue Isar-Philharmonie ist viel mehr als ein Provisorium."

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