Wemhöner im Interview: Was dem Ehrenbürger in Herford besonders wichtig ist

Herford. Genau genommen ist Heiner Wemhöner Herfords einziger Ehrenbürger. Denn diese Auszeichnung endet mit dem Tode. Das ist nun auch im Wikipedia-Eintrag schnellstens angepasst worden. Unter der Überschrift "Liste von Persönlichkeiten der Stadt Herford - Ehrenbürger" steht nun Heiner Wemhöner, Unternehmer und Kunstsammler. Und er reiht sich ein in eine Liste mit Namen wie Anton Fürstenau, Diplomat (1636), Otto von Bismarck, Reichskanzler (1895), Ludwig Quentin, Oberbürgermeister (1908) oder Otto Weddigen, U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg (1914). Im Jahr 2004 taucht der Name Wemhöner in dieser Liste bereits auf: Heinrich Wemhöner, Unternehmer (2004) steht dort, und direkt darunter eben nun Heiner Wemhöner (2021). Der Stadtrat hatte seiner Ernennung am 1. Oktober mit großer Mehrheit zugestimmt. Herr Wemhöner, was für ein Gefühl ist es, nun Ehrenbürger zu sein? Heiner Wemhöner: Das ist etwas sehr Besonderes und kam für mich ziemlich unerwartet. Aber ich freue mich über die große Wertschätzung, die ich hier erfahre. Ein Bereich, der zur Begründung hervorgehoben wurde, ist, dass Sie sich besonders für die Kultur in der Stadt engagieren. Was ist Ihnen hier in Herford besonders wichtig? Wemhöner: Ich hatte das Glück, von der ersten Sekunde an beim Marta dabei zu sein, zunächst sollte es ja ein Haus des Möbels werden. Mein Ziel war es, mit meinen Kunden, die hier in Herford zu Besuch waren, nicht nur in ein Restaurant gehen zu können. Es sollte einen Punkt geben, der für Besucher von Nah und Fern interessant ist. Ich habe mich zu der Zeit noch gar nicht so für Kunst und Kultur interessiert - das wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Das war ein Entwicklungsprozess, hin zur Wertschätzung für zeitgenössische Kunst, den ich hautnah mitgemacht habe. Öffnung war und ist für unsere Stadt wichtig, um sie immer attraktiver zu machen. Das ist mit dem Marta hervorragend gelungen. Die Kultur ist ja auch ein Bereich, der sehr unter der Corona-Pandemie zu leiden hatte und zum Teil ja auch hat. Wie denken Sie darüber? Wemhöner: Zunächst hat ja die Tatsache, dass alles geschlossen war, Museen, Galerien, Messen und auch der Austausch untereinander nicht mehr stattfinden konnte, unser aller Leben stark verändert. Am schwierigsten war es aber wohl für junge Künstler. Wer schon einen Namen hatte, der hat einfach weiter verkauft. Aber junge Künstler hatten nicht die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Das hat sie stark ausgebremst und sie brauchten Unterstützung. Aber über so etwas redet man nicht, da macht man einfach was. Es ist wichtig, Dinge aus Überzeugung zu tun und nicht deshalb, um darüber zu reden. Auch in Ihrem Unternehmen "Wemhöner Surface Technologies" sind Sie schon früh mit dem Virus und seinen Folgen in Berührung gekommen, unter anderem durch ihre Firma in China. Was hat das alles für Ihr Unternehmen bedeutet? Wemhöner: Unser Unternehmen in China arbeitet komplett unabhängig, wir unterstützen uns aber gegenseitig. Und als das mit Corona in China anfing, war der Geschäftsführer aus Changzhou gerade mit Frau und Sohn hier bei uns in Herford. Er ist dann länger in Deutschland geblieben als geplant. Aber grundsätzlich muss man sagen, dass in China schon seit April 2020 alles wieder weitgehend normal läuft. Nur wenn dort Corona-Ausbrüche sind, wird der jeweilige Ort abgesperrt. Wir mussten die Firma in China lediglich 3,5 Wochen schließen, das war's dann auch. Grundsätzlich gehören wir aber auch zu den Profiteuren der Pandemie, wenn man das so sagen kann. Wir profitieren einfach davon, dass die Menschen zu Hause geblieben sind und dann oft auf die Idee gekommen sind, sich neue Möbel anzuschaffen. Das ist ein weltweites Phänomen. Wie sehr hat Sie persönlich die Pandemie betroffen? Wemhöner: Ich glaube, Freunde nicht mehr treffen zu können, war das Schlimmste für alle. Und ein Telefonat oder auch ein Video-Anruf kann das eben nicht ersetzen. Gefehlt haben zum Beispiel auch Restaurantbesuche mit anderen Leuten. Der Mensch ist eben gerne mit anderen Menschen zusammen. Aber ich nehme auch etwas mit: Das Abstandhalten werde ich beibehalten und vielleicht sogar die Maske in manchen Situationen. Die kenne ich auch aus Asien und im vergangenen Winter haben wir gesehen, dass es auch bei uns kaum Erkältungskrankheiten gab. In Asien tragen die Menschen die Masken freiwillig. In vielerlei Hinsicht sind sie dort disziplinierter. Erst einmal zurück nach Herford: Gibt es einen Lieblingsort in der Stadt, in der Sie jetzt Ehrenbürger sind? Wemhöner: Der Wall ist einer davon. Den finde ich sehr schön. Auch die Märkte wie Neuer Markt, Gänsemarkt und Alter Markt - bei Letzterem wäre ich nur auch der Meinung, dass die großen Busse dort verschwinden müssten. Toll finde ich auch die neue Schillerbrücke, die zum Elsbach-Areal hinleitet. Und ich freue mich schon sehr auf das Archäologische Fenster. Das wird auch wieder zur Öffnung beitragen und mehr Menschen in unsere Stadt locken. Was schätzen Sie besonders an der Stadt und an den Menschen hier? Wemhöner: An den Menschen schätze ich die Zuverlässigkeit. Sie reden nicht so viel, aber machen dafür mehr. Das gilt übrigens nicht nur für Herford, sondern für unsere gesamte Region Ostwestfalen. Sie waren viel in der Welt unterwegs - nicht nur in China. Wo überall? Wemhöner: Eigentlich überall. Am Anfang meiner beruflichen Karriere war ich viel in Italien, dort sind viele Kunden von uns. Deshalb gab es bei uns in der Familie schon sehr früh Spaghetti und nicht nur Eintopf. In den 90er Jahren war ich beruflich auch viel in den USA und ich war begeistert. Heute bin ich es nicht mehr so sehr. Und ich bin auch enttäuscht von Joe Biden - von seiner Präsidentschaft hatte ich mir mehr erhofft. 1985 war ich das erste Mal in China, in Peking. Als viele Jahre später die Entscheidung fiel, dort eine Firma aufzubauen, wollte ich unbedingt in die Nähe von Shanghai. Das ist eine sehr weltoffene Stadt. Das letzte Mal war ich im Dezember 2019 in China. Letztes Jahr haben wir dort eine zweite Firma eröffnet, ungefähr 2,5 Kilometer von der ersten entfernt. Ich bin sehr gespannt darauf, sie zu sehen und hoffe, im Frühjahr 2022 wieder nach Changzhou reisen zu können. Was sind darüber hinaus Ihre nächsten Ziele? Wemhöner: Ich freue mich darauf, im Jahr 2025 das 100-jährige Bestehen unseres Unternehmens feiern zu können. Mein Großvater Heinrich Wemhöner hat es 1925 gegründet. Ich werde in dem Jahr 75 Jahre alt und würde mir wünschen, dass ich das Unternehmen dann an meine Kinder übergeben kann, die auch gerne hier weitermachen wollen. Und wie geht es mit der Ehrenbürgerschaft weiter? Sie waren ja im Stadtrat gar nicht anwesend. Folgt noch eine Verleihung? Wemhöner: Ich weiß zurzeit noch von nichts. Ich denke schon, dass es etwas geben wird und freue mich darauf, weil ich mich gerne für diese große Wertschätzung bedanken möchte. Als mein Vater 2004 Ehrenbürger wurde, war ich mit Reisen beschäftigt und mit dem Geschäft. Da habe ich das gar nicht so wahrgenommen. Mein Vater und ich waren zwar sehr verschieden, aber offenbar eint uns die Liebe zu unserer Stadt Herford. Das ist eben unsere Geburtsstadt - hier sind wir zur Schule gegangen, hier leben wir und wir sind gerne hier.

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