Schwangere fühlt sich bei Wohnungssuche diskriminiert

Herford. Seit Anfang des Jahres suchen Maria T. (Name der Redaktion bekannt und geändert) und ihr Ehemann eine Wohnung. Sie erwarten Nachwuchs und wollen sich deswegen auch räumlich vergrößern. Etwa 35 Objekte haben sich die Herforder angeschaut, mehr als hundert Vermieter angeschrieben und ein Gesuch bei Ebay geschaltet. Bislang ist nichts dabei gewesen. Die werdende Mutter ist frustriert und fühlt sich diskriminiert: "Für einige Vermieter ist offenbar mein Bauch ein Problem." Wie die 26-Jährige berichtet, hätten einige Makler bei Terminen ihre Schwangerschaft bemerkt und dann sofort festgestellt, dass man nicht zusammenkommen könnte. Als Grund sollen sie angegeben haben, dass Kinder seitens des Vermieters nicht erwünscht seien. Die Frau möchte anonym bleiben, sie bestätigt allerdings eine NW-Recherche: Für Familien mit Kindern gestaltet sich die Suche auf dem Herforder Wohnungsmarkt schwierig. Manche sind so verzweifelt, dass sie Flyer verteilen oder Geldprämien anbieten. Doch ist es überhaupt rechtens, wenn Eigentümer Eltern aufgrund ihrer Sprösslinge eine Absage erteilen? Das sagt die Expertin "Vermieter dürften theoretisch sogar in die Annonce schreiben, dass sie nur an Singles oder Paare ohne Kinder vermieten möchten", klärt die Juristin Martina Wenzel, Geschäftsführerin des Vereins der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer Herford, auf. Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sei weder die Frage nach dem Familienstand, also auch nach der Kinderzahl, noch die Entscheidung für oder gegen einen Mieter gerade wegen der Kinder verboten. Dieser mangelnde Schutz von Familien werde zwar vielfach kritisiert und mag, gerade bei großen, rein wirtschaftlich orientierten Vermietern auch moralisch bedenklich sein, ist aber vom Gesetz gedeckt, so Wenzel. Ohnehin greife der Schutz vor Diskriminierung im Bereich der Wohnungsvermietung nur sehr begrenzt, weil es für Kleinvermieter (unter 50 Wohneinheiten) und Vermieter, die mit dem Mieter im selben Haus wohnen, umfangreiche Ausnahmen gebe. Überteuerte Mieten in Herford? Auch Maria T. hat von dieser Rechtslage gelesen, kann sie jedoch kaum akzeptieren. Sie kritisiert außerdem viele Annoncen mit falschen Hinweisen. Häufig hieße es darin, dass die Wohnungen saniert und renoviert seien. "Vor Ort haben wir mehrmals festgestellt, dass das nicht der Fall ist und wir selbst Hand anlegen hätten müssen." Manchmal seien sie auch auf verwahrloste "Messi-Wohnungen" gestoßen, aus denen sie direkt herausrannten. Bei einem Objekt hätten sie erst drei Monate zur Probe wohnen müssen. Danach wollte der Vermieter schauen, ob es passt. Insgesamt haben sich die Mieten in den vergangenen Jahren moderat erhöht, wie der neue Mietspiegel zeigt. Von Summen wie in den Großstädten sei man noch weit entfernt, sagen Experten wie WWS-Geschäftsführer Magnus Kasner. Das Paar ist jedoch nicht bereit, für überteuerte Preise zu zahlen. Eine Kaltmiete für 750 Euro und 75 Quadratmetern sei ihnen zu hoch. Beide haben feste Arbeitsverträge, ihre Jobs und ihren Bekanntenkreis in Herford. Deswegen wollen sie nicht weiter wegziehen. Beiden stört auch, dass es die Hosen bei der Mietauskunft herunterlassen muss. "Wir geben alles von uns preis und erhalten dann keine Antwort oder wenigstens eine Absage." Das Positive an ihrer Suche ist, dass sie ihre jetzige Wohnung in der Nähe der Kastanienallee nicht verlassen müssen. Sie haben keine Kündigung erhalten oder selbst eine verfasst. Vom Wohn- und Wirtschafts-Service Herford (WWS), ihrem aktuellen Vermieter, sind sie enttäuscht, weil Reparaturen nicht vorgenommen und andere Kritikpunkte nicht verbessert wurden. Im Dezember erwarten sie ihr erstes Kind. So wie es aussieht, wird es in keiner neuen Wohnung die ersten Nächte verbringen.

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