Die Mieten in Herford sind hoch - warum private Vermieter dennoch klagen

Herford. Wer in Herford zur Miete wohnt, kennt das Thema: Die Mieten steigen seit Jahren kontinuierlich, mittlerweile gibt, wie berichtet, jeder dritte Mieter in der Werrestadt rund 30 Prozent seines Einkommens für diesen Posten aus. Nun schildern private Vermieter die Dinge aus ihrer Sicht. &bdquo;Die Kosten für die Renovierung und Instandhaltung einer Wohnung sind sehr hoch“, schildert ein Herforder Vermieter, der nach eigener Angabe zwei Wohnungen anbietet und namentlich nicht genannt werden möchte. &bdquo;Ich höre das täglich in den Beratungen“, sagt Dirk Stermann vom Verein Haus und Grund in Herford auf Anfrage der Neuen Westfälischen. &bdquo;Natürlich ist Wohnen ein teures Gut geworden in Deutschland“, fügt Stermann hinzu. Doch er gibt zu bedenken, dass auch Vermieter erhebliche Kosten zu stemmen hätten, bevor sie eine Wohnung vermieten könnten. Dies sei gerade für private Eigentümer von Wohnraum eine große Herausforderung. Der Neubau von Wohnungen sei erheblich teurer als noch vor 20 oder 30 Jahren. &bdquo;Das kann kein Vermieter ohne Kredit stemmen“, so Stermann. Auch Wohnungen im Bestand seien teuer im Unterhalt. &bdquo;Bei älteren Wohnungen sind oft teure Renovierungen nötig.“ Wohnungen in einem ordentlichen Zustand zu halten, sei in Deutschland Pflicht des Vermieters, gibt Stermann zu bedenken. Seit 15 Jahren die Miete nicht erhöht Lesen Sie auch: Mieten steigen: So viel zahlen Herforder im Schnitt mehr für ihre Wohnung Fast 70 Prozent aller Mietwohnungen würden hierzulande nicht von großen Konzernen, sondern von privaten Vermietern zur Verfügung gestellt, die oftmals nur ein bis zwei Wohnungen anböten. &bdquo;Oft gibt es hier Leute in der Beratung, die seit 15 Jahren die Miete nicht erhöht haben“, berichtet Stermann. Dies seien keine Einzelfälle. Der Verein Haus und Grund betreut in Herford rund 1.000 Wohnungen im Bestand. &bdquo;Ich habe hier keine professionellen Vermieter“, betont der Experte. Bei den Beratungsgesprächen höre er nicht selten den Satz: &bdquo;Ich habe keine Lust mehr.“ Eine solche Aussage sei auf diverse Gründe zurückzuführen. Die Nebenkosten als &bdquo;zweite Miete“ zu bezeichnen, wie dies oft gemacht werde, sei &bdquo;irreführend“. Denn das seien Kosten, &bdquo;die in der Regel vom Vermieter schon bezahlt worden sind“. Er gehe bei Posten wie den Energiekosten, den Versicherungsgebühren oder der Grundsteuer für ein Jahr in Vorlage. Der Begriff von der zweiten Miete erzeugt aus Stermanns Sicht also &bdquo;ein windschiefes Bild“. Wohnung bei Mieterwechsel oft in schlechtem Zustand Lesen Sie auch: Wie steht es um Mieterhöhungen in Herford? In Deutschland, so der Immobilienexperte weiter, gebe es ein soziales Mieterschutzrecht. Das bedeute, dass der Schutz der Mieter im Mittelpunkt stehe. Doch dies benachteilige mitunter die Interessen desjenigen, der die Wohnung zur Verfügung stelle. Stermann nennt ein Beispiel: &bdquo;Oft ist die Wohnung beim Mieterwechsel in einem schlechten Zustand.“ Doch wenn der Vermieter eine Abnutzung des Objekts geltend machen wolle, die über die normale Mietnutzung hinausgehe, müsse er dies vor einem Gericht einklagen. Auch die Eigenbedarfskündigung aus gutem Grund werde immer schwieriger, wie Stermann berichtet, der selbst Rechtsanwalt ist. So wolle der Gesetzgeber eine Pflegesituation als Grund für eine solche Kündigung abschaffen. Dies gelte für Fälle, wenn ein betagter Hausbesitzer die zweite Wohnung künftig nicht mehr vermieten wolle, weil ein Kind in diese Wohnung einziehen wolle, um künftig die Pflege der Eltern zu übernehmen. Auch die Einführung einer Mietpreisbremse schaffe bei der Neuvermietung einer Wohnung &bdquo;erhebliche Motivationsprobleme“ für den Vermieter. Mieterhöhungen seien in Deutschland ohnehin reguliert, gibt Stermann zu bedenken. Die ortsübliche Vergleichsmiete sei hier in der Regel der Maßstab. Erhöhungen seien zudem grundsätzlich nur nach Vorankündigungen möglich. Politik sollte es privaten Vermietern nicht noch schwerer machen Lesen Sie auch: So viele Wohnungen müssten jedes Jahr im Kreis Herford neu gebaut werden Stermann ist sich auch bewusst, dass man jedes Mietverhältnis individuell betrachten müsse. Doch alles in allem erhebt der Experte die Forderung, dass die Politik es privaten Einzelvermietern nicht noch schwerer machen dürfe. Der Bundesverband Haus und Grund in Deutschland hat jüngst Ergebnisse einer Befragung von 9.000 privaten Vermietern von Wohnraum vorgestellt, die unter anderem ergab, dass bei Berücksichtigung notwendiger vermietungsbedingter Ausgaben 31,8 Prozent der Befragten angab, dass die Einnahmen gerade die laufenden Ausgaben decken. Bei 13 Prozent der Befragten liegen die Ausgaben demnach sogar über den Einnahmen. Rund 40 Prozent der Befragten planen laut Umfrage Investitionen in energetische Maßnahmen – die sie meist aus Eigenmitteln finanzieren wollen. Gleichzeitig benennen viele gravierende Hemmnisse: 64,7 Prozent sehen eine fehlende Rentabilität, 35 Prozent verweisen auf komplizierte Anforderungen im Mietrecht und 30,2 Prozent auf bürokratische Hürden. Kai Warnecke, Präsident von Haus und Grund Deutschland, fordert deshalb: &bdquo;Damit diese Eigentümer in der breiten Masse in eine klimaneutrale Energieversorgung der Wohnungen und in den Abbau von Barrieren investieren können, brauchen wir endlich wieder ein Mietrecht mit Augenmaß.“ Eine Debatte, die auch in Herford weiter geführt werden dürfte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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