Kleintiere von Wohnungslosen bleiben obdachlos

Herford. "Ich muss draußen bleiben." Der Hinweis an vielen Lebensmittelgeschäften gilt Hunden. Er könnte auch an den Eingängen zu Obdachloseneinrichtungen der Stadt stehen, denn hier ist es Wohnungslosen nicht erlaubt, ihre Kleintiere mit hinein zu nehmen. Die Verwaltung hatte im Auftrag des Sozialausschusses geprüft, ob bei schweren Unwetterlagen eine Ausnahme möglich wäre. Doch es wird wohl beim Verbot bleiben. Auch eine andere Möglichkeit, die Tiere vorübergehend in Obhut zu geben, scheint nicht in Sicht. Unklar ist indessen, wie groß der Bedarf überhaupt ist. Das soll die Verwaltung bis zu einer nächsten Sitzung klären - auch durch ein Gespräch mit Bettina Schelkle vom Sozialberatungsdienst (SBD) der Evangelischen Diakoniestiftung. Die Diakoniestiftung stellt Wohnungen, Gemeinschaftsunterbringungen und Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnungslose im Auftrag der Stadt zur Verfügung. Schelkle war zu einem anderen Tagesordnungspunkt im Ausschuss und deutete an, dass sich etwa in der Unterkunft Werrestraße Tierhalter gegenseitig helfen. Hier gibt es auch Wohnungen, in denen Tiere erlaubt sind. Die Werrestraße ist aber auch dafür bekannt, dass sich immer wieder Konflikte entzünden. Die Suche nach anderen Immobilien blieb bisher erfolglos. Schicksal des Obdachlosen Lobo brachte Stein ins Rollen Den Stein ins Rollen gebracht hatte die CDU-Ratsfrau Saskia Pohle, angeregt vom Schicksal des Obdachlosen Lobo und seines Hundes "Kampfkrümel" . Lobo hatte im Dezember 2020 die Bahnhofsunterführung nach Beschwerden von Passanten räumen müssen, aber letztlich Unterschlupf in einem privaten Wohnwagen gefunden. Eine Wohnung suchte Lobo nach damaliger Aussage nicht. Pohle konnte an der aktuellen Sitzung nicht teilnehmen. Es geht um Tierhalter, die gar keine Wohnung wollen, und nur bei bedrohlichen Wetterlagen Unterkunft suchen, erklärte Fraktionskollegin Susanne Büttner. Saskia Pohle wolle weiterhin Ideen für Lösungen finden. Die Verwaltung sollte herausfinden, so der Auftrag an die Verwaltung, ob es möglich wäre, die Hausordnung der Einrichtungen so zu ändern, dass Obdachlose bei extremen Regenschauern, Gewittern, Sturm, Hagel, Minusgraden, Dauerfrost oder Schnee hier zusammen mit ihren Kleintieren unterkommen können. Denn irgendwo auf Zeit abgeben wollten sie ihre Tiere offenbar nicht. In den städtischen Obdachlosenunterkünften leben Menschen mit verschiedenem Bedarf an Unterstützung auf verhältnismäßig engem Raum zusammen, schreibt die Verwaltung. Um eine weitestgehend störungsfreie und menschenwürdige Unterbringung zu ermöglichen, gelte ein generelles Tierhaltungsverbot. Diese Einschränkung des Entfaltungsrechts Einzelner solle besonders die verletzlichen Bewohner schützen.Zusätzlich zur angespannten räumlichen Situation seien die sozialen Beziehungen in Obdachlosenunterkünften durch die besonderen Umstände, die die Obdachlosigkeit mit sich bringe, stark belastet. Artgerechte Tierhaltung nicht immer gesichert Die Verwaltung befürchtet zusätzliche Lärm- und Geruchsquellen sowie hygienische Beeinträchtigungen, die zu Streit führen könnten. Die Betroffenen hätten oft vielfältige Probleme, die sie daran hindern, einen artgerechten Umgang mit Tieren zu gewährleisten. Einige Bewohner ängstigen sich auch aus verschiedenen Gründen vor Tieren. Es sei auch vorgekommen, dass Bewohnerinnen und Bewohner in den Obdachloseneinrichtungen ohne ihre Tiere weitergezogen seien. Die anschließende Vermittlung der Tiere sei oft erfolglos geblieben und sie mussten im Tierheim abgegeben werden. Das Bielefelder &bdquo;Hotel für alle Felle" zwischen Jöllenbeck und Spenge wurde im Antrag an den Ausschuss als Beispiel für eine vorübergehende Unterbringung von Kleintieren genannt. Bei dem Sozialprojekt &bdquo;Tierpension" der AIDS-Hilfe Bielefeld e.V. steht aber laut Verwaltung die beruflichen Qualifizierung langzeitarbeitsloser Menschen mit und ohne HIV im Mittelpunkt, nicht die Unterbringung von Tieren Obdachloser.

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