Einem Viertel aller Gebäude in Herford droht Überflutung

Herford. Vor enormen Starkregenfällen ist keine Stadt geschützt. Auch nicht Herford. Der Deutsche Wetterdienst spricht von einem "extremen Unwetter" wenn innerhalb einer Stunde 40 Millimeter Wasser fallen (1 Millimeter Niederschlag bedeutet 1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter). In Hagen waren es Mitte Juli 80 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde. Dieses Szenario hat der Immobilien- und Abwasserbetrieb (IAB) auf Herford übertragen. Die Schäden wären immens. "Bis zu 4.000 Liegenschaften würden überflutet werden", sagt Gerhard Altemeier, technischer Betriebsleiter vom IAB. Das heißt, jedes vierte Gebäude in der Hansestadt ist gefährdet. Eindrucksvoll zeigt das eine Gefahrenkarte auf, die schon 2019 entwickelt worden ist. Altemeier sagt eindringlich: "Wir werden massive Probleme haben. Wir können uns nicht zurücklehnen." Der Rathaus-Keller stände unter Wasser Solche Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf. 2002 traf es das Erzgebirge, 2014 Münster, 2021 Hagen, so Altemeier. Würde es Herford treffen, stände nicht nur der Keller des Rathauses unter Wasser. Auf der Karte, die im Geo Portal des Kreises Herford einzusehen ist, ist das Rathaus orange eingefärbt. Hier würde das Wasser mehr als 30 Zentimeter hochstehen. Auch die Münsterkirche oder die Altstadt-Galerie inklusive dem neuen Rossmann/C&A-Komplex werden als hoch eingestuft. Bei den Bereichen die lila eingefärbt sind - etwa das Jahnstadion - gehen die Experten bei ihren Berechnungen davon aus, dass das Wasser hier bis zu einem Meter steigen könnte. Die Kanäle könnten solche Wassermengen nicht abfangen, so Altemeier. "Wir können keinen Kanal bauen, der das 100-jährige Hochwasser bewältigen kann", sagt er im jüngsten IAB-Ausschuss. Das könne sich keine Stadt leisten. Altemeier: "Wir brauchen andere Gedanken als den eines größeren Kanals. Wir brauchen Schutzmechanismen." "Das Wasser muss in der Stadt zugelassen werden" Die Frage laute vielmehr, wie eine Stadt in Zukunft mit Wasser umgehen kann. Altemeier wirft den Begriff Schwammstadt in den Raum. Das Konzept sieht vor, dass Regenwasser dort aufzunehmen und zu speichern, wo es fällt, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. "Das Wasser muss in der Stadt zugelassen werden." Etwa durch Versickerung. Auch seien Wasserspeicher im Straßenkörper und Notwasserwege zu prüfen, so der IAB-Betriebsleiter. Ein Beispiel sei die Maiwiese. Dort ist der Bordstein abgesenkt worden, so dass hier das Wasser nun stehen kann. Derzeit werde eine Risikoanalyse für die bei Hochwasser am stärksten betroffenen Gebäuden durchgeführt. Und die liegen nicht nur direkt an den Flüssen. Sie sind über das Stadtgebiet verteilt, es komme auf die Topografie an. Etwas Positives kann Altemeier aber auch berichten. Die Experten haben auch die Fließgeschwindigkeitberechnet und geschaut, ob Gefahr durch Unterspülung oder Erosionen besteht. Auf Grund der leicht hügeligen Topografie würden in Herford wohl kaum Wassergeschwindigkeiten von 40 km/h auftreten. Nach jetzigem Kenntnisstand ist die Gefahr von Unterspülung und Erosionen gering. Eigentümer tragen Eigenverantwortung Das Bundesamt für Kartografie und Geodäsie lässt derzeit ebenfalls Gefahrenkarten erstellen. Auch hier werde mit Werten von 90 mm/h gerechnet. Die Karten sollen im September vorliegen. Dann wird die Stadt die eigenen und die Karten des Bundesamts vergleichen und weitere Schlüsse ziehen. Altemeier rät aber schon jetzt jedem Hausbesitzer, sich die Gefahrenkarte über das Geo Portal anzusehen, zu schauen, wie das eigene Gebäude betroffen wäre und zu handeln. "Hier ist die Eigenverantwortung der Eigentümer gefragt." Künftig sollen daher auch wieder Bürgerveranstaltungen zum Thema angeboten werden.

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