Herford

Feierlaune beim Open-Air-Konzert der NWD-Philharmonie

Die Musiker Jonathon Heyward und Anastasia Churakova begeistern auf dem Rathausplatz. Stürmischer Applaus ist der verdiente Lohn.

Stimmungsvoll in Szene gesetzt: Die NWD unter ihrem neuen Chefdirigenten Jonathon Heyward | © Philipp Tenta

26.08.2021 | 26.08.2021, 16:04

Herford. Bereits anderthalb Stunden vor Konzertbeginn füllte sich der Herforder Rathausplatz. Vor dem Eingang waren strenge Sicherheitskontrollen zu absolvieren. Zudem gab es dort eine mobile Teststation. Dahinter entwickelte sich entspannte Feierlaune dank der „Drei-G-Regelung. Bereits der Soundcheck und die Einspielproben der Nordwestdeutschen Philharmoniker steigerten die Stimmung.

Der blaue Himmel versprach einen entspannten Open-Air Abend und tatsächlich geduldete sich der später einsetzende Regen, bis alle Zuhörer nach dem Konzert auf dem Heimweg waren. Niemand ließ sich während dem Konzert von neckischen Windböen, die mit den Partituren der Musikern spielten, sporadisch einsetzenden Kirchenglocken oder begeistert mitsingenden Sitznachbarn irritieren, um diesen Abend zu genießen.

Bürgermeister Tim Kähler begrüßte herzlich Publikum, Philharmoniker und vor allem ihren neuen Chefdirigenten Jonathon Heyward und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Vorgarten seines Arbeitszimmers künftig nicht mehr als Parkplatzm sondern vor allem als kulturelle Begegnungsstätte im Bewusstsein der Herforder Bürger verankert wird.

Es gab auch weniger Bekanntes zu entdecken

Sicher freuten sich die meisten Gäste besonders auf eine willkommene Wiederbegegnung mit absoluten Höhepunkten der populären Romantik. Ein schwungvoller Can-Can von Jacques Offenbach, eine verträumte Dornröschen-Suite von Tschaikowsky oder eine mitreißende Wilhelm-Tell-Ouvertüre von Rossini, mit der das Publikum in die Pause zum kulinarischen Wohlfühlprogramm der Markthalle gehetzt wurde. Doch es gab auch weniger Bekanntes zu entdecken, wie das symphonische Zwischenspiel „Hexensabbat" aus Puccinis erster Oper „Le Villi".

Singt sich in die Schwerelosigkeit: Anastasia Churakova - © Philipp Tenta
Singt sich in die Schwerelosigkeit: Anastasia Churakova | © Philipp Tenta

Packend und klanglich ausgefeilt vorgetragen, wunderte man sich darüber diese Komposition niemals in einer „Best of Classics" Hitliste gefunden zu haben.Die junge lyrische Sopranistin Anastasia Churakova ist zur Zeit sicher noch ein Geheimtipp in der Klassikszene, wird es aber sicher nicht mehr lange bleiben. Obwohl an diesem Abend ein rein romantisches Programm angesagt war, liegen zwischen den von ihr ausgewählten Werken musikalische Welten. Große Emotionen bei Puccinis „La Boheme", spöttische Ironie in der Fledermaus von Johann Strauss, tiefe Schwermut mit Dvoráks Lied an den Mond.

Dirigiert seine Philharmoniker mit Fingerspitzengefühl: Jonathon Heyward - © Philipp Tenta
Dirigiert seine Philharmoniker mit Fingerspitzengefühl: Jonathon Heyward | © Philipp Tenta

Herausforderungen bewältigt sie mit Bravur

Der aus Russland stammenden, heute in Salzburg lebenden Sängerin gelingt es scheinbar spielerisch, in die unterschiedlichsten Rollen, Sprachen und Stilmittel einzutauchen. Virtuose Koloraturen und beeindruckende Spitzentöne werden bei ihr nie zum technischen Kraftakt, sondern bleiben freudvolle Herausforderungen, die mit Bravur bewältigt werden.

Das Publikum des beinahe ausverkauften Rathausplatzes genoss die Wiederbegegnung mit den Philharmonikern und feierte mit Beifallsjubel nicht nur Solistin, Dirigent.und Orchester sondern sicher auch die wiedergewonnene Freiheit.